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Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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unverschämten Behauptungen zu einem Streit zu provozieren, wie er es mit Trainer Fred Tage zuvor in der Schule getan hatte. Inzwischen hatten alle Spieler das Training eingestellt und schauten besorgt in meine Richtung. Sie konnten nicht hören, was wir sprachen, aber auch aus der Entfernung war die Drohung in Mr. Richards’ Haltung und Gesten unschwer zu erkennen. Ich wollte nicht, dass sie sich einmischten.
    Ich straffte meinen Rücken und lehnte mich noch einmal nach links, um an seiner massigen Figur vorbeizuschauen. Dabei hoffte ich, dass er nun endlich einen Schritt nach hinten tun werde. Dann hätte ich aufstehen und mit ihm Aug in Auge sprechen können.
    Aber er tat es nicht. Sein rechter Fuß streifte den Ameisenhaufen, womit er eine kleine Lawine von trockener Erde und weißen Ameisenpuppen auslöste. Sofort ergoss sich eine ganze Flut der winzigen, aber wütenden kleinen Dinger über seinen Schuh und raste sein Bein hinauf. Im nächsten Moment sah ich den riesigen Kerl springen, schreien und fluchen, als habe er den Verstand verloren. Ich fuhr hoch und lief zur Seite, um mich selbst in Sicherheit zu bringen. Jetzt kamen auch meine Schüler angerannt, blieben aber abrupt stehen, als ihnen klar wurde, was da geschah. Mindestensdie Hälfte hielt sich die Bäuche vor Lachen. Eric stürzte herbei und versuchte die bissigen Tierchen von den Hosenbeinen seines Vaters abzuschütteln. Vor allem um die Hände des Jungen zu schützen, packte ich den großen orangefarbenen Wasserspender und riss den Deckel herunter.
    »Eric, zurück!«, rief ich dem Jungen zu. Als dieser tat, wie ihm geheißen, kippte ich das Eiswasser über Mr. Richards’ Beine.
    Dass er mir dafür überhaupt nicht dankbar war, ist eine heftige Untertreibung. Inzwischen hatte er Schuhe und Socken ausgezogen und war gerade dabei, seine Hosenbeine hochzukrempeln und die Insekten abzuschütteln, die sich bereits festgebissen hatten. Unzählige liefen aber weiter rot und zornig seine stämmigen, behaarten Beine hinauf. Am Abend würde es von unzähligen winzigen Bläschen bedeckt sein. Mr. Richards fluchte wie ein Droschkenkutscher, aber ich hatte schon Schlimmeres gehört. Vor allem wollte er der ganzen Welt wohl mitteilen, was für ein Miststück ich sei, aber das war jedem aus seinem Munde wohl nichts Neues mehr.
    Für mich überraschend reagierten die Spieler. Die beiden größten Jungen, Dillon Andrews und Travis Longman, stellten sich sofort zwischen mich und Mr. Richards, während Brittany Smith und McKenzie Mills mir zur Seite traten. Das rührte mich mehr, als ich sagen kann. Eric saß einen Augenblick lang völlig erstarrt am Boden, wo er gelandet war, bestürzt über den Unflat, der da aus dem Mund seines Vaters kam. Dann aber rappelte er sich auf und packte ihn am Arm. Einen Moment lang fürchtete ich, Mr. Richards werde seinen Sohn schlagen.
    »Steig ein, Eric!«, brüllte er im Befehlston. »Wir fahren!« Eric trat einen Schritt zurück. »Nein. Ich … kann nicht.Das Training ist noch nicht zu Ende.« Er warf mir einen verzweifelten Blick zu.
    »Das ist in deinem Interesse. Und nimm deinen Schläger mit. Hier bist du das letzte Mal gewesen.«
    Ich machte mich sanft von McKenzies Griff frei und trat vor. »Ich fürchte, das ist nicht möglich. Eric kann nicht einfach verschwinden. Er ist in der Tennisklasse eingeschrieben und hat jeden Tag zu dieser Unterrichtsstunde zu erscheinen. Und auch jetzt kann ich ihn nicht einfach ohne die schriftliche Genehmigung des Schulsekretariats vom Unterricht befreien. Da müssen Sie sich schon dorthin begeben und sich eine besorgen.«
    Der zweite Teil war eine Lüge. Wir hatten an diesem Tag bereits Unterrichtsschluss. Die Schüler konnten zum Training kommen und gehen, wann sie wollten. Aber ich musste der Sache einen offiziellen Anstrich geben. Mr. Richards’ roter Kopf färbte sich noch dunkler. Jetzt erwartete ich entweder eine Explosion oder einen Herzinfarkt, aber er fuhr herum und stapfte in Richtung seines schwarzen Gefährts, wobei er dem Wasserspender einen heftigen Tritt versetzte.
    Schweigend sahen wir zu, wie er wendete und dann mit quietschenden Reifen davonschoss.
    Als er endlich fort war, wandte ich mich den Spielern zu, deren erschütterte Mienen mir Sorge bereiteten.
    »Euch allen …«, ich stockte, weil ich nicht wusste, wie ich meine Gefühle ausdrücken sollte. Dann sagte ich nur: »Danke.«
    Alle blickten mich zufrieden an. Ich schaute auf die Uhr. Der ganze Zwischenfall hatte

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