Spiel ums Glueck
Schulter an. „Dann sprechen Sie, Mr Blackley“, sagte sie. „Sprechen Sie.“
„Hier?“ Richard schüttelte den Kopf, wobei ihm eine schwarze Locke in die Stirn fiel. „Gütiger Himmel, Cassia, können wir nicht fünf Minuten an einem Ort reden, der weniger öffentlich ist?“
Cassia entsann sich zu gut, was das letzte Mal geschehen war, als sie beide allein im „Clarendon“ gewesen waren, und sie wusste, dass er es auch nicht vergessen hatte. Ein zweites Mal würde ihr das nicht passieren, erst recht nicht in ihrem Haus.
„Nein. Sie können Ihr Anliegen hier und jetzt Vorbringen oder gar nicht.“ Sie kräuselte ihre Nase. „Ich habe nichts zu verbergen.“
Dies war natürlich eine Lüge, doch sie durfte davon ausgehen, dass Richard sie nicht bloßstellen und ihren Schwestern von dem Kuss erzählen würde, nachdem er sich eben erst als ihr Retter hervorgetan hatte.
„Würden Sie dann wenigstens Ihre Wachhunde von mir abziehen? Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich völlig zahm sein werde.“
Amariah nickte den beiden Männern auffordernd zu. Sie folgten der Anweisung der Dame des Hauses, wichen ihm allerdings nicht von der Seite.
„Wie nett von Ihnen, dass Sie mir vertrauen“, bemerkte er trocken und glättete Ärmel und Schöße seines Fracks. „Das ist also der Lohn dafür, dass man galant ist. Nicht, dass ich von den Penny-Schwestern etwas anderes erwartet hätte.“ Stolz reckte Cassia das Kinn vor. „In diesem Haus schlagen Gentlemen nicht andere Gentlemen nieder, gleichgültig, was vorgefallen ist.“
„In meinem Haus“, entgegnete Richard, ohne den Blick von Cassia abzuwenden, „werden keine Gentlemen geduldet, die eine Dame angreifen und verletzen.“
Amariah riss die Augen auf. „Ist das wahr, Cassia? Hat Lord Bolton dir wehgetan?“
Cassia zögerte, als wollte sie nicht noch einmal Aufsehen erregen. „Er ... er hat mich grob am Handgelenk angefasst, das ist alles.“
„Zeig es mir“, befahl Amariah und griff entschieden, gleichwohl behutsam nach Cassias Hand. „Ich werde nach dem Arzt schicken.“
„Nein, nein, Amariah, bitte.“ Cassia riss sich los und ließ die Hand wieder hinter dem Rücken verschwinden. „Es ist nicht weiter schlimm, und es gab bereits genug ... “
„Lord Bolton wird dieses Haus nie wieder betreten“, verkündete die Schwester feierlich. „Selbst wenn er Seine Königliche Majestät persönlich wäre. Mr Blackley, Sie können bleiben, zumindest für den Rest des heutigen Abends. Wo ist Pratt? Pratt!“
Sie eilte fort und ließ Cassia mit Richard allein, wenn man von den beiden Dienstboten und den unzähligen Gentlemen absah, die den Salon bevölkerten und sie neugierig anstarrten.
„Sie sollten auf Ihre Schwester hören und einen Arzt konsultieren. Ich habe gesehen, wie Bolton Ihnen das Handgelenk verdreht hat“, bemerkte Richard ernst. „Sie hatten Glück im Unglück, bedenkt man, was er noch mit Ihnen hätte anstellen können.“
Sie schluckte schwer, denn sie wusste, dass er recht hatte. „Was wollten Sie mir sagen, Mr Blackley?“, fragte sie, um
das Thema zu wechseln.
„Sie haben mich vorhin Richard genannt, das gefällt mir, und ich finde, dabei sollten wir bleiben.“ Er lächelte - das erste Mal an diesem Abend. „Ich mag es, wie Sie meinen Vornamen aussprechen.“
„Wenn es das ist, was Sie mir mitteilen wollten, Mr Blackley ..."
„Ich brauche Sie, Cassia.“
Nicht wieder! dachte sie entnervt und hielt sich einmal mehr vor Augen, dass er die Tochter eines Marquess hofierte. „Nein, es interessiert mich nicht, dass Sie mich eben gerettet haben. Ich werde keinem Mann gefällig ... “
„So meinte ich es nicht, Mädchen, das schwöre ich“, beeilte er sich zu betonen. „Ich brauche vielmehr Ihr Talent, Ihr Können, Ihren Kennerblick. Mein Haus braucht Sie, Cassia, und zwar lieber heute als morgen.“
„Oh“, erwiderte sie und errötete. Sie fühlte sich wie die größte Närrin auf Erden, weil sie ihn so gründlich missverstanden hatte. „Ich hörte, dass Sie Vorhaben, bald den Bund der Ehe einzugehen, Mr Blackley. Sicher wird Ihre zukünftige Gemahlin - die blaublütige Braut - ihren eigenen Geschmack in Greenwood Hall verewigen wollen.“
„Leider muss ich Ihnen widersprechen. Greenwood Hall war einst ein glanzvolles Anwesen, doch Sir Henry hat es so herunterkommen lassen, dass außer dem Gemäuer alles von Grund auf erneuert werden muss. Wenn Lady Anne und ihre Eltern das Haus so sehen, wie es zurzeit
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