Spiel ohne Regeln (German Edition)

Das ist eine super Idee … Warte eine Sekunde … « Es folgte Gemurmel, dann war Josh wieder am Hörer. »Nadia fragt, ob du nicht einfach herkommen möchtest. Wir könnten zusammen brunchen oder zu Mittag essen! Dann kannst du dich selbst davon überzeugen, dass sie etwas Besonderes ist. Sie will dich unbedingt kennenlernen. Ich habe ihr erzählt, dass du Carrie und mich praktisch großgezogen hast, und sie sagt, dass sie und ihre kleine Schwester nach dem Tod ihrer Mutter in Moldawien genau wie … «
    »Josh, ich kann nicht«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich stecke in Schwierigkeiten, und ich muss … «
    »Natürlich kannst du! Erzähl mir alles, wenn du hier bist! Ich simse dir die Adresse. Komm bitte! Ich werde mein Handy wieder ausschalten. Ich wünsche mir wirklich, dass du kommst. Einverstanden?«
    »Josh, bitte, ich … «
    Klick . Die Verbindung war unterbrochen. Becca starrte bestürzt auf ihr Handy. Sie wählte die Nummer noch mal, aber natürlich hatte Josh Wort gehalten und sein Telefon ausgeschaltet. Sie hätte vor Frust schreien können.
    Sie hasste diese Verführerin Nadia schon jetzt. Wer auch immer sie war, musste sie ausgerechnet jetzt auftauchen, zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, und Joshs Hirn außer Gefecht setzen?
    Eigentlich war das ein bisschen unfair in Anbetracht ihrer eigenen stürmischen Romanze und des Zustands, in dem sich ihr eigenes Hirn befand.
    Trotzdem. Möge Gott ihnen allen beistehen! Sie versuchte es wieder auf Carries Nummer. Noch immer kein Freizeichen. Becca wünschte, sie hätte das Josh gegenüber erwähnt, bevor er sein Telefon ausgeschaltet hatte.
    Ihr Handy piepste. Eine SMS . Sie las die Nachricht: 855 Gavin Street. Gartenwohnung. Wir sehen uns dort!
    Mist! Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als dort hinzufahren und dem liebeskranken Bengel eigenhändig die Ohren lang zu ziehen. Sollte sie ihn allein zu fassen bekommen, ohne Nadia, den perfekten schillernden Engel, als Zuhörer, würde sie ihm die ganze hässliche Geschichte erzählen. Die nackte, unzensierte Wahrheit. Vielleicht würde ihn das zur Vernunft bringen. Sie konnte es nur hoffen.
    Becca beugte sich nach vorn, um den Taxifahrer auf sich aufmerksam zu machen. »Entschuldigen Sie bitte, Sie müssen mich zu einer anderen Adresse bringen. Kennen Sie die Gavin Street?«
    Nick wusste selbst nicht, warum er bei Richard Mathes’ Haus vorbeifuhr. Es wäre idiotisch, den Mann wissen zu lassen, dass sie ihm auf den Fersen waren, denn das würde jede Chance, ihn zu observieren, zunichtemachen. Trotzdem würde er das Risiko eingehen und Mathes’ Wagen heimlich mit einem Peilsender verwanzen, in der Hoffnung, dass es sich lohnte.
    Er war überrascht, wie sehr ihn der Fund von Diana Evans’ Leichnam erschütterte, nachdem solche Bilder ihn für gewöhnlich erst lange danach aus dem Hinterhalt attackierten. Er konnte sich einbilden, völlig cool und die Ruhe selbst zu sein, bis er dann feststellte, dass sie ihm einen Monat lang den Schlaf raubten.
    Hinter Evans’ Ermordung steckte eindeutig Zhoglo, aber Nick war überzeugt, dass dieser Wichser Mathes ebenfalls seine Hände im Spiel hatte.
    Er fuhr an dessen Haus vorbei. Was für ein riesiger Kasten! Er nahm an, dass berühmte Herzchirurgen ganz ordentlich verdienten, aber dieses Haus sah nach mehr als nur einem ganz ordentlichen Verdienst aus. Es stank nach einem Riesenvermögen.
    Mathes lebte in einer ausladenden weißen Prachtvilla. Drei Stockwerke, verschnörkelter viktorianischer Jahrhundertwendestil, spitze Türmchen und Erkerfenster. Sie erinnerte mehr an ein Törtchen als an ein Zuhause. Dazu der große, landschaftsgärtnerisch perfekt gestaltete, blühende Garten mit einem weitläufigen Rasen, auf dem majestätische, jahrhundertealte Bäume standen.
    Nick fuhr eine weite Schleife und besah sich das Ganze von der anderen Seite. Der schwarze BMW mit dem Kennzeichen, das Davy ihm genannt hatte, stand in der Einfahrt, nicht in der Garage. Nick fasste das als Wink des Schicksals auf, den Wagen diskret mit einem GPS -Sender zu bestücken. Fünf Tage Batterielaufzeit, um den guten Doktor mittels X-Ray Specs zu überwachen. Perfekt.
    Sollte er jemandem auffallen, war es eher unwahrscheinlich, dass er sich als Zeuge Jehovas oder Staubsaugervertreter würde ausgeben können, aber egal. Er verließ sich auf sein Improvisationstalent. In der Regel brachten ihn seine intuitiven Problemlösungen häufig weiter, als wenn er sich das Gehirn wegen eines Notfallplans im