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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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war
leer. Grace hatte bereits das Flutlicht eingeschaltet, bevor er die
drei Stufen zum Rasen hinter sich hatte, aber er sah nichts als
einen einsamen Baum, zwei Holzsessel und einen massiven Holzzaun,
der ans Haus grenzte und so hoch war, dass man nicht ohne Weiteres
hätte darüberklettern können. Er rief mit seinem
Handy die Einsatzzentrale an, wurde zu Garfield durchgestellt und
rasselte Instruktionen herunter, während er den Zaun
Zentimeter für Zentimeter nach Kratzern am Holz,
Fußabdrücken und dergleichen untersuchte.
    Als er ins Haus
zurückkam, saß Grace verkrampft auf einem Lehnstuhl im
Wohnzimmer. Sie hatte Charlie auf dem Schoß und ihre Sig in
der rechten Hand, den Finger schussbereit am Abzug. Magozzi fand,
sie bot das traurigste Bild, das er je gesehen hatte.
    «Mein Gott,
Grace», sagte er, verblüfft, dass ihm ihr Vorname
herausgerutscht war. Wenn sie es gehört hatte, ließ sie
sich dennoch nichts anmerken, aber vielleicht war es ihr ja auch
egal.
    «Nichts,
stimmt's?», fragte sie gefasst.
    «Die Leute von
St. Paul kämmen das Viertel durch, mit Streifenwagen und zu
Fuß, aber sollte er heute Abend hier gewesen sein, ist er
wahrscheinlich schon längst wieder weg.
    Ich geh erst mal
durchs ganze Haus.»
    «Hab ich schon
gemacht.»
    «Herrgott
nochmal!»
    «Es ist mein
Haus, Magozzi.»
    «Ich werd
trotzdem mal nachsehen.» Sie zuckte apathisch mit den
Achseln.
    Als er zurückkam,
hatte sie sich immer noch nicht vom Fleck gerührt.
    «Wollen Sie die
ganze Nacht mit der Waffe in der Hand dort
sitzen?»
    «Es wäre
nicht das erste Mal.» Magozzi fuhr sich mit den Fingern
durchs Haar, sah sich im Zimmer um und setzte sich dann in eine
Couchecke.
    Grace warf ihm einen
neugierigen Blick zu. «Was machen Sie da?» Er sah sie
nicht einmal an. «Ich bleibe hier.»
    «Das ist nicht
nötig.»
    «Trotzdem bleibe
ich hier.»

 
    Kapitel 38
    Es war noch dunkel,
als Halloran und Bonar das steile Stück Autobahn bei Hudson
hinunterfuhren und über die Brücke, die den St. Croix
River überquerte, Minnesota erreichten.
    Inzwischen fuhr
Halloran, und in Anbetracht dessen, dass er nur ungefähr eine
Stunde hatte schlafen können, fühlte er sich ziemlich gut
und aufgekratzt, als würden sich sämtliche Probleme schon
bald in Wohlgefallen auflösen.   
    Auf dem Beifahrersitz
schlief Bonar wie ein Baby, und Halloran musste unwillkürlich
daran denken, wie sie beide das letzte Mal quer durch den
Bundesstaat in die Twin Cities gefahren waren, zwei Kisten Bier im
Kofferraum und zwei Karten für das Springsteen-Konzert im
Handschuhfach.
       
     
    Damals waren sie junge
Burschen gewesen, Bonar hatte gut fünfzig Kilo weniger
gewogen, und die Welt hatten sie noch durch die rosarote Brille
gesehen. Dann überfiel ihn der Gedanke, was Danny Peltier
damals wohl gemacht haben mochte ­ sich wahrscheinlich beim
Skaten die Knie aufgeschürft-, und danach brauchte er
mindestens zehn Minuten, bis er das Bild des toten Danny aus dem
Kopf bekommen hatte.
    Minneapolis trug
entscheidend dazu bei, als er über die Innenstadtausfahrt die
94 verließ. «He, Bonar.» Er knuffte eine massige
Schulter, und Bonar schlug sofort die Augen auf. Er blickte klar
und konzentriert, keine Spur von jenem schlaftrunkenen
Übergangsstadium, in dem der Intelligenzquotient eines jeden
Erwachsenen vor der ersten Tasse Kaffee irgendwo zwischen null und
fünfzig zu taumeln scheint. Bonar brauchte nie länger als
einen einzigen Herzschlag, um aus dem Tiefschlaf heraus hellwach zu
sein, munter und zu allem bereit.
    «Was sagst du
dazu?» Er grinste, als er sich vorbeugte und zur
Windschutzscheibe hinausschaute. «Die haben extra für
uns das Licht angelassen.» Die Stadtsilhouette hatte sich
sehr verändert, seit sie das letzte Mal hier gewesen waren.
Ein Dutzend neue Gebäude ragten steil aus dem Herzen der
Innenstadt auf, Säulen aus weißem und goldenem Licht,
die mit dem alten IDS-Turm um die größtmögliche
Himmelsnähe wetteiferten.
    Halloran hatte
Minneapolis stets als junge Großstadt gesehen, eine weibliche
Stadt, hübsch und schicklich und korrekt, sehr darum
bemüht, nicht aufdringlich zu sein. Jetzt sah es so aus, als
sei sie erwachsen geworden, und er fragte sich, ob sein Gefühl
wohl noch zutreffen mochte.
    «Ist sehr viel
größer geworden seit damals.» Bonar griff nach der
Thermosflasche, die zwischen seinen Füßen auf dem Boden
stand. «Du sagst es. Krebsgeschwüre der Landschaft, das
sind diese Großstädte, und in der Natur

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