Spiel ums Glueck
eine karibische Piratenhöhle verwandeln!“ Richard zog die Stirn in Falten. Er hatte in dem sicheren Gefühl gehandelt, das Richtige zu tun; nicht dass er erwartet hätte, mit Belohnungen überhäuft zu werden - ein einfaches Dankeschön wäre völlig ausreichend gewesen. „Die Gäste einer Piratenhöhle wären wenigstens so couragiert, einer Dame zu Hilfe zu eilen“, versetzte er und sah von einem verlegenen Zuschauer zum nächsten. „Aber Mut scheint nicht zu Ihren Stärken zu gehören, meine Herren. Taugenichtse wie ihn findet man überall“, fügte er hinzu und nickte zu dem Bewusstlosen hinüber.
„Sie müssen es ja wissen“, erwiderte Cassia spitz, während Pratt und zwei weitere Dienstboten zu ihnen stießen. Sie trat auf Richard zu und zischte mit gedämpfter Stimme: „Und bestimmt wissen Sie auch, dass der Mann, den Sie soeben niedergeschlagen haben, Lord Bolton ist, der Schwiegersohn des Duke of Somerland. Haben Sie eine Ahnung, welche Unannehmlichkeiten er uns bereiten könnte? Was ist in Sie gefahren, dass Sie ...“
„Er hat Sie verletzt“, erwiderte er wahrheitsgemäß. „Ihr Handgelenk schmerzt noch immer, oder etwa nicht?“ Erstaunt senkte sie den Blick auf ihre Hand, um sie flugs hinter dem Rücken zu verstecken - wie ein Kind, das etwas zu verbergen hatte. Anschließend reckte sie mit einem Ruck das Kinn vor, sodass die aus dem Knoten gelösten Locken ihre geröteten Wangen streiften. Richard musste sich insgeheim eingestehen, dass er sie derangiert, wie sie war, umso anziehender fand, obwohl sie es wahrlich nicht verdient hatte.
„Ist das der einzige Grund?“, wollte sie wissen.
Er starrte sie ungläubig an. „Genügt das etwa nicht?“ Cassia zögerte, und Richard las in ihren Augen, dass sie sich unschlüssig war, wie sie weiter vorgehen sollte. Ehe sie ihm antworten konnte, sah er sie flehend an. „Cassia, ich ...“ Er brach ab, denn plötzlich erschien Amariah im Salon, um
sich augenblicklich sämtlicher Belange gleichzeitig anzunehmen. Sie breitete die Arme aus und setzte ein herzliches Lächeln auf. „Gentlemen“, verkündete sie für sämtliche Schaulustigen laut und deutlich, „ein kleines Missgeschick ist geschehen, das ist alles. Bitte vergeben Sie uns die Unannehmlichkeiten, die wir Ihnen bereitet haben. Ich werde einen besonders empfehlenswerten Port aus unserem Weinkeller holen lassen, der Sie hoffentlich für die missliche Störung entschädigen kann.“
Das großzügige Angebot wurde mit Beifall aufgenommen, und die Gentlemen wandten sich ab, um sich wieder an ihre Tische zu begeben oder den Salon zu verlassen. Wie die Schafe, dachte Richard verächtlich. Wie eine ganze verdammte Herde schwarzweißer Schafböcke.
Verbindlich lächelnd wandte Amariah sich der Schwester zu und fragte im Flüsterton: „Würdest du mir bitte verraten, was geschehen ist, Cassia?“
Cassia errötete und atmete tief durch, ehe sie antwortete. „Zu viel, fürchte ich.“
Amariah sah Lord Bolton hinterher, der von zwei Männern gestützt den Salon verließ, und schüttelte entsetzt den Kopf. „Weißt du, was uns dieses ... Unglück kosten wird und was es für ,Penny House nach sich ziehen könnte?“
Cassia nickte wie ein gerügtes Kind. Ich habe sie verloren, dachte Richard und rieb sich die Faust, die von dem Schlag schmerzte - für nichts und wieder nichts.
Sie faltete die Hände vor dem Bauch und straffte die Schultern. „Mr Blackley verlässt uns jetzt.“
„Den Teufel werde ich! “ Richard, noch immer von den beiden Dienstboten festgehalten, wand sich energisch. „Ich lasse mich nicht hinauswerfen, weil ich das einzig Richtige getan habe!“
„Dies zu beurteilen überlassen Sie bitte uns, Mr Blackley“, wies Amariah ihn mit eisiger Miene zurecht. „Und ich erwarte selbstverständlich, dass Sie uns den Port, den ich unseren Gästen zur Versöhnung ausschenken lasse, ersetzen.“
Das ist ja wohl der Gipfel der Unverschämtheit, ging es Richard durch den Kopf. Nun sollte er nicht nur dafür bestraft werden, dass er der einzige Mann war, der Courage gezeigt hatte, sondern obendrein für den Wein aufkommen, den man all diesen heuchelnden Feiglingen in die Gläser füllen würde!
Miss Amariah Penny nickte, und die Wachmänner zogen ihn in Richtung Tür, während die beiden Damen sich anschickten, den Raum zu verlassen.
„Cassia, warten Sie! “, protestierte er. „Ich kam her, um mit Ihnen zu reden. Cassia! “
Cassia blieb stehen und sah ihn über die
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