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Spiel um Sieg und Liebe

Spiel um Sieg und Liebe

Titel: Spiel um Sieg und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der Blumen, der an lauen Sommerabenden durch ihr geöffnetes Kinderzimmerfenster drang.«
    »Tad, ich versteh das alles nicht.«
    Er seufzte und wandte sich dann wieder seiner Schwester zu. »Ich auch nicht.«
    »Das alles liegt doch weit zurück.«
    »Ja, das stimmt. Aber vergessen kann ich es trotzdem nicht. Gestern Abend waren wir zum Essen aus. Plötzlich kam dieser Lord Wickerton an unserem Tisch vorbei. Er blieb stehen und begann mit Amy ein Gespräch über französische Impressionisten, die er gerade vorher in einer Ausstellung gesehen hatte. Es waren noch keine fünf Minuten vergangen, da wusste ich gar nicht mehr, über was die beiden sich überhaupt unterhielten.«
    Schuldbewusst dachte Jess, dass sie das sehr wohl gewusst hätte. Aber warum? Nur deshalb, weil Tad es ihr ermöglicht hatte, zum College zu gehen. Er selbst hatte diese Möglichkeit nie gehabt. »Du hättest ihm sagen können, er solle verschwinden.«
    Tad lachte und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Daran hab ich auch gedacht.« Plötzlich wurde er ganz ernst. »Aber dann habe ich die beiden beobachtet. Sie verstanden sich, sprachen die gleiche Sprache. Ich glaube, in dem Moment habe ich eingesehen, dass es unüberwindbare Hindernisse für Leute wie mich gibt.«
    »Das ist nicht wahr, Tad. So etwas kann man nachholen.«
    »Vielleicht.« Er zuckte mit den Schultern, und von einer Sekunde zur anderen wurde er wütend. »Ach was! Was kümmern mich die französischen Impressionisten? Was kümmert es mich, dass Amy und dieser Wickerton gemeinsame Freunde haben, die um einige Ecken mit der englischen Königin verwandt sind? Oder wer das letzte Rennen in Ascot gewonnen hat?«
    Jess spürte, dass der Grund für seinen Zorn Hilflosigkeit war, und unwillkürlich gab sie dafür Amy die Schuld. »Amy sollte sich schämen, diesen englischen Lord auch noch zu ermutigen. Seit Paris ist er ständig hinter ihr her.«
    Tad lachte grimmig. »Sie ermutigt ihn nicht, Jess. Die beiden haben nur die Art Unterhaltung gepflegt, die in diesen Kreisen üblich ist. Davon verstehen wir beide nichts, kleine Schwester. Amy ist anders als wir. Das habe ich von Anfang an gewusst.«
    »Trotzdem hätte sie ihm sagen müssen, er soll verschwinden.«
    »Nein, Jess. Das konnte sie nicht.«
    »Amy ist eine kalte Frau.«
    »Nein, sie ist nur anders als wir.« Tad nahm das schmale Gesicht seiner Schwester in beide Hände. »Du und ich, Jess, wir sind gleich. Wenn uns danach zumute ist, dann schreien wir und werfen voller Wut etwas gegen die Wand. Es gibt aber Menschen, die das nicht können.«
    »Dann sind sie selbst schuld.«
    Tad lachte laut auf und gab seiner Schwester einen Kuss auf die Stirn. »Jess, meine kleine Schwester, ich liebe dich.«
    Sie schlang beide Arme um ihn und schmiegte ihren Kopf an seine Brust. »Ich dich auch, Tad. Und ich kann es nicht ertragen, wenn du unglücklich bist. Warum lässt du es zu, dass sie dir so weh tut?«
    Tad zog die Brauen hoch und strich ihr übers Haar. »Das habe ich mir auch schon überlegt«, sagte er nach einer Weile nachdenklich. »Vielleicht … nun, vielleicht fehlt mir nur noch der Anstoß in die richtige Richtung.«
    Jess hielt ihn fest und dachte nach, wie sie ihm helfen könnte …
    Fünfter Satz, zehntes Spiel. Der Schiedsrichter brachte es kaum noch fertig, das Publikum ruhig zu halten. Chuck, der zwischen Amy und Madge auf der Tribüne saß, lehnte sich vor. Seine Muskeln waren angespannt, als stände er selbst auf dem Platz, und auf seiner Stirn glänzten Schweißtropfen.
    »Das ist das beste Spiel, das ich seit mindestens zwei Jahren gesehen habe«, sagte er, ohne den Blick auch nur ein Mal vom Platz zu nehmen.
    Amy gab ihm keine Antwort. Auch ihre Augen waren nur auf das Spielfeld gerichtet. Der kleine gelbe Ball erreichte Geschwindigkeiten, dass sie manchmal Mühe hatte, ihm überhaupt mit den Augen zu folgen.
    Sie bewunderte Michaels wirklich ausgezeichnetes Spiel, aber dieses Kribbeln im Magen, die ungeheure Spannung – das war nur auf Tad zurückzuführen. Ob wohl jemals in ihrem Leben eine Zeit kommen würde, wo er keine Macht mehr über sie hatte? Amy konnte es sich nicht vorstellen. Nur er brachte es fertig, dass sie ihre kühle Beherrschtheit verlor. Wie war das möglich? Stimmte das alte Sprichwort doch, dass Gegensätze sich anziehen? Nein, so einfach konnte die Antwort nicht sein.
    Amy saß mitten unter den Leuten in dem vollen Stadion, und doch war ihre Sehnsucht nach Tad so groß, als läge sie nackt in

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