Spiel ums Glueck
noch abwarten, denn das Glück war ihm bislang immer hold gewesen bei Spielen wie Hasard. Er durfte also mit einer gewissen Zuversicht davon ausgehen, dass er Cassia Penny schon bald in Greenwood Hall begrüßen konnte.
Cassia saß in der Küche und kühlte sich das Handgelenk, als Amariah aufgeregt in den Raum eilte und sich zwischen den geschäftig umherwirbelnden Küchenmägden hindurchdrängte.
„Cassia! Ich muss sofort mit dir sprechen!“
Cassia erschrak. Amariahs Unheil verkündender Miene nach zu urteilen musste etwas sehr Unangenehmes geschehen sein. „Oh, Amariah, geht es etwa um Lord Bolton? Hat er ... “
„Nein, um ihn geht es nicht“, unterbrach die Schwester sie ungeduldig, während Pratt in der Tür erschien. „Es ist Mr Blackley.“
„Richard?“ Cassia erhob sich und stellte die Schüssel mit dem kalten Wasser auf dem Küchentisch ab. „Wenn Lord Bolton ihn wegen mir verletzt hat, dann werde ich ..."
„Ich habe dir doch gesagt, dass es nichts mit Lord Bolton zu tun hat, Cassia“, betonte die Schwester, „sondern einzig und allein mit dir. “
Bethany, die sich rührend um Cassia kümmerte und zwischendurch immer wieder ihrem Küchenchef zur Seite stand, gesellte sich zu ihren Schwestern und Mr Pratt, der sich den Schweiß von der Stirn tupfte. Sie trocknete Cassia mit einem sauberen Tuch die Hand und erklärte mit besorgter Miene: „Mein Arbeitszimmer steht euch jederzeit zur Verfügung, falls ihr etwas Persönliches zu besprechen habt.“
„Vielen Dank, Miss Bethany, aber wir haben keine Zeit“, beeilte sich Mr Pratt zu erwidern. „Miss Cassia, Mr Walthrip sieht sich in einer argen Zwickmühle und weiß nicht, wie er in dieser Angelegenheit verfahren soll. Er hat das Spiel am Hasardtisch unterbrochen. Denn Mr Blackley fordert, dass wir ihm einen ganz speziellen Einsatz genehmigen.“
Cassia begann vor Aufregung das Herz schneller zu schlagen. „Mr Blackley ist ein wohlhabender Gentleman, und wenn er mit hohem Einsatz spielen möchte, können wir sicher sein, dass er ihn auch ... “
„Es geht nicht um seinen Einsatz, sondern um unseren.“ Amariah holte tief Luft. „Er will dich.“
„Mich! “, rief Cassia mit schriller Stimme, während ihr vor Wut das Blut in die Wangen stieg. „Er hat kein Recht, nicht das geringste Recht, eine solch beschämende, unwürdige und höchst unziemliche Forderung zu stellen!“
„Es ist nicht so, wie du denkst“, erwiderte Amariah ruhiger als zuvor. „Er hat großen Wert darauf gelegt, dass man ihn in seinem Anliegen nicht missversteht. Es geht ihm um etwas rein Geschäftliches, ohne unschickliche Hintergedanken.“
„Oh, wie beruhigend! Findest du nicht auch, Amariah?“ „Reg dich nicht auf, Cassia“, befahl ihr die Schwester. „Denk lieber nach. Hat Mr Blackley dir irgendwann einmal diesen unsinnigen Vorschlag unterbreitet, dass du seinen Landsitz neu einrichten sollst?“
Cassia errötete wieder, diesmal vor Verlegenheit. „Nun, ja, das hat er. Um genau zu sein, er sprach mich mehrmals auf diese Sache an. Selbstverständlich habe ich jedes Mal abgelehnt, denn mein Platz ist hier bei euch.“
Amariah und Mr Pratt tauschten flüchtige Blicke, und Cassia wusste, dass die beiden bereits ohne sie über die Angelegenheit diskutiert hatten.
„Hat er dir verraten, weshalb er ausgerechnet dich mit dieser Aufgabe betrauen will?“
Cassia seufzte und nahm sich vor, so aufrichtig wie irgend möglich zu antworten. „Er hat irgendeinen heruntergekommenen Landsitz am Kartentisch gewonnen. Es gefällt ihm, wie ich unseren Club eingerichtet habe, und darum fragte er mich, ob ich dasselbe auch in seinem Haus bewerkstelligen könnte. Er möchte, dass es so rasch wie möglich vorzeigbar ist, damit er die Dame, die er hofiert, und deren noble Familie einladen kann - Geld spielt keine Rolle, sagt er.“
„Er hat als Gegenwert für Ihre Dienste zwanzigtausend Pfund gesetzt, Miss Cassia“, verkündete Mr Pratt mit einer leichten Verbeugung. „Sollte er verlieren, wird diese Summe an die Hausbank gehen. Wenn er gewinnt, wird er entweder erwarten, dass Sie seinem Wunsch nachkommen, oder wir sind gezwungen, ihm zwanzigtausend Pfund auszuzahlen.“ „Und dazu sind wir nicht in der Lage, Cassia“, bemerkte Amariah und presste die Hände zusammen. „Einen solchen Betrag haben wir nie in der Bank, nicht einmal halb so viel, denn wir haben ja verfügt, dass Reverend Barney täglich so viel Geld überbracht wird wie irgend möglich.“
„So,
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