Spiel ohne Regeln (German Edition)
dass sie über Geschäftliches später sprechen würden.«
Er nickte und drehte sich weg.
Becca hatte es satt, von ihm abgefertigt zu werden. Sie griff in seine Haare. »Du siehst aus wie ein Höhlenmensch mit diesen zotteligen Strähnen«, stellte sie fest.
Er trank einen Schluck Kaffee. »Ich bin ein Höhlenmensch.«
Sie rieb eine wirre Locke zwischen ihren Fingern. »Du solltest eine Spülung verwenden, bevor du sie kämmst.«
»Ich werde mir nicht die Mühe machen, sie zu kämmen, sondern sie einfach abschneiden. Ich bin es sowieso leid, wie ein Bernhardiner auszusehen.«
Das überraschte Becca. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du wohl mit kurzen Haaren aussiehst.«
Nick zuckte die Schultern. »Ich muss mein Aussehen verändern. Je krasser, desto besser.« Er sah sie über seine Schulter an, und seine Augen wurden schmal. »Und du auch. Du könntest die Haare blond färben. Auf jeden Fall musst du sie abschneiden. Besorg dir farbige Kontaktlinsen! Heute noch. Und am besten verlässt du für immer die Stadt.«
Sie war fassungslos. »Aber das geht nicht! Ich habe einen Job! Ich habe Verpflichtungen!«
»Wen interessiert das? Sortier deine verdammten Prioritäten neu! Zumindest dann, wenn du am Leben bleiben willst. Wenn du tot bist, kannst du deinen Verpflichtungen ohnehin nicht nachkommen.«
»Na toll! Sind wir also wieder bei dem erbaulichen Thema, dass ich eines grausigen Todes sterben werde? Dafür ist es noch ein bisschen früh am Tag.«
Er warf ihr durch sein verstrubbeltes Höhlenmenschenhaar einen finsteren Blick zu. »Ich versuche nicht, dich runterzuziehen, sondern will dich dazu bringen, der Realität ins Auge zu sehen.«
Der Realität ins Auge sehen, von wegen! Sie schnaubte und musste plötzlich an Justin und Kaia im Krankenhaus denken. »Wie kommt es, dass neuerdings jeder Mann von mir verlangt, der Realität ins Auge zu blicken? Justin hat mir ebenfalls eine Menge Zeug über mich erzählt, das ich nicht hören wollte, aber du schlägst ihn um Längen, Nick.«
»Justin?« Dann fiel bei ihm der Groschen. »Ach ja! Das Arschloch. Der Kerl, der dieses andere Mädchen genagelt hat. Der, dessen Foto du in den Müll geschmissen hast. Also bin ich noch schlimmer als er.«
Sie verschluckte sich an ihrem Kaffee. »Nein, das stimmt nicht«, wehrte sie hustend ab. »Ich nehme es zurück. Er war schlimmer.«
Nick wirkte perplex. »Inwiefern? Hat er dich mit zwei Mädchen gleichzeitig betrogen?«
»Nein«, fauchte sie. »Er … «
»Hat er es mit einem Mann getrieben? Ist er ans andere Ufer gewechselt?«
»Könntest du die Klappe halten und mich ausreden lassen?«
Er machte eine Geste, als würde er einen Reißverschluss über seinem Mund zuziehen.
»Du musst versprechen, dass du nicht lachst«, befahl sie.
»Ich lache selten«, beruhigte er sie. »Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Außerdem hast du mir einen Teil davon schon erzählt.«
Sie presste die Hände an ihre Wangen, die trotz der Gänsehaut auf ihrem restlichen Körper heiß wurden. »Aber keine Details. Es war der Abend unserer Verlobungsparty. Da war dieses Mädchen, Kaia. Ich kannte sie nicht. Eine befreundete Kollegin von Justin. Gebräunte Beine bis unters Kinn, blonde Dreadlocks, Nasenpiercing, Batikbluse – Barbie meets Woodstock. Eine tollkühne Abenteurerin. Sie fesselte die Anwesenden mit Geschichten über ihre Trekkingtouren in Nepal oder wie sie in der Südsee auf einer Jacht angeheuert hatte. Justin behauptete, nie etwas mit ihr gehabt zu haben … «
»Er hat gelogen«, fiel Nick ihr ins Wort.
Sie musterte ihn finster. »Darauf bin ich selbst schon gekommen. Jedenfalls mixte ich gerade eine Runde Daiquiries, als Justin mich fragte, ob er mein Auto nehmen könne, um Kaia zum Bahnhof zu fahren. Und ich dachte mir nichts dabei. Bis Stunde um Stunde verging.« Sie verstummte, und gemeinsam lauschten sie dem Wind, der durch die Bäume unterhalb der Veranda strich.
»Dieses hinterhältige Wiesel«, meinte Nick versonnen.
»Ja«, bestätigte sie nüchtern. »Sei’s drum! Auf jeden Fall stellte sich heraus, dass Kaia ihm im Auto orale Unterhaltung bot. Während er fuhr.«
Nick lehnte sich mit dem Rücken gegen die Brüstung, seine Miene voll wachsamer Faszination. »Wie hast du es herausgefunden? Sag mir nicht, dass er dumm genug war, es dir zu beichten!«
Sie rümpfte mit hochmütiger Missbilligung die Nase. »Nein, das hat er nicht getan. Ich erfuhr davon durch einen Anruf – aus dem
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