Spiel unter Freunden
wenn einer oder eine von
ihnen tatsächlich der Mordschütze ist, wird er oder sie
bestimmt nicht wagen, vor allen anderen einen Cop
niederzuschießen. Besonders nicht, da draußen ja noch
mehr Cops postiert sind.» Hallorans Miene verdüsterte
sich, aber sein Blick blieb fest.
«Es gibt keinen
Grund, dass Sie da hingehen.»
«Tatsächlich nicht? Ich
dachte, Sie haben uns hierher gebracht, damit wir nach dem
Mörder fahnden.»
«Sie jedenfalls
sind nicht von mir hierher gebracht worden», gab ihr Halloran
zu bedenken.
Sharon sah zu ihm auf.
Ihre Augen blitzten, und sie streckte trotzig das Kinn vor.
«Na gut, aber ich kann nur hoffen, dass Sie mich nur
schützen wollten oder sonst etwas Bescheuertes im Sinn hatten,
denn ich bin für die Bürger von Kingsford County als
Deputy nicht sonderlich von Nutzen, wenn mein Vorgesetzter mich
nicht auf die Straße lässt, weil er Angst hat, ich
könnte mir den großen Zeh verstauchen.»
«Wir kriegen ihn
doch mit Hilfe der Listen!», fauchte Halloran mit hochrotem
Gesicht.
Die lauten Stimmen
hatten McLarens Aufmerksamkeit erregt. Auf der anderen Seite des
Raums beugte er sich grinsend über seinen Schreibtisch weit
nach vorn und hielt den Telefonhörer an die Brust gepresst, um
nur nicht durch einen lästigen Notruf daran gehindert zu
werden, sich daran zu weiden, wie direkt vor seiner Nase die Fetzen
flogen. Er sah zu Magozzi hinüber und ließ die roten
Augenbrauen vibrieren.
Auch Gloria schien
ihren Spaß zu haben. Sie schaukelte auf ihren
Plateauabsätzen vor und zurück, strahlte Sharon an, als
sei sie ihr über alles geliebtes Kind, und obwohl sie die
Polizistin niemals lauthals mit «Yeah, baby, right on!»
angefeuert hätte, weil das genau der Spruch war, den die Leute
von einer schwarzen Frau erwarteten, stand in ihrem Gesicht
geschrieben, dass sie genau das dachte.
Magozzi andererseits
fühlte sich ausgesprochen unbehaglich. Konfrontationen
zwischen zwei Cops waren schlecht; Konfrontationen zwischen Mann
und Frau waren der reine Horror, und diese Konfrontation war sogar
beides. Er beschloss, einzugreifen und die Auseinandersetzung
sofort zu beenden. «Okay, hören Sie zu, Sie beide
…» Sharons Kopf wirbelte herum.
Oder vielleicht sollte
er sie doch beide allein damit fertig werden lassen?
«Hören Sie,
Mike.» Sharon widmete sich jetzt wieder Sheriff Halloran.
«Auch wenn wir aus diesen Listen einen Namen erfahren,
heißt das nicht, dass wir auch schon den Mordschützen
haben. Er hätte seinen Namen seither schon ein Dutzend Mal
ändern können, und es könnte Tage dauern, die Spur
von damals bis jetzt zu verfolgen, besonders wenn es einer der
Partner von Monkeewrench ist. Diese Leute sind uns Lichtjahre
voraus, wenn es darum geht, Computerdateien zu manipulieren. Aber
wenn ich nur ein wenig Zeit mit ihnen verbringen und die richtigen
Fragen stellen könnte, wäre es mir vielleicht
möglich, etwas zu entdecken, einen von ihnen zu durchschauen
oder eine Erinnerung an jemanden zu wecken, den sie in Georgia
kannten.» Sheriff Halloran versuchte, sie zornig anzusehen,
aber Magozzi fand, dass er höchstens hilflos wirkte. Der arme
Kerl.
Und auch Sharon
empfand wohl Mitleid mit ihm, denn ihre Stimme wurde
sanfter.
«So was ist doch
meine Arbeit, Mike. Und ich bin gut darin.
Das wissen Sie sehr
wohl.» Halloran erinnerte sich daran, was er Danny Peltier
auf dem Weg zu den Kleinfeldts gesagt hatte: Sharon sei seine beste
Vernehmungsbeamtin. Auf seltsame Weise schienen die Dinge jetzt
zusammenzufallen, und das bereitete ihm Magenschmerzen.
Plötzlich
überraschte sie der Klang völliger Stille, und Magozzi
merkte, dass ihr Faxgerät nicht mehr arbeitete. «Bitte
sag mir, dass es nicht den Geist aufgegeben hat», flehte er
Gloria an.
Sie zog den Stapel
Seiten aus dem Korb und sah sich die Nummer auf der letzten Seite
an. «Nein. Die Monsterschau der Studentennamen ist
gelaufen.» Sie legte die Seiten zu dem Stapel auf dem Tisch,
und in dem Moment kamen Gino und Bonar mit sämtlichen
Gerätschaften ins Büro, um Kaffee zu machen. Eine lange
Reihe Frauen folgte ihnen, und die blickten sich mit großen
Augen um wie eine Schar von Grundschülern auf einem
Klassenausflug.
«Und,
Mike?», fragte Sharon hastig, weil sie eine Antwort wollte,
bevor die Aufregung um die vielen Neuankömmlinge ihm eine
Ausrede bot, seine Entscheidung aufzuschieben.
«Ich komme mit
Ihnen.» Sie schüttelte entschlossen den Kopf. «So
wird das nichts.
Ich werde aus
niemandem
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