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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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Morgenluft stieg, sorgte dafür, dass ihr Schamgefühl nicht verletzt wurde.
    „Es ist tatsächlich ein wunderschöner Morgen“, fuhr er gut gelaunt fort, als sei nichts ungewöhnlich daran, dass er nackt vor ihr in dem steinernen Trog lag. „Ich bin froh, dass Sie ebenfalls Frühaufsteherin sind, Cassia. Ich hatte Sorge, Sie würden erst gegen Mittag das Bett verlassen und es nicht vor Morgengrauen wieder aufsuchen wie in London. “
    „Ich gehöre nicht zu den Langschläfern“, erwiderte sie höflich, wobei sie sich bemühte, ihren Blick ausschließlich auf sein Gesicht zu heften. Sein Haar glänzte vor Nässe, und auf seinen Wangen funkelten Wassertropfen. „Selbst wenn die Nacht lang war, stehe ich zeitig auf.“
    „Hervorragend.“ Er faltete die Zeitung zusammen und warf sie mit einer schwungvollen Bewegung auf die Bank. „Ohne Zweifel verdanken Sie Ihre Frische und Ihre makellose Schönheit und nicht zuletzt Ihre offene Art dem Umstand, dass Sie früh aufzustehen pflegen, wie es auf dem Lande üblich ist.“
    „Dann werde ich Sie nicht enttäuschen und auch jetzt offen sprechen“, erwiderte sie und legte die Hand auf den Türknauf. „Wir werden uns weiter unterhalten, wenn Sie angezogen sind, Richard. Dann können wir uns unter weniger anstößigen Umständen im Frühstückszimmer einfinden.“ „Warten Sie, Cassia, bitte warten Sie! “
    Sie tat ihm den Gefallen, wagte jedoch nicht, sich noch einmal zu ihm umzuwenden, zumal er sich aufgerichtet haben musste, wie sie aus dem laut auf die Steinfliesen platschenden Wasserschwall schloss.
    „Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen, bevor wir uns über das Haus unterhalten“, sagte er. „Und dieser Augenblick ist dafür ebenso gut wie jeder andere.“
    „Passender wäre, Sie trügen Hosen.“
    „Aha, dann ist Ihnen also nicht entgangen, dass ich meine Beinkleider abgelegt habe?“
    Sie öffnete die Tür, um seinem Blickfeld zu entschwinden. „Warten Sie, Cassia, es tut mir leid“, rief er rasch. „Nur das eine wollte ich Ihnen sagen: Es tut mir leid, dass ich Sie gestern verletzt habe mit welcher Bemerkung oder Tat auch immer, und ich bedaure, dass Sie mich nackt in dieser Steinwanne haben liegen sehen wie ein neugeborenes Baby. Ich bitte darüber hinaus bereits jetzt um all jene verdammten Dinge um Verzeihung, die ich äußern oder tun könnte und von denen Sie sich womöglich gekränkt fühlen werden, Cassia. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich es ernst meine.“ Zunächst antwortete sie nicht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sich entschuldigen würde, und brauchte einen Moment, um die Bedeutung seiner Ansprache zu verinnerlichen. Menschen, die verkündeten, sie bekämen stets, was sie wollten, setzten sich selten der Unannehmlichkeit aus, Reue zu zeigen, erst recht nicht so umfassend, wie es Richard getan hatte. Doch dass er so überzeugt war von sich selbst, hieß einfach, dass er es nicht nötig fand, zu lügen oder ihr in anderer Hinsicht etwas vorzumachen. Wenn sie mehr in seine Worten hineinlas, tat sie es auf eigene Gefahr; für einen welterfahrenen Gentleman war Richard Blackley bemerkenswert aufrichtig.
    Dass sie ihm dieses Zugeständnis machte, hieß indes nicht, dass sie sich wieder zu ihm umdrehen würde. „Weshalb baden Sie im Freien? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Ihrer Gesundheit zuträglich ist, selbst wenn Sie bis zum Hals im heißen Wasser stecken.“
    „Nehmen Sie meine Entschuldigung an, Mädchen?“, wollte er wissen, und sie brauchte ihn nicht anzusehen, um zu wissen, dass er verschmitzt lächelte. „Werden Sie mich von meinen Sünden freisprechen?“
    „Ich bin kein katholischer Priester, daher werde ich nichts dergleichen tun“, versuchte sie streng zu erwidern. „Wie hindern Sie die Dienstmädchen daran, Sie hinter den Büschen zu begaffen?“
    „Ich hindere sie nicht.“ Er lachte, wie es schien, sehr angetan von dieser Vorstellung. „Es liegt in Neufs Verantwortung, sie mir vom Leib zu halten. Sie sind nur deshalb bis zu mir hergelangt, weil er in die Küche gegangen ist, um noch etwas heißes Wasser zu holen.“
    Kaum hatte er das gesagt, wurde die Tür von der anderen Seite geöffnet, und ein schlanker, dunkelhaariger Mann mit einem dampfenden Holzkübel erschien auf der Schwelle. Cassia trat beiseite und ließ ihn, nachdem er ohne ein Lächeln genickt hatte, passieren. Auch jetzt wandte sie sich nicht um, doch sie hörte, wie Richard saftige Verwünschungen auszustoßen begann, sobald der Diener

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