Spiel Satz Tod - Kriminalroman
ich dir sagte, es wäre mir am liebsten, sie ließen dich gehen?«, fragte er.
»Wieso?«, fragte ich zurück, etwas überrascht und in der Tat ein wenig verletzt.
Nun schaute er mir mit seinen grünen Augen unter den langen Wimpern voll ins Gesicht. »Weil du dann vielleicht nach Dallas kommst«, sagte er einfach.
Ich öffnete den Mund zu einer Erwiderung, aber mir fiel nichts ein.
»Zu mir. Ich möchte, dass du nach Dallas kommst und mit mir lebst. Wir könnten sogar heiraten«, sagte er, fügte dann aber rasch hinzu: »Oder auch nicht. Wie du es möchtest. Du kannst bei mir leben, mit mir leben oder mich heiraten. Ich will dich nicht verlieren, Jocelyn.«
Der letzte Satz war fast ein Schrei, inniger, als er vielleicht wollte. Er wurde blass, hielt aber meinem Blick stand.
»Alan«, begann ich, aber er hob die Hand.
»Sag nicht nein. Denke darüber nach. Ich weiß, dass es mit uns in den letzten Monaten nicht gut gelaufen ist, aber das lag an der Entfernung, nicht an uns.«
Jetzt wusste ich wenigstens, dass auch er es gespürt hatte. »Alan, ich …«
Wieder fiel er mir ins Wort. »Ich bitte dich, sag nicht nein.«
Ich quälte mir ein kleines Lachen ab.
»Wir brauchen mehr Zeit. Ich brauche mehr Zeit«, sagte ich dann. »Aber du weißt, ich kann nicht einfach packen und nach Dallas umziehen. Dir geht es doch genauso.«
»Ja, trotzdem können wir es besser machen. Ich komme von jetzt an jedes Wochenende, und wir rufen uns häufiger an. Wir können zusammen verreisen, vielleicht in deinen Weihnachtsferien. Wohin du willst. Nach London, nach Paris, nach Tahiti – du hast die Wahl.«
Ich spürte, wie sich meine Mundwinkel zu einem Grinsen verzogen. »Du versuchst mich zu bestechen.«
Auch seine Miene hellte sich auf. »Genau! Koste es, was es wolle.«
Er beugte sich über den Couchtisch und griff nach meiner Hand. Nach kurzem Zögern ließ ich sie ihm, mir seiner unmittelbaren Nähe nur zu bewusst. Er erhob sich, zog mich nach oben, kam um den Tisch herum und trat ganz dicht anmich heran. Seine Augen wurden smaragdgrün, als er die Hand hob, um meine Wange zu berühren.
Da klingelte es an der Tür – das schlechteste Timing der Welt.
Alan und ich erstarrten ungläubig, nur einen Augenblick von einer Umarmung entfernt. Ich schaute über seine Schulter zur Tür. Alan strich mir sanft übers Haar und drehte meinen Kopf ganz leicht, damit ich ihn wieder ansah. Erneut schrillte die Klingel, diesmal gefolgt von hartnäckigem Klopfen.
Mit einem Seufzer und einem entschuldigenden Blick löste ich mich von ihm. Alan murmelte etwas, das ich nicht verstand, was vielleicht auch besser war. Er fuhr sich mit der Hand durchs haselnussbraune Haar, stemmte die Hände in die Hüften und schaute auf die Tür.
Ich riss sie auf und holte schon tief Luft, um den Störenfried abzuweisen. Da schaute ich in die kühlen blauen Augen von Colin Gallagher. Der trug das schon bekannte dienstliche Outfit – braune Hose, gebügeltes Hemd und Schlips. Aber er blickte mich an, als sei ich eine Fremde. Ich spürte sein Missfallen wie den Eiswind, der von einem Gletscher herabweht.
Da ich ihn nur anstarrte, sagte er: »Darf ich hereinkommen?« Und ging an mir vorbei, ohne eine Antwort abzuwarten.
»Sicher«, konnte ich gerade noch sagen und brachte zumindest die Geistesgegenwart auf, die Tür zu schließen. An meiner Schlagfertigkeit muss ich wirklich noch arbeiten.
Als Colin Alan erblickte, stellte er sich breitbeinig hin, eine Papiertüte in der einen Hand, die andere in die Hüfte gestützt, gefährlich nahe der schweren schwarzen Pistole, die dort im Futteral steckte. Ich runzelte die Brauen und fragtemich, ob ihm klar sei, wie einschüchternd er wirke. Dann aber dämmerte mir, dass genau das seine Absicht war. Ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, musste aber feststellen, dass keiner der beiden Männer mir auch nur die geringste Aufmerksamkeit schenkte.
»Stratton«, sagte Colin, als stelle er erst jetzt Alans Anwesenheit fest.
»Was wollen Sie hier?«, gab Alan zurück. »Ich dachte, der Fall sei inzwischen abgeschlossen.«
»Ich habe mit Ihrer Freundin noch ein paar offene Fragen zu klären.«
»Ja, meine Freundin hat eine schwere Zeit hinter sich. Sie hätten besser anrufen sollen, bevor sie selbst in ihrem Haus erscheinen.«
Ich fragte mich, ob es wohl einer der beiden merken würde, wenn ich einfach aus der Haustür schlüpfte und sie bei ihrem Hahnenkampf allein ließ.
Stattdessen sagte ich: »Warum setzt
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