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Spiel ohne Regeln (German Edition)

Spiel ohne Regeln (German Edition)

Titel: Spiel ohne Regeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Voraus zermarterte.
    Er parkte den Pick-up ein gutes Stück entfernt, dann schlenderte er durch das exklusive Wohnviertel. Die Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach der Bäume, die sich im Wind wiegten, und erzeugten ein lebendiges Spiel aus Licht und Schatten auf dem Untergrund, der noch immer wohlriechend und feucht war von dem Wolkenbruch der letzten Nacht. Es war wunderschön … Dazu das Zwitschern der Vögel, das Rauschen des Windes.
    Doch das Einzige, was Nick sah, war diese nackte Frau auf dem Fußboden, ihre hervorquellenden Augen, die Abdrücke der Hände, die ihren Hals gewürgt hatten. Das Bild hatte sich in seine Netzhäute eingebrannt.
    Die lange, geschwungene Einfahrt lag nun direkt vor ihm. Das würde niemals klappen. Als er bei dem Wagen ankam, zog er den Schutzfilm von dem starken Klebstoff an der Rückseite des Senders, dann bückte er sich, als würde er seinen Schuh überprüfen. Dabei fixierte er das Ding verstohlen unter der Stoßstange. Die Hände in den Hosentaschen stand er auf und betrachtete die Villa.
    Mathes war zu Hause, weshalb er besser zusehen sollte, dass er von hier wegkam. Es machte keinen Sinn, sich noch weiter aus dem Fenster zu lehnen, nachdem er den Wagen jetzt verwanzt hatte. Er riskierte nur, den Kerl zu warnen und damit sein Bindeglied zu Zhoglo und dessen mysteriösem Projekt zu verlieren.
    Trotzdem ging er näher und näher, als würde das Haus ihn magisch anziehen. Er starrte hinauf zu der breiten, verschnörkelten Veranda, doch die stetige Erinnerung an Dianas bleichen, verdrehten Körper überlagerte den Anblick der hübschen alten Villa.
    Er kam gerade wieder zur Vernunft, wollte kehrtmachen und verschwinden, als die Tür aufging. Ein Adrenalinstoß schoss durch seine Adern.
    Eine elegante, schlanke blonde Frau in den Vierzigern trat auf die Veranda. »Ja?«, fragte sie argwöhnisch. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Nick tat das, was er in solchen unerwarteten Situationen immer tat: Er öffnete seine große Klappe und legte los.
    »Ich würde gern Dr. Mathes sprechen«, sagte er. »Ich bin ein Kollege.«
    Die Augen der Frau wurden schmal. Sie war auf eine unterkühlte, übertriebene Weise bildschön. Vielleicht hatte sie sich unters Messer gelegt, um ihre Kinnpartie so straff und ihre Augen und Stirn so faltenfrei zu halten. Schwer zu sagen.
    »Er schläft«, entgegnete sie. »Er war die ganze Nacht in der Klinik, um eine Nottransplantation durchzuführen. Ich fürchte, ich kann ihn im Augenblick nicht wecken.«
    »Ach, wie schade«, meinte Nick. »Dann ein andermal. Sie sind Mrs Mathes?«
    »Ja, das bin ich.« Sie machte einen Schritt nach vorn und legte die Hand an eine der Verandasäulen. »Soll ich ihm ausrichten, dass Sie da waren, Dr. … ?«
    »Warbitsky.« Sein Geburtsname war längst in Vergessenheit geraten, stand in keinem seiner Papiere, damit eignete er sich perfekt als Wegwerf-Pseudonym.
    Ihre Augen verengten sich zu hellblauen Schlitzen. »Ich erinnere mich nicht, Sie schon einmal gesehen zu haben. Worauf sind Sie spezialisiert, Dr. Warbitsky?«
    »Pathologie«, behauptete er. Was nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt war.
    Doch Mathes’ Frau kaufte es ihm nicht ab. Sie kam die Treppe hinunter auf ihn zu, in ihrem Gesicht ein seltsamer, fast begieriger Ausdruck. Etwa zwei Meter vor ihm blieb sie stehen.
    »Sie sind kein Arzt.« Ihre Stimme bebte vor Anspannung. »Sie lügen.«
    Er blieb stumm, wartete still ab, worauf sie abzielte.
    »Warum sind Sie hier?« Ihre Stimme wurde zunehmend schriller. »In was ist mein Mann verwickelt?«
    Jetzt, wo sie nahe genug war, erkannte er die geschickt mit Make-up kaschierten Sorgenfalten unter ihren Augen. Ihre extreme Schlankheit. Sie war keine dumme Frau. Sie witterte, dass etwas faul war, und es behagte ihr nicht.
    Nun, das sollte es auch nicht. Nick schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Sagen Sie es mir!« Sie schrie nun fast. »In was ist er verstrickt?«
    Er atmete langsam aus, um sich eine Sekunde Zeit zu verschaffen und zu entscheiden, ob dies ein Fehler war oder nicht. Dann war es zu spät. Er sah wieder Dianas hervorquellende Augen vor sich.
    »In nichts Gutes, Ma’am«, antwortete er ruhig.
    Mit einem Satz war sie bei ihm und griff nach seinem Arm. »Ich habe zwei Kinder«, sagte sie scharf. »Zwei kleine Mädchen.«
    Er blickte auf ihre weiß-rosa manikürte Klaue, die sich vor Nervosität zitternd in seinen Arm grub. »Dann gebe ich Ihnen einen guten Rat«, erwiderte Nick. »Nehmen Sie Ihre

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