Spiel unter Freunden
abermals.
Magozzi ging ein wenig
dichter heran und untersuchte die tropfenförmigen dunklen
Rückstände an der einen Körperseite des Engels.
«Wer hat sie gefunden?» Dankbar für die Ablenkung
wies Gino mit einem Kopfnicken auf zwei aufgelöst wirkende
Collegestudenten, die Jacken mit dem Logo der University of
Minnesota trugen. Ein Beamter in Uniform vernahm den schlaksigen
Blonden, während der kleinere dunkelhaarige Bursche auf dem
Boden kniete und würgte.
Magozzi schnalzte mit
der Zunge. Die beiden taten ihm aufrichtig Leid. Wie viele Jahre
würde es dauern, bis sie nicht mehr unter albtraumhaften
Erinnerungen litten? Vielleicht würden sie dieses Erlebnis
niemals vergessen können. «Gehen wir hinüber und
reden mit ihnen, damit die armen Kerle nach Hause gehen
können.» Als sie näher kamen, drehte sich der
Polizist um und warf ihnen einen dankbaren Blick zu. «Sie
gehören Ihnen.» Er beugte sich zu ihnen und
flüsterte: «Darf ich Ihnen einen Rat geben? Sprechen Sie
mit dem blonden Burschen. Er heißt Jeff Rasmussen. Der andere
ist noch stockbesoffen, und wie Sie vielleicht bemerkt haben, kotzt
er sofort los, wenn man ihm eine Frage stellt.» Gino wandte
sich also Jeff Rasmussen zu, während Magozzi sich im
Hintergrund hielt und nur zusah. Manchmal verriet
Körpersprache mehr als jedes gesprochene Wort.
Jeff bewegte seinen
Kopf nervös auf und ab, als Gino sich vorstellte. Er hatte
funkelnde blassblaue Augen, die rot geädert waren und immer
wieder hektisch zur Statue hinüberschauten.
Sein beklagenswerter
Freund sah zu ihnen hinauf und versuchte ziemlich erfolglos, einen
klaren Blick zu bekommen.
«Möchten
Sie uns erzählen, was hier geschehen ist, Jeff?» Wieder
bewegte Jeff den Kopf auf und ab. «Klar. Klar. Ja.»
Sehr nervös. Extrem angespannt. «Wir waren beim
Eishockey … und danach, da sind wir dann was trinken
gegangen … montags gibt's im Chelsea's nämlich drei
für einen. Da sind wir geblieben, bis die Bar dicht machte
wir waren leicht angeheitert, wenn Sie verstehen, was ich
meine. Sind dann bei einem Freund mitgefahren, der noch ein
Zwölferpack im Kofferraum hatte. Mit ihm sind wir durch die
Gegend gefahren und haben ihm schließlich gesagt, er soll
hier halten. Er hat gekniffen, aber uns noch ein paar Bier
dagelassen, und … na ja …» Er hielt inne, und
sein Gesicht lief rot an. «Ist das etwa ein Vergehen?»
Gino nickte.
Jeff schien in sich
zusammenzufallen. «O Gott, meine Eltern bringen mich um
…»
«Vergessen wir
erst mal das unbefugte Betreten, Jeff. Wenigstens bist du ja nicht
betrunken gefahren.»
«Nein, nein! Das
würde ich nie tun, und ich hab ja nicht mal ein Auto
…» Gino räusperte sich ungeduldig.
«Erzähl einfach, was du gesehen hast, als ihr hier
ankamt.» Jeff musste schwer schlucken. «Also …
wir haben gar nichts gesehen. Alles leer hier, wissen Sie. Ziemlich
spät. Wir sind eine Weile umhergelaufen und haben den Engel
gesucht, damit wir das Experiment versuchen
konnten.»
«Welches
Experiment?»
«Das
Todesengel-Experiment.» Sein Blick wanderte zwischen den
beiden Detectives hin und her. «Sie wissen schon …
?» Gino und Magozzi schüttelten beide den
Kopf.
«Oh. Es gibt
doch diese Legende. Es heißt, der Typ, der hier begraben
liegt, war ein böser Priester oder so bei einem Satanskult. Er
hat den Engel als Grabstein gekauft und seinen Anhängern
erzählt, dass er ihn mit einem Fluch belegt hätte
wenn man die Hand des Engels festhielt und in sein Gesicht blickte,
könnte man sehen, auf welche Weise man sterben
würde.» Magozzi drehte sich um und blickte auf die
leeren steinernen Augen des Engels und anschließend auf den
schlaffen Körper des toten Mädchens. Er fragte sich, ob
es wohl auch dem Engel in die Augen geschaut haben mochte, bevor es
starb.
«Na,
jedenfalls», fuhr Jeff fort, «fanden wir
schließlich den Engel. Zuerst dachten wir, es wäre ein
Scherz, eine Puppe. Es war einfach zu abgefahren, ich mein, wir
sind doch hier in Minneapolis, stimmt's? Und dann sahen wir das
Blut und dann … also, Kurt.» Mit dem Daumen wies er in
Richtung des Jungen, der sich immer wieder übergeben musste.
«Kurt hat ein Handy, und da haben wir euch
gerufen.»
«Das ist
alles?» Jeff schien einen Augenblick nachzudenken. «Ja.
Alles.»
«Habt ihr
irgendwas gesehen? Oder vielleicht gehört?»
«Nix. Nur einen
Haufen Grabsteine. Sonst war niemand hier.» Sein Blick
wanderte wieder zu der Leiche.
«Also ihr beide
wart ganz allein auf dem
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