Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
Vom Netzwerk:
dieser Krankheit
liegt, dass sie sich immer weiter ausbreitet. Möchtest du
Kaffee?»
    «Ach, komm, sieh
nur all die Lichter. Sieht doch hübsch aus. Und ja, ich
möchte Kaffee.» Bonar griff nach dem
Conoco-Plastikbecher im Halter und sah angestrengt hinein.
«Hast du da 'ne Kippe reingeworfen?»
    «Nein, ganz
bestimmt nicht.»
    «Da ist aber was
drin.» Er öffnete das Fenster und kippte die Kaffeereste
aus. «Möchte nicht wissen, was das war.» Sie kamen
an einem Bankgebäude mit einem Thermometer vorbei, das minus
sechs Grad anzeigte, aber an der kalten Luft gemessen, die ins Auto
blies, hielt Halloran das für reichlich optimistisch. Er hatte
mal gehört, dass sämtliche Thermometer in Minnesota um
fünf Grad zu hoch geeicht waren, damit die Bevölkerung
nicht geschlossen auswanderte. «Machst du bitte das Fenster
wieder zu? Man erfriert ja.» Wie ein Hund streckte Bonar
seine Nase zum Fenster hinaus und atmete tief ein, bevor er es
wieder schloss. «Gibt heute noch Schnee. Kann man
riechen.» Er reichte Halloran den gefüllten Kaffeebecher
und schenkte sich auch etwas ein. Nicht dass er das Koffein
brauchte. Er trank das Zeug eigentlich nur des Geschmacks wegen,
doch das war in diesem Fall ein grober Fehler. Nach dem ersten
kleinen Schluck musste er sich schon schütteln. «Mein
Gott, schmeckt der schauderhaft.»
    «Was erwartest
du? Er ist von der Tankstelle, nicht von
Starbucks.»
    «Ich hätte
eigentlich gedacht, dass ein Mann mit Knarre besseren Kaffee
besorgen könnte, sogar an einer Tankstelle.
    Wo sind wir
eigentlich? In welcher Straße?»
    «Hennepin.»
    «Weißt du
eigentlich, wohin du willst?»
    «Klar. City
Hall.»
    «Und da findest
du auch hin?»
    «Ich hab mir
gedacht, ich fahr einfach so lange rum, bis ich hingefunden
hab.» Bonar kramte in seiner Hemdtasche, zog ein zigmal
gefaltetes Stück Papier hervor und strich es auf seinen
breiten Oberschenkeln glatt.
    «Was ist das
denn?»
    «Plan vom
Zentrum mit Wegweiser zur City Hall. An der nächsten Ampel
fährst du rechts.»
    «Wo hast du den
her?»
    «Aus Marjories
Computer.» Halloran schaltete die kleine Speziallampe zum
Kartenlesen ein und warf einen Blick auf das Stück Papier. Es
sah wie eine richtige Karte aus. «Ist ja
irre.»
    «Ja, irre. Du
gibst einfach ein, wo du bist und wohin du willst. Und, Bingo, er
druckt dir eine Karte und den kürzesten Weg aus. Echt cool,
oder?»
    «Ich weiß
nicht so recht. Verdirbt einem doch irgendwie den ganzen
Spaß.» Sie parkten am Ende einer Reihe von
Streifenwagen auf der mittleren Spur einer Seitenstraße, die
breiter war als die breiteste Straße in Calumet. Dann gingen
sie um das Backsteingebäude herum, das einen ganzen
Straßenblock einnahm, und betraten es durch die
Vordertür. Ein Uniformierter mit müden Augen zeigte
ihnen, welchen Korridor sie zum Morddezernat entlanggehen
mussten.
    Für diese
frühe Stunde waren schon reichlich viele Leute unterwegs, wie
Halloran fand, und sie sahen samt und sonders müde aus. Alle,
denen sie begegneten, nickten höflich, beäugten aber ganz
kurz auch ihre braunen Uniformen mit jenem argwöhnischen
Polizistenblick, der besonders ihren Waffen galt.
    Als sie den Bereich
des Morddezernats betraten, beugte sich Bonar zu Halloran und
flüsterte: «Niemand hat uns angehalten. Wenn du dich als
Cop verkleidest, kannst du hier reinmarschieren und den ganzen
Laden übernehmen.»
    «Und was willst
du damit?», fragte Halloran und sah sich in dem winzigen,
nichts sagenden Empfangsraum um. In einer Wand befand sich ein
Fenster mit einer verschiebbaren Glasscheibe. Durch das Glas konnte
er einen Blick auf den größeren Raum dahinter werfen,
auf die grauen Metallschreibtische, die unschönen Wände
und die abgeteilten Nischen eines Großraumbüros, das
ausschließlich der anstehenden Arbeit diente.
    Eine überaus
stämmige schwarze Frau, die sich gerade von einem schweren
Wintermantel befreite, erschien auf der anderen Seite der
Verglasung und betrachtete sie kurz von oben bis unten, bevor sie
die Scheibe zur Seite schob.
    «Halloran,
richtig?», sagte sie, und der erkannte ihre Stimme vom
Telefon.
    «Sheriff Mike
Halloran und Deputy Bonar Carlson, Kingsford County,
Wisconsin.» Sie legten beide ihre Dienstausweise auf die
Ablage und öffneten sie, damit man die Fotos sehen konnte.
«Und Sie müssen Gloria sein. Sie und ich haben gestern
ziemlich häufig miteinander gesprochen, wenn ich mich nicht
irre.» Er lächelte sie an.
    «Mm-hm. Bin
nicht mehr so oft von ein und

Weitere Kostenlose Bücher