Spiel um Sieg und Liebe
Sie hörte sich alles an, was ich ihr zu sagen hatte. Ihre Stimme war leise, aber sie weinte keine einzige Träne. Oh, Tad, ich muss ihr furchtbar wehgetan haben.«
Jess warf einen Blick auf ihren Bruder. Er sah starr geradeaus und sprach kein Wort. »Ich hatte kein Recht dazu, Tad«, begann sie wieder. »Heute weiß ich das. Ich wollte … wollte dir helfen, dir etwas von dem wiedergutmachen, was du für mich getan hast. Damals habe ich gedacht, ich würde ihr genau das sagen, was du nicht sagen konntest. Ich wollte … Ach, ich weiß auch nicht.«
Jess brach hilflos ab und wartete darauf, dass er endlich etwas sagen würde. »Vielleicht war ich auch eifersüchtig – und trotzdem habe ich gedacht, du würdest sie nicht lieben, genauso wenig wie sie dich. Vor allem, als sie dann so schnell danach heiratete.«
Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Schnell lenkte sie den Wagen an den Straßenrand und stellte den Motor ab. »Tad, ich weiß, es genügt nicht, wenn ich dir sage, wie leid mir das alles tut. Aber ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll.«
Langsam drehte er den Kopf und sah ihr in die Augen. »Wie bist du nur auf die Idee gekommen, du müsstest mir eine Entscheidung abnehmen?« Seine Stimme klang ganz ruhig, aber dann schrie er sie plötzlich an. »Wer, zum Teufel, hat dich damit beauftragt?«
Jess zwang sich, seinem Blick standzuhalten. »Du kannst mir nichts sagen, was ich mir nicht bereits selbst gesagt hätte, Tad. Und du hast ein Recht darauf, wütend auf mich zu sein.«
»Weißt du überhaupt, was du da angestellt hast?«
Sie musste sich räuspern, bevor sie sprechen konnte. »Ja«, antwortete Jess dann ganz leise.
»Ich wollte Amy an dem Abend fragen, ob sie mich heiraten wollte. Als ich dann in unser Zimmer kam, fand ich nur dich vor. Und dann hast du mir erzählt, dass sie mit Wickerton auf und davon sei.«
»Oh, Tad!« Tränen rollten über ihre Wangen. »Tad, ich hatte doch keine Ahnung, dass Amy dir so viel bedeutete.«
»Sie bedeutete mir alles, Jess. Alles! Ich war halb verrückt vor Angst, sie könnte mich nicht heiraten wollen.« Er hämmerte mit beiden Fäusten verzweifelt auf das Armaturenbrett. »Und ich habe immer noch Angst, bin mir immer noch nicht sicher.«
»Tad, wenn du zu ihr gehst, vielleicht …«
»Nein.« Er musste wieder an das Baby denken. Sein Baby. »Nein, jetzt gibt es noch andere Gründe.«
»Dann gehe ich zu ihr«, sagte Jess. »Ich kann …«
»Nein!« Seine Stimme überschlug sich fast. »Du gehst nicht zu ihr. Hast du gehört?«
»Wenn du nicht willst …«
»Ich will es nicht, Jess.«
»Liebst du sie immer noch?«, fragte sie leise.
Tad drehte den Kopf und sah seine Schwester verzweifelt an. »Ja, ich liebe sie immer noch. Aber da gibt es etwas, das ich nicht vergessen und ihr nie verzeihen kann.«
»Verzeihen?«
»Ja, sie hat mir etwas genommen …« Seine Stimme brach ab. Er öffnete die Tür und stieg aus.
»Tad.« Jess griff nach seinem Arm und hielt ihn zurück. »Willst du, dass ich abreise? Mir wird schon eine Ausrede für die Familie einfallen.«
»Tu, was du willst«, antwortete er kurz angebunden. Er wollte schon die Tür zuschlagen, als er ihren Blick sah. Sein ganzes Leben lang hatte er sie beschützt, und er würde es auch weiterhin tun.
»Es ist vorbei, Jess«, sagte er leise. »Vergiss es.«
Dann drehte er sich um und ging. Dabei war er sich nicht sicher, ob er seinen eigenen Worten glaubte.
12. K APITEL
Amy saß auf dem Bett und sah das Endspiel der Herren im Fernsehen. Es wäre ihr unmöglich gewesen, ins Stadion zu gehen. Aber es war ihr ebenso unmöglich, ein Spiel von Tad zu verpassen.
Er spielte sehr konzentriert und präzise. Amy nahm den Blick nicht für einen Augenblick vom Bildschirm, wenn einer seiner besonders gelungenen Schläge in Zeitlupe gezeigt wurde. Die Haare hingen ihm wie üblich wirr über das Schweißband, und seine dunklen Augen sprühten vor Energie. War es nur sein unbändiger Siegeswille? fragte Amy sich. Oder trieb ihn diesmal ein anderes Gefühl noch viel mehr an?
Sein Topspin kam auf Chucks Rückhand, und er schlug ihn kraftvoll zurück. Tad spielte entlang der Linie, erwischte seinen Gegner auf dem falschen Fuß und wollte sich schon befriedigt abdrehen, als sehr spät erst der Ruf vom Linienrichter kam. Der Ball war »aus«.
Die Kamera war auf ihn gerichtet. Seine Augen sprühten Blitze, und er machte schon einen Schritt auf den Schiedsrichter zu. Amy hielt unwillkürlich die
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