Spiel ums Glueck
Gott Sie erschaffen hat, höchstens mit einem Hut bekleidet, und ich werde Ihnen nicht einmal zublinzeln.“
Cassia gab einen verächtlichen Laut von sich und wand sich, gestärkt von unbändiger Wut, aus seinem Griff, um ihm ohne zu zögern eine Ohrfeige zu versetzen, die ihresgleichen suchte. Obgleich ihr die Handfläche ordentlich schmerzte, verzog er nicht einmal das Gesicht. Im Gegenteil, er lächelte, während sich allmählich ein roter Abdruck auf seiner Wange abzuzeichnen begann.
„Die haben Sie verdient“, erklärte sie - zu ihrem Ärger viel zu zögerlich. Niemals zuvor hatte sie einem Mann mehr als einen spielerischen Klaps mit ihrem Fächer gegeben - es war bislang nicht nötig gewesen -, doch sie war alles andere als stolz auf das, was sie gerade getan hatte. „Sie wissen, dass Sie sie verdient haben.“
Er nickte, aber es hatte nicht den Anschein, als sei er ihrer Meinung.
„Sie sind belustigt“, stellte sie fest und spürte, wie ihre Wut sich auflöste und größter Verwunderung Platz machte. „Das sollten Sie nicht sein, nach allem, was Sie mir an den Kopf geworfen haben und nachdem ich Ihnen eine Schelle dafür verpasst habe.“
„Von Ihnen, liebe Cassia, habe ich nichts Geringeres erwartet.“ Richard verneigte sich, nahm das Gemälde vom Stuhl und schritt zur Tür. „Ich werde das Bild in Gewahrsam nehmen, bis Sie seine Genialität mehr zu schätzen wissen.“
„Sie können jetzt nicht einfach gehen!“, protestierte sie und folgte ihm hastig, bis sie merkte, wie lächerlich sie sich machte. Ich erwecke nicht nur den Anschein, als liefe ich ihm nach, schalt sie sich streng, sondern habe es mit meinem unüberlegten Erscheinen zu diesem törichten Stelldichein und diesem törichten Kuss kommen lassen.
Mit einem verwegenen Lächeln drehte er sich zu ihr um, und sie wusste genau, dass er es in Erwägung zog, ihr zuzuzwinkern. „Sie möchten also nicht, dass ich gehe, Mädchen? Obwohl ich Ihnen beteuert habe, dass ich Ihnen nicht einmal Beachtung schenken würde, wenn Sie nackt in mein Schlafzimmer kämen?“
„Nein“, kam es mit rauer Stimme aus ihr heraus, beinahe so, als habe sie sich verschluckt. „Ich meine, ich will Sie nicht gehen lassen, nachdem Sie schon wieder das letzte Wort hatten. “
„Dann reden Sie“, forderte er sie knapp auf und sah sie erwartungsvoll an, während er auf der Türschwelle verharrte. „Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihre Bemerkung einfach im Raum stehen lasse. “
Er sieht unverschämt attraktiv aus, schoss es ihr durch den Kopf, und er ist obendrein so von sich überzeugt, es ist eine einzige Ungerechtigkeit! Sie hatte eine Erziehung genossen, die weit über dem lag, was eine Frau ihres Standes erwarten durfte, und sie war bislang stolz darauf gewesen, eine intelligente, gebildete junge Frau zu sein. Er jedoch musste sie nur anlächeln, und schon war es um ihren gesunden Menschenverstand geschehen. Ihr Vater und ihre Schwestern wären entsetzt, wären sie Zeugen dieser Zusammenkunft geworden - und zu Recht. Cassia seufzte beschämt und schob sich an Richard vorbei zur Tür hinaus, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
„Wie töricht“, wisperte sie hilflos. „Wie ungemein töricht.“
6. Kapitel
Blackley! Hier!“ Lord Carew winkte Richard zu, als stünde er an der Reling eines Schiffes, das gerade in See stechen wollte. Sein rundes Gesicht strahlte vor Freude. „Hier sind wir. Kommen Sie und leisten Sie uns Gesellschaft!“
Richard lächelte nicht zurück, doch er konnte eine solch enthusiastische Begrüßung nicht ignorieren. Mit einem Seufzer wendete er sein Pferd und trabte auf den ebenfalls im Sattel sitzenden jungen George Stanhope, Earl of Carew, zu, der wild mit dem Arm ruderte, als wolle er Fliegen verjagen.
„Donnerwetter, Blackley“, rief Seine Lordschaft und blickte ihm mit zusammengekniffenen Augen entgegen, da die Sonne in Richards Rücken stand. „Welch glücklicher Zufall, dass wir uns gerade jetzt treffen! “
Es war natürlich kein Zufall, sondern ein Hinterhalt, und Richard verwünschte seine eigene Unaufmerksamkeit. Wie oft mag der Mann diesen Weg auf und ab geritten sein, bis ich aufgekreuzt bin? fragte er sich insgeheim. Richard war heute später als üblich ausgeritten; die vergangene Nacht hatte er bis in den frühen Morgen an den Spieltischen verbracht und anschließend so wenig geschlafen, dass er sogar eingenickt war, während Neuf ihn rasiert hatte.
Er fragte sich, weshalb Carew ihm aufgelauert
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