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Spiel - Sprache des Herzens

Titel: Spiel - Sprache des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stoecklin-Meier
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Märchen leben »Gut« und »Böse« gleichzeitig nebeneinander und schaffen so Konfliktsituationen. Am Ende der Geschichte lösen sich die Probleme, Gefahren und Nöte auf und wenden sich zum Guten. Um die Spannung der Geschichte bis zu ihrer Auflösung zu ertragen, brauchen die kleinen Zuhörer für ihre Märchenstunde ein Klima der Geborgenheit und die Gewissheit, dass am Ende alles gut wird.
    Kinder geraten beim Zuhören in den Zauberbann der Märchenwelt. Märchen stehen im wunderbaren Gegensatz zur Schnelllebigkeit unserer heutigen Zeit. Sie scheinen unsere Zeit zu bannen, für einen Moment steht sie still. Nur das Märchen zählt.

Das »Grausame« und »Böse« im Märchen
    Kinder sehen die Welt noch scherenschnittartig: »Schwarz und Weiß« - »Gut und Böse«. Für sie ist die Welt nur in Ordnung, wenn das Gute siegt und das Böse bestraft wird. Die Märchen der Brüder Grimm zum Beispiel entsprechen eindeutig diesem Seelenbedürfnis der Kinder, sonst hätten sie sich kaum seit zweihundert Jahren dieser Beliebtheit erfreut!
    Die Strafe für »das Böse« im Volksmärchen ist hart, doch aus Kindersicht »gerecht«. Beruhigend wirkt für sie, dass Märchen meist gut ausgehen und einen starken Lebensoptimismus vermitteln. Zudem gibt es selten ausweglose Situationen. »Selbst wenn Rotkäppchen vom Wolf gefressen wird, kommt es aus dieser misslichen Lage wieder heraus.«
    Das »Gute« an der Gewalt im Märchen ist, die »Feinde« fallen einfach »tot« um. Die Gewalt wird im Volksmärchen nicht ausgeschmückt, sondern nur knapp und sachlich geschildert. Auf Kinder wirkt es befreiend, wenn das Unglück, die Gefahr und das Böse gebannt und beseitigt sind. Erst dann können Kinder aufatmen und sich freuen. Sie tanzen zum Beispiel am Schluss des Märchens »Die sieben Geißlein« um den Brunnen und singen »Der Wolf ist tot!« und die Welt ist für sie wieder in Ordnung!

Gegensätze fördern das Verstehen
    Kinder können sich Werte und Figuren im Märchen besser merken, wenn sie diese als Gegensatzpaare erleben wie etwa: gut und böse - klug und dumm - frech und freundlich - faul und fleißig.

    Im Spiel hüpfen Kinder von Rolle zu Rolle. Durch diesen Rollentausch lernen sie die Qualität einzelner Gegensätze verstehen. Es ist für die kleinen Darsteller nicht angenehm, als Schaf immer vom Wolf gefressen zu werden. Manchmal möchten sie selber zubeißen und als Wolf die Zähne zeigen... Immer nur Schneewittchen spielen kann langweilig werden, ab und zu möchten sie auch einen giftigen Apfel verschenken...
    Im Rollenspiel, in Gesprächen oder beim Zeichnen können Kinder diese unterschiedlichen Werte und Gefühlslagen der Märchengestalten altersgemäß erleben, darstellen und ausdrücken. Die Botschaft der Märchen ist eindeutig: Es gibt Probleme und Konflikte, aber man kann sie überwinden - auch wenn man sich jetzt noch schwach und klein fühlt!

Reaktionen der Zuhörer beobachten
    Wenn Kinder die Wiederholung bestimmter Märchen immer wieder verlangen und ihre Augen beim konzentrierten Zuhören leuchten, dann ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass die Geschichte bei ihnen angekommen ist. Das Märchenmotiv passt zu ihrer momentanen Gefühlslage und ihrem Alter. Sie fühlen sich zutiefst angesprochen. Beobachten wir während des Erzählens unauffällig das Verhalten der Kinder und ihre Reaktionen:
    â€¢ Hören sie fasziniert zu?
    â€¢ Sind sie vom Inhalt betroffen?
    â€¢ Entsteht Nähe und Vertrauen?
    â€¢ Verstehen sie den Handlungsablauf?
    â€¢ Passt das Märchenmotiv zum Alter und der Gefühlslage der Kinder?
    â€¢ Zeigen sie Angst, Abwehr oder Unbehagen?

    Dann sind die Kinder vielleicht zu klein, ist es das falsche Märchen, spricht sie im Moment dieses Märchenmotiv nicht an, ist die Geschichte zu lang, die Stimmung ungemütlich oder wir erzählen einfach nicht interessant genug.
    Kein Grund sich aufzuregen, auch Erwachsene lieben nicht alle gleichzeitig die gleiche Geschichte. Vertrauen wir darauf, beim nächsten Mal wird es klappen. Wenn wir das »richtige« Märchen erzählen, holt es die Kinder genau dort ab, wo sie stehen! Ein ängstliches Kind braucht ein Märchen, in dem der Held alle Gefahren besteht. Ein Kind, das Tiere liebt, freut sich über die

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