Spiel ums Glueck
interessiert, dem Spiel beizuwohnen.“
Richard konnte sich denken, dass Cassia nicht begeistert gewesen war, als man sie von seinem Spieleinsatz unterrichtet hatte. Das war kaum anders zu erwarten, denn welche respektable junge Dame würde sich durch eine solch zweifelhafte Ehre geschmeichelt fühlen? Dennoch hätte er sie gern an seiner Seite gehabt, damit sie ihm Glück brachte.
„Sieben zu fünf. Setzen Sie Ihr Spiel fort, Sir“, sagte Walthrip gereizt. „Wenn es Ihnen beliebt.“
Richard griff nach dem Würfelbecher und begann ihn zu schütteln.
„Einen Augenblick, Walthrip“, rief ein schmächtiger Gentleman mit einer gleichermaßen extravaganten wie altmodischen Perücke und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Richard fiel sogleich sein prachtvoller Smaragdring auf, dessen Stein so groß und kunstvoll geschliffen war, dass er im Lichtschein blitzte und funkelte. „Ich steige mit dem gleichen Spieleinsatz ein wie Blackley - Spieler gegen Hausbank.“
Walthrip wandte sich langsam um, als traute er seinen Ohren nicht. „Dies ist ein privates Spiel, Mylord, zwischen dem Haus und diesem Gentleman.“
„Ihr Gegner ist nicht im Entferntesten als ein Gentleman zu bezeichnen. Er ist ein Halunke der übelsten Sorte.“ Richard schnellte hoch. „Sie sollten sich überlegen, was Sie sagen, Sir.“
„Und Sie sollten sich vor Ihren Gegnern am Spieltisch in Acht nehmen, Blackley. Meinen Neffen mögen Sie vor wenigen Stunden mit Ihrem unverschämten Gebaren überrumpelt haben, aber mit mir können Sie das nicht machen. “ „Lord Ralcyn, Mr Blackley, ich bitte Sie“, flehte Pratt und
verneigte sich, während hinter ihm zwei breitschultrige Wachposten in Erscheinung traten. „Ich muss Sie daran erinnern, dass dies hier ein Club für Gentlemen ist, in dem größter Wert auf die Einhaltung der Regeln höflichen Benehmens gelegt wird.“
Richard setzte sich wieder, wobei er den Onkel Lord Boltons, der ein betont gelangweiltes Gesicht aufgesetzt hatte, nicht aus den Augen ließ. Aufs Neue begann er, den Becher zu schütteln.
„Sie sind mir noch eine Antwort schuldig, Pratt“, unterbrach ihn Lord Ralcyn wieder. „Oder ist Ihnen mein Geld am Ende nicht gut genug?“
„Im Falle eines privaten Spiels mit der Hausbank muss der Spieler sein Einverständnis geben“, erklärte ihm der Croupier.
„Was wäre, wenn er seine kleine Penny mit mir teilen würde?“, fragte Ralcyn und lachte humorlos. „Wie steht es, Blackley? Auch ich setze bei dieser Partie auf die Dienste des Mädchens. Sie wären eine angemessene Entschädigung für den armen Bolton, finden Sie nicht?“
„Abgemacht“, entgegnete Richard hitzig. „Ich bin überzeugt, dass die Damen Ihr Geld an die richtige Stelle zu spenden wissen.“
„Sieben zu fünf für Mr Blackley“, verkündete Walthrip, als Seine Lordschaft seine Spielmarken über den Tisch schob. „Fünf zu sieben für Lord Ralcyn.“
Was zum Teufel habe ich getan? fragte Richard sich bestürzt. Er hatte die für ihn wichtigste Spielregel, den Verstand zu benutzen und sich nicht durch irgendwelche Gefühle zu Handlungen hinreißen zu lassen, die er später bereuen würde, gebrochen: Aus schierer Wut war er auf Ralcyns Provokation eingegangen. Dass Cassia in diese Angelegenheit involviert war, machte ihn angreifbar, und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
Sein Kontrahent gähnte. „Bevor der Hahn kräht, bitte, Blackley.“
Richard zwang sich, den Blick auf den Würfelbecher zu senken. Weshalb sollte das Glück mich ausgerechnet jetzt verlassen? dachte er, um sich Mut zu machen. Er brauchte eine Sieben oder eine Elf, um zu gewinnen. Eine Zwölf, und er hätte verloren. Eine Fünf, und Ralcyn hätte gewonnen.
Die Würfel rollten aus und zeigten beide eine Drei.
„Sechs, Sir“, sagte Walthrip. „Sieben gegen fünf.“
Richard warf die Würfel erneut, diesmal eine Vier und eine Sechs.
„Zehn, Sir. Sieben gegen fünf.“
Richard spürte, wie ihm der Schweiß die Schläfen hinabrann, als er ein drittes Mal würfelte. Niemals zuvor war er so aufgeregt gewesen bei einem Glücksspiel wie jetzt bei diesem. Immerhin musste er es irgendwie bewerkstelligen, Cassia Penny von diesem feisten Bolton fernzuhalten.
Eine Drei und eine Fünf. „Acht, Sir. Sieben gegen fünf.“
Dreiundzwanzig weitere Male musste Richard die Würfel werfen, und dreiundzwanzig Mal würfelte er Zahlen, die ohne Bedeutung waren. Wenn es nur um Geld gegangen wäre, hätte er laut gelacht.
„Sie
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