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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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eine Wut, die im Laufe all dieser Jahre kein bisschen
abgekühlt war. Er hatte dasselbe auch bei Grace MacBride
bemerkt, ja, ein wenig davon eigentlich bei allen, und das machte
ihn nervös. Sie misstrauten nicht nur jeder Autorität,
sondern sie hassten sie. Er fragte sich, ob wohl einer von ihnen
oder sie alle wahnsinnig genug waren, um zu morden. Harley sah ganz
bestimmt so aus, als sei er es. Den Kopf hielt er gesenkt, die
Hände lagen, zu Fäusten geballt, auf den
Oberschenkeln.
    Der Koloss atmete
einige Male tief durch und fasste sich wieder. «Jedenfalls
wollte das FBI es mit einem weiteren Lockvogel versuchen, aber
Grace wollte das Spiel nicht mehr mitmachen und abwarten, ob der
Killer sich auch den Rest von uns schnappen würde. Also
verschwanden wir.» Mit einer ruckartigen Kopfbewegung deutete
er auf Roadrunner. «Der Kerl da ist das Genie, das es fertig
brachte. Hat uns alle total ausgelöscht. Soweit wir wissen,
tappten die Feds noch immer im dunkeln, bis Sie ihnen Graces
Fingerabdrücke geschickt haben; und ich hoffe inständig,
Detective, dass Ihnen dafür die Eier langsam und schmerzhaft
verfaulen, bis sie schließlich abfallen.» Magozzi
musste lächeln. «Die Abdrücke haben beim FBI
Interesse geweckt, das stimmt, und jetzt verstehe ich auch, warum.
Man hat nie jemanden verhaftet, oder? Und Ms. MacBride war die
einzige Verbindung ­»
    «Sie haben sie
als Köder benutzt.» Auch Mitch Cross war erbost, aber
seine Wut war kälter als die von Davidson. Und deswegen
irgendwie auch beunruhigender.
    «Ihnen haben wir
es jetzt zu verdanken», sagte Harley, «dass die wissen,
wo wir sind. Sie kennen jetzt Graces neue Identität, und der
Killer braucht sich nur Zugang zu ihren Unterlagen zu verschaffen
­»
    «Wir haben im
Zusammenhang mit den Abdrücken keinen Namen
rausgegeben», unterbrach Magozzi, sodass Harleys Mund beim
letzten Wort offen stehen blieb. «Die Einzigen, die wissen,
dass die Abdrücke Ms. MacBride gehören, befinden sich in
diesem Raum, und wir hätten nicht die geringsten
Schwierigkeiten, es dabei zu belassen.» Harley schloss den
Mund, doch alle sahen Magozzi weiterhin argwöhnisch
an.
    «Okay, Moment
mal.» Gino ging zum Tisch an der Stirnseite und setzte sich
dahinter. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er intensiv die
malträtierte Holzfläche. «Wollen Sie mir
erzählen, dass Sie ganz einfach alles hinter sich gelassen
haben? Drei oder mehr Jahre am College, Freunde, Familien
…»
    «Wir haben keine
Familien.» Roadrunner sah ihn tadelnd an, als müsse er
das doch eigentlich wissen. «Deswegen sind wir doch
überhaupt zusammengekommen. In den Ferien fuhren alle anderen
nach Hause, und wir blieben übrig, so ziemlich die einzigen,
die in der Cafeteria aßen. Eines Tages setzten wir uns alle
an einen Tisch. Nannten uns Club der Waisen.» Er schmunzelte
bei der Erinnerung, die zu Magozzis Erstaunen anscheinend angenehm
war.
    Mitch Cross gab sich
wieder überlegen, nachdem sämtliche Geheimnisse
gelüftet waren und es nichts mehr gab, dessentwegen man sich
aufplustern musste. «Jetzt haben Sie also alles erfahren.
Sind Sie nun zufrieden, Magozzi?» Er benutzte den Nachnamen
wie eine Waffe.
    «Nicht ganz.
Wenn Ms. MacBride in Atlanta nie das Ziel war, sondern die
Menschen, die ihr am meisten bedeuten, nämlich Sie, auf der
Todesliste des Killers wahrscheinlich viel höher stehen ­
warum ist sie diejenige, die eine Waffe trägt und sozusagen in
einem Tresor wohnt?» Die fünf tauschten verlegene Blicke
aus.
    «Na ja.»
Roadrunner kratzte an seinem linken Ohrläppchen.
    «Wir haben uns
alle ziemlich gut abgesichert, und dazu …»
    «… tragen
wir alle Waffen.» Mitch zuckte mit den Achseln.
    «Was Ihnen der
Desk Sergeant bestätigen wird, sobald er keine Maulsperre mehr
hat.» Harley gluckste vor Lachen. «Er war ziemlich
überrascht, als wir unsere Waffen abgegeben
haben.»
    «Sie alle tragen
Waffen?» 
    «Immer»,
sagte Harley lakonisch. «Genau wie Grace. Ihre Knarre ist nur
ein bisschen größer, das ist alles, und etwas
auffälliger.»
    «Jesus
Christus!» Gino erschauerte ein wenig, als er sich erinnerte,
wie sie zum ersten Mal das Büro von Monkeewrench betreten
hatten, ohne zu ahnen, dass sie in ein Feldlager geraten waren.
«Waffenscheine haben Sie alle?» Mitch knurrte unwirsch.
«Halten Sie uns für bescheuert?
    Glauben Sie, wir
würden Ihnen von unseren Waffen erzählen, wenn wir keine
Erlaubnis hätten?»
    «Ich werde Ihnen
sagen, was ich glaube», sagte Magozzi ganz ruhig

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