Spiel um Sieg und Liebe
diesmal ihre Augen nicht erreichte. »Hat Tad ihm schon einen Tennisschläger gekauft?«
»Sie scheinen ihn aber gut zu kennen«, meinte Mac.
»Ja.« Amys Augen richteten sich starr auf Jess. »Tennis und seine Familie – das spielt bei Tad immer die erste Rolle.«
»Ich kann mich noch gut erinnern«, mischte Madge sich in die Unterhaltung ein, »wie Jess immer ihre Fingernägel abgekaut hat, während sie Tad beim Spiel zusah. Und jetzt ist sie selbst schon Mutter. Wie schnell doch die Zeit vergeht.«
Jess streckte lachend ihre Hände vor. »Aber einige Dinge ändern sich nie. Ich kaue mir immer noch die Fingernägel ab, wenn ich meinem Bruder beim Spielen zusehe.«
Amy sah ihn zuerst. Tad trat aus dem Aufzug. Er trug schmal geschnittene schwarze Hosen und ein hellgraues Hemd. Sicher hatte er nicht bewusst dieses Hemd ausgewählt, weil es so gut zur Farbe seiner Augen passte, sondern es war einfach das erste gewesen, das ihm in die Finger gekommen war. Amy wusste, dass er nie viel Wert auf seine Kleidung gelegt hatte. Aber glücklicherweise gehörte er zu den wenigen Menschen, die anziehen konnten, was sie wollten, und trotzdem immer gut aussahen.
»Da kommt Tad!« Jess sprang auf und lief auf ihn zu. »Ich habe dir noch gar nicht gratuliert. Du hast wundervoll gespielt.«
Tad nahm seine Schwester in die Arme, aber über ihren Kopf hinweg sah er Amy an. Sie saß ganz still und sagte kein Wort.
»Nun, Starbuck, heute hast du dir dein Preisgeld wirklich verdient«, sagte Madge. »Der Professor und ich gehen mit Michael ins ›Lido‹, um ihn etwas abzulenken.«
»Dann bestell ihm, dass ich während des Spiels drei Pfund abgenommen habe«, sagte Tad.
»Ich glaube kaum, dass er sich besser fühlt, wenn wir ihm das sagen«, antwortete Madge und stand auf. »So, wir werden jetzt versuchen, ein Taxi zu bekommen. Will jemand mit uns fahren?«
Mac begriff sofort. »Jess und ich wollen auch in die Stadt.«
»Tad, was ist mit dir? Kommst du mit?« Madges Mann konnte nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken, als seine Frau ihm daraufhin ihren Absatz auf den Fuß drückte. Verblüfft sah er sich um, und allmählich dämmerte es auch ihm, dass da etwas im Gange war, von dem er keine Ahnung hatte. »Wohl nicht, hm?«, fragte er grinsend.
»Manchmal bist du wirklich unglaublich schnell«, murmelte seine Frau und wandte sich dann strahlend an den Rest der Gruppe. »Okay, wir sind so weit. Dann mal los.«
Als alle zur Tür gingen, stand Amy langsam auf und streckte Tad beide Hände entgegen. Sie sahen sich nur an, sprachen kein Wort und drehten sich dann wie auf ein geheimes Kommando um. Tad legte einen Arm um ihre Schultern, als sie zum Aufzug gingen.
6. K APITEL
Tad ließ sie auch im Aufzug nicht los. Er drückte den Knopf, und als die Tür sich öffnete, führte er Amy den langen Flur entlang.
Tad zog seinen Zimmerschlüssel aus der Tasche. Dann ließ er sie los, schloss die Tür auf und sah sie an. Noch hatte sie die Wahl. Sie ging hinein in das dunkle Zimmer.
Der Raum duftete nach ihm. Das war das Erste, was sie denken konnte. Plötzlich war die Nervosität wieder da. Sie ging durch den Raum und suchte verzweifelt nach den richtigen Worten, um eine Unterhaltung zu beginnen.
Nur schemenhaft nahm sie wahr, dass die gleiche Unordnung herrschte, die sie von ihm noch so gut kannte. Hier lag ein Hemd, dort ein Schuh. Und wenn sie den Kleiderschrank öffnen würde, wäre das einzig wirklich Ordentliche die Ansammlung von Tennisschlägern, die Tad immer sauber gestapelt auf dem Boden des Kleiderschranks aufbewahrte.
»Das Unwetter wird wohl die ganze Nacht anhalten.«
Als wollte der Wettergott ihre Worte unterstreichen, blitzte es im selben Augenblick durch die schweren Vorhänge. Amy zog sie etwas beiseite und sah hinaus in den Regen. Wenn Tad doch nur etwas sagen würde!
Sie hörte das Trommeln des Regens, der gegen das Fenster klatschte. Der Straßenlärm drang nur gedämpft herauf und wurde von dem einsetzenden Donner übertönt. Schließlich konnte sie das Schweigen nicht mehr ertragen. Sie drehte sich um und sah ihn an.
Tad stand immer noch an der Tür und blickte zu ihr herüber. Er hatte die kleine Nachttischlampe angeknipst, die in dem großen Zimmer nur schwaches Licht verbreitete.
Amy wusste, dass es kein Zurück mehr gab. Er hatte ihr noch eine Chance vorhin an der Tür gelassen. Jetzt würde er sie nicht mehr gehen lassen. Aber sie hatte keine Angst – im Gegenteil, sie war erleichtert, dass die
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