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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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mir zu helfen, überlegte er insgeheim, bevor er fortfuhr: „Ich bin noch nicht so weit, junge Damen, insbesondere nicht so vornehme wie Sie und Lady Anne, bei mir zu empfangen.“
    „Oh, Mr Blackley!“ Das Mädchen mochte errötet sein, Richard war sich jedoch nicht sicher, so bleich wie sie unter ihrem hellblauen Sonnenschirm aussah. „Sie sind überaus freundlich, dass Sie so sehr auf unser Wohl und auf unsere Empfindsamkeit bedacht sind!“
    „Wie es sich gehört, Anne, wie es sich gehört“, bemerkte die Mutter vorerst beruhigt, während sie eine ihrer wippenden Federn am Hut durch die Finger gleiten ließ. „Zimmermänner und Steinmetze sind ein notwendiges Übel, ich weiß, aber sie sind die durch und durch niedersten Geschöpfe der Welt! Und, oh, der Staub und Dreck, den sie in unsere anständigen Heime bringen!“
    „Ja, Mylady.“ Mehr vermochte Richard nicht darauf zu erwidern. Der Kopf schmerzte ihm unerträglich, als ob jedes Pferd hier im Park über seine Stirn galoppiert wäre. Er musste sich unverzüglich empfehlen, um seine Gedanken zu sammeln. Er brauchte Zeit, um nachzudenken.
    Und er brauchte einen Brandy. Je eher, desto besser. Carews Mutter indes dachte offenbar, er benötige eine ordentliche Mahlzeit.
    „Es gibt nichts Traurigeres als einen entwurzelten Gentleman, Mr Blackley“, verkündete sie. „Es wäre höchst nachlässig von mir, wenn ich Ihnen nicht unsere Gastfreundschaft anböte. Sie müssen einen Abend zu uns kommen und mit uns dinieren. Sie müssen. “
    „Oh, ja, unbedingt!“ Lady Anne klimperte mit ihren hellen Wimpern und sah dabei so anziehend aus wie ein weißes Kaninchen. „Sagen Sie, dass Sie kommen werden, Mr Blackley. Sagen Sie, dass Sie Mamas Einladung annehmen und uns besuchen.“
    „Natürlich wird er das“, erwiderte Carew für Richard. „Dann dinieren wir gewissermaßen en famille, Blackley. So heißt es bei den Franzosen, wenn etwas im engsten Kreis der Familie geregelt wird.“
    Richards spärliches Französisch, das er sich in den karibischen Hafenstädten angeeignet hatte, reichte nicht, um sich zu verständigen, doch die Bedeutung dieses einen Wortes war ihm geläufig.
    Er, Richard Blackley, war in das Haus von Lord Carews Vater, dem Marquess of Denby, und dessen Familie eingeladen worden. Man hatte ihm unmissverständlich die Erlaubnis erteilt, die Tochter des Hauses zu hofieren, und wenn er sich wie ein ehrenwerter Gentleman benahm, war ihm ihre Hand so gut wie sicher. Seine Gemahlin wäre dann die adlige Frau, von der er geträumt hatte, seit er denken konnte. Er würde bei Hof vorgestellt und hätte Zutritt zu den größten Häusern der Stadt. Er wäre noch immer ohne Titel, das stimmte, doch gemeinsam würden sie als Mr Richard und Lady Anne Blackley auftreten. Und in den Adem ihrer Kinder - seiner Kinder - flösse blaues Blut.
    En famille. Dies war sein Traum gewesen. Nicht etwa eine
    temperamentvolle rothaarige Pfarrerstochter, die alles verderben konnte. Er würde eine gefügige aristokratische Frau heiraten, die an seinen Lippen hing.
    „Bitte sagen Sie Ja, Mr Blackley.“ Lady Annes Nase kräuselte sich ängstlich, als sie zu ihm aufblickte. Die Befürchtung, er könne ablehnen, stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Ich weiß, dass ein Gentleman Ihres Formats mehr Einladungen erhält, als ich es mir vorstellen kann, aber ich wäre sehr glücklich, wenn Sie Mama Zusagen würden. “
    Es ist in der Tat eine wundersame Welt, wenn der Sohn eines Bergmannes die Tochter eines Marquess glücklich machen kann, dachte Richard bei sich. Er war jedoch zu weit gekommen und hatte zu hart gearbeitet, um jetzt verwirrt zu sein. Der Lohn für seine Mühen wartete wie eine saftige, reife Pflaume darauf, gepflückt zu werden.
    Er lächelte respektvoll, bevor er sich zu der jungen Dame vorneigte und ihre behandschuhte Hand ergriff. „Ich werde kommen, Lady Anne.“
    Ich werde kommen, weil es das ist, was ich immer wollte, sagte er sich insgeheim. Oder nicht ?
    Cassia stand auf einem Stuhl, die Hände vor ihrer Brust gefaltet, und sah lächelnd auf die Gentlemen hinunter. Verse und Bonmots zu rezitieren war stets ein bevorzugtes abendliches Vergnügen für sie und den Vater gewesen. Eine ihrer frühesten Erinnerungen bestand darin, dass sie auf einen Hocker geklettert war und zur Freude des Reverend einen auswendig gelernten Reim zum Besten gegeben hatte.
    Doch wie gut sie auch immer beim Vortragen gewesen war - niemals hatten ihr die Zuhörer so an den

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