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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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ihr dunkles Haar war
noch nass und kringelte sich über den Kragen. Dampf stieg von
ihrem Kaffeebecher auf, den sie in der linken Hand hielt. Die
rechte steckte tief in der Bademanteltasche, und sogar aus der
Entfernung konnte er die Umrisse ihrer Waffe unter dem Stoff
erahnen. Ein Schlauch schlängelte sich zum Stamm des
Magnolienbaumes, und das Plätschern des Wassers klang in der
Stille des Morgens wie Musik. Aber verdammt kalt war es.
    «Hier
draußen erfriert man ja», sagte er, als er vorsichtig
die Hintertreppe hinunterging, um den frischen Kaffee in seinem
Becher nicht zu verschütten. Er konnte seinen Atem in der
kalten Luft sehen, und das gefrorene Gras knisterte unter seinen
Schuhsohlen.
    Charlie verdrehte den
Kopf und grinste ihn an. Auch seinen Atem konnte man
sehen.
    «Ziehen Sie
lieber Ihr Jackett an», ermahnte ihn Grace, ohne sich
umzusehen.
    «Hab ich bereits
getan.» Magozzi hockte sich neben Charlies Stuhl und kraulte
das drahtige Fell hinter den Hundeohren. Charlie seufzte und
schmiegte den Kopf in Magozzis Hand. «Der Kaffee ist
phantastisch.» Er sah zu Grace hinüber und stellte fest,
dass sie ihn anlächelte. Dieses Lächeln hatte er bislang
bei ihr noch nicht gesehen, und es vermittelte ihm das Gefühl,
etwas richtig gemacht zu haben.
    «Was
ist?»
    «Sie haben
Charlie nicht von seinem Stuhl vertrieben.»
    «Wieso auch? Es
ist doch sein Stuhl.» Wieder lächelte Grace.
    «Und ich
hätte ihn ja vertrieben, aber ich fürchtete, er
würde mir den Arm abbeißen.» Er blickte hinunter
auf die wilde Bestie, die ihm inbrünstig die Hand leckte, und
für eine Sekunde sah er das uramerikanische Genrebild von
Mann, Frau, Haus und Hund vor sich, als sei es Realität und
als passe er in dieses Bild. «Sie sollten sich nicht allein
hier draußen aufhalten», sagte er unvermittelt, und
schon war Graces Lächeln verschwunden.
    «Das hier ist
mein Hinterhof, mein Garten. Mein Haus.» Sie sah ihn einen
Moment fast böse an und löschte damit aus, dass er gerade
noch eine Kleinigkeit richtig gemacht hatte. Er hätte ebenso
gut den Hund mit einem Fußtritt vom Stuhl vertreiben
können. Nur dass er den Hund wirklich gern hatte.
Schließlich seufzte sie und sah wieder hinüber auf die
Magnolie.
    «Außerdem
musste ich meinem Baum Wasser geben.» Magozzi schlürfte
seinen Kaffee und bemühte sich, die Lektion zu verarbeiten und
ein Fazit daraus zu ziehen: Lege Grace MacBride niemals nahe, ihre
Gepflogenheiten zu ändern, damit sie nicht auf ihrem Hinterhof
niedergemetzelt wird. Er konzentrierte sich mit aller Kraft darauf,
den Beschützerinstinkt zu unterdrücken, der allen
Männern wohl schon zu Eigen gewesen war, als sie noch in
Höhlen wohnten.
    Ohnehin ein
dämlicher Instinkt, dachte er, dem die evolutionäre
Modifikation entgangen war, die dann auch Frauen mit großen
Handfeuerwaffen in ihren Bademanteltaschen einbezogen hätte.
Er sah hinunter auf die Pfütze, die sich um den Stamm der
Magnolie bildete, und glaubte, ein ungefährliches
Gesprächsthema entdeckt zu haben.
    «Ist vielleicht
schon ein bisschen spät im Jahr dafür, oder?» Grace
schüttelte den Kopf, sodass ihre dunklen, vor Kälte schon
fast starren Locken über den weißen Bademantel strichen.
Mit ihrem nassen Haar hätte sie nicht hier draußen sein
sollen, aber darauf würde Magozzi sie bestimmt nicht
ansprechen. «Es ist nie zu spät. Bäume zu
wässern. Auf jeden Fall nicht, bis der Boden gefroren ist.
Wohnen Sie in einem Haus?»
    «Wie ein
normaler Mensch.»
    «Auf mich hat er
es nicht abgesehen. Noch nie.» Guter Gott, sie wechselte das
Gesprächsthema so schnell, dass Magozzi Mühe hatte, ihr
zu folgen. Offensichtlich blieb ihr das leider nicht
verborgen.
    «Deswegen habe
ich auch keine Angst, allein hier draußen zu sein»,
erläuterte sie. «Er will mich nicht umbringen. Er will
nur, dass ich ­ aufhöre.»
    «Womit?»
Sie zuckte nur mit den Achseln. «Das versuche ich schon seit
Jahren herauszufinden. Der Profiler, der in Atlanta hinzugezogen
wurde, meinte, die Absicht des Killers sei ‹psychologische
Emaskulation›, was auch immer das heißen soll. Dass er
das Gefühl habe, ich besäße eine Art von Macht
über sein Leben, die er zu eliminieren versuche, und dass
meine Ermordung dafür offenbar nicht
ausreiche.»
    «Interessant.»
    «Finden Sie? Ich
hab das immer für Psychologengeschwafel gehalten. Niemand
besitzt noch Macht, wenn er tot ist.»
    «Märtyrer
haben Macht.»
    «Oh.» Ihre
Lippen formten bei dem Laut einen Kreis und

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