Spiel um Sieg und Liebe
du diesen Mann geheiratet hast. Du weißt, dass ich ihn von Anfang an nicht mochte.«
»Ich hatte keine andere Wahl.«
»Keine andere Wahl?«, wiederholte er mit scharfer Stimme. »Du hast deine eigene Entscheidung getroffen, Amy – deine Karriere für einen Adelstitel. Und genauso hast du deine eigene Entscheidung getroffen, als es um mein Enkelkind ging.«
»Dad, bitte!« Sie hob beide Hände. »Hast du eine Ahnung, wie sehr ich für diesen kleinen Augenblick der Unachtsamkeit in den letzten Jahren bezahlt habe?«
»Unachtsamkeit?« Mit aufgerissenen Augen starrte Jim seine Tochter an. »Du nennst den Beginn einer Schwangerschaft Unachtsamkeit?«
»Nein, nein!« Mit Tränen in den Augen sah Amy ihn an. »Ich meine den Augenblick, als ich mein Baby verloren habe. Wenn ich mich nicht in den Streit mit ihm eingelassen hätte, wenn ich aufgepasst hätte an der Treppe … Ich wäre nicht gefallen und hätte Tads Baby nicht verloren.«
»Wie bitte?« Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Ohne den Blick von Amy zu nehmen, ließ Jim sich wieder in den Sessel fallen. »Du bist gestürzt? Und es war Tads Baby?« Er schüttelte den Kopf und strich sich mit einer Hand übers Gesicht. Er verstand noch nicht ganz die Zusammenhänge, aber plötzlich fühlte er sich alt und schwach. »Amy, willst du damit sagen, dass du eine Fehlgeburt hattest?«
»Ja. Aber das habe ich dir doch alles geschrieben damals.«
»Ich habe nie einen Brief von dir bekommen.« Er streckte beide Hände seiner Tochter entgegen, und Amy zögerte nur kurz, bevor sie danach griff. »Amy, Eric hat mir erzählt, du hättest das Baby abtreiben lassen – sein Baby.« Er sah, wie sie blass wurde und den Mund öffnete, aber es kam kein Wort heraus. »Er hat mir gesagt, dass du das ohne sein Wissen getan habest, und er klang so verzweifelt, dass ich ihm geglaubt habe.«
Jim zog sie zu sich, und sie setzte sich wie als kleines Kind auf seinen Schoß. »Ich habe ihm geglaubt, Amy.« »Oh nein!« Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Eric rief mich an und sagte mir, dass er erst davon erfahren habe, als es schon zu spät gewesen sei. Du hättest ihm gesagt, du wollest keine Kinder, weil du dein Leben als Lady Wickerton genießen wolltest.«
Amy schüttelte den Kopf. Sie konnte noch nicht einmal Zorn empfinden. Zu viel war in letzter Zeit auf sie eingestürmt. »Ich hätte nie geglaubt, dass Eric so hinterhältig und gemein sein könnte.«
Allmählich bekam alles einen Sinn. Ihr Vater hatte ihre Briefe nie beantworten können, weil Eric sie abgefangen hatte. Darum auch die seltsam kalte Reaktion ihres Vaters, als sie ihn schließlich angerufen hatte. Am Telefon hatte Jim ihr gesagt, dass er sich mit ihrer Entscheidung niemals abfinden könne. Und sie hatte geglaubt, er meinte damit ihre Entscheidung, nicht mehr Tennis zu spielen.
»Er will mich bestrafen«, sagte Amy leise.
Jim nahm das Gesicht seiner Tochter zwischen beide Hände. »Amy, erzähl mir alles, von Anfang an. Ich hätte dir schon längst dazu Gelegenheit geben müssen.«
Sie begann mit dem Besuch von Jess in ihrem und Tads Hotelzimmer, und sie verschwieg auch nicht, wie es jetzt um sie und ihn stand.
»Und jetzt glaubt Tad …« Plötzlich brach Amy ab, als ihr klar wurde, was Tad glauben musste. »Eric muss ihm auch die Geschichte mit der Abtreibung erzählt haben.«
»Nein, das habe ich getan«, erwiderte ihr Vater leise.
»Du?« Verwirrt presste Amy ihre Fingerspitzen an den schmerzenden Kopf. »Aber wieso …«
»Er hat mich vor einigen Tagen spät abends angerufen. Tad wollte mich dazu bringen, wieder Kontakt mit dir aufzunehmen. Ich erwähnte die Abtreibung, und er hat mir genauso geglaubt wie ich Eric.«
»Das war die Nacht, in der ich wach geworden bin«, sagte Amy leise. »Und als er dann erfuhr, dass es sein Baby war … Kein Wunder, dass er mich hasst.«
Plötzlich kam wieder Farbe in ihr Gesicht. »Ich muss zu ihm, muss ihm alles erzählen.« Sie sprang auf. »Er muss mir glauben. Ich gehe zum Tennisplatz.«
»Das Spiel müsste eigentlich schon vorüber sein.« Jim fühlte sich entsetzlich. Seine Tochter war durch die Hölle gegangen, und er hatte ihr nicht geholfen. »Du triffst Tad dort bestimmt nicht mehr an.«
Amy sah auf die Uhr. »Aber ich weiß nicht, wo er jetzt wohnt.« Sie ging zur Tür. »Ich muss an der Rezeption fragen. Die wissen das sicherlich.«
»Amy …« Er ging auf seine Tochter zu und streckte
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