Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel um Sieg und Liebe

Spiel um Sieg und Liebe

Titel: Spiel um Sieg und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
geteilt hatte, und war fest eingeschlafen.
    Sie hörte auch nicht, als Stunden später Tad leise hereinkam. Er sah, dass sie sich noch nicht einmal zugedeckt hatte. Ein sicheres Zeichen dafür, dass Amy total erschöpft gewesen war. Die Hände in seinen Taschen ballten sich zu Fäusten, als er so dastand und auf sie hinabsah.
    Leise ging er hinüber zum Fenster. Lange stand er so da, sah hinaus und hörte ihren gleichmäßigen Atem. Dann zog er die Vorhänge zu und ging.
    Als Amy erwachte, spürte sie den Schmerz im ganzen Körper. Nur mit größter Kraftanstrengung konnte sie sich aufraffen, um hinüber ins Bad zu gehen. Sie ließ heißes Wasser in die Wanne laufen und legte sich völlig erschöpft hinein. Das Klopfen an der Tür überhörte sie ebenso wie das Telefon, das drüben im Wohnzimmer unentwegt läutete.
    Jess legte den Hörer wieder auf. Wo konnte Amy nur stecken? Sie hatte sich an der Rezeption des Hotels erkundigt und wusste, dass sie noch nicht abgereist war. Aber wieso ging sie dann seit Stunden nicht ans Telefon? Es drängte Jess, endlich ihre Schuldgefühle loszuwerden und zu versuchen, alles wiedergutzumachen. Aber auch Tad wollte nicht mit ihr reden, es war einfach nicht an ihn heranzukommen.
    Jess sah auf die Uhr. Jetzt würde Tad sich auf sein nächstes Spiel vorbereiten. Sie stellte sich selbst noch eine Frist. Wenn dieses Match vorüber war – gleichgültig, ob Tad gewonnen hätte oder nicht –, dann würde sie ihn dazu bringen, ihr zuzuhören.
    Sie ging hinaus auf den Centre-Court und sah ihrem Bruder zu. Er spielte mit der gleichen Verbissenheit wie bereits im letzten Spiel – und genauso erfolgreich.
    In den Stolz auf ihren Bruder mischte sich die Angst, dass er sich von ihr lossagen könnte, wenn sie ihm alles erzählt hatte. Trotzdem harrte sie aus, wartete die Siegerehrung und dann auch noch die anschließende Pressekonferenz ab. Als Tad endlich geduscht und umgezogen aus der Kabine kam, wartete sie auf ihn.
    »Tad, ich muss mit dir reden.«
    »Jetzt nicht, Jess.« Er nahm ihre Hand, tätschelte sie wie bei einem Kind und ließ sie dann los. »Ich will hier weg, bevor der nächste Reporter mir auflauert.«
    »Okay, dann steig in meinen Wagen. Ich fahre, und du hörst mir zu.«
    »Jess, ich …«
    »Tad, bitte!«
    Er seufzte tief auf, folgte ihr aber dann doch zu ihrem Auto. Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte er sich, seine Familie wäre diesmal nicht zum Turnier gekommen. Bisher hatte er Training oder irgendwelche Verabredungen mit der Presse vorgeschoben, um sie nicht sehen zu müssen. Aber im Grunde wusste Tad ganz genau, dass das nichts genutzt hatte. Die Blicke seiner Mutter hatten ihm gezeigt, dass sie Bescheid wusste und sich um ihn sorgte. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
    Am schlimmsten aber war es für ihn, den kleinen Pete zu sehen. Der Gedanke daran, dass er vielleicht auch einen Sohn wie ihn gehabt hätte, brachte ihn fast um den Verstand.
    »Bitte, Jess, ich bin müde und …«
    »Steig ein«, unterbrach sie ihn. »Ich hätte schon längst mit dir reden müssen. Es muss sein, glaub mir.«
    Tad stieg ein, und Jess startete. Als sie sich in den Verkehr eingereiht hatte, begann sie zu sprechen. »Tad, ich muss dir einiges sagen, und ich möchte dich bitten mich nicht zu unterbrechen, okay?«
    »Ich habe ja wohl keine andere Wahl, wenn ich nicht zurücklaufen will.«
    Jess begann in dem ersten Sommer, den er mit Amy verbrachte. Nach einigen Sätzen wollte Tad sie unterbrechen, da er nicht daran erinnert werden wollte, aber Jess bat ihn zu schweigen und sprach weiter.
    Als sie ihm erzählte, dass sie zu Amy gegangen sei, sah er sie überrascht von der Seite an. Jetzt hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. Seine Brauen zogen sich zusammen, als er Sätze hörte wie: Tad weiß nicht, wie er sich von dir trennen soll, ohne dir wehzutun … Tad meint, dass Eric sehr gut zu dir passt …
    »Sie hat überhaupt nicht darauf reagiert, Tad«, fuhr Jess schnell fort, damit er sie nicht unterbrechen konnte. »Sie war völlig kühl und beherrscht. Das bestärkte mich noch in meiner Meinung. Damals wusste ich noch nicht, dass man auch sehr starke Gefühle unterdrücken kann, wenn man verletzt wird. Erst als ich Mac kennengelernt hatte …« Sie trat auf die Bremse, als die Ampel vor ihr rotes Licht zeigte. Tad saß schweigend neben ihr.
    »Wenn ich heute daran zurückdenke, dann fällt mir wieder ein, wie blass sie war und wie ruhig.

Weitere Kostenlose Bücher