Spiel unter Freunden
bevor du
heute Abend gehst.»
«Denken Sie,
einer von denen könnte in Frage kommen?»
«Mein Bauch sagt
nein. Sie sind alle gleichberechtigte Partner, und wenn dieses Game
den Bach runtergeht, haben sie einer wie der andere viel zu
verlieren. Aber sie stehen auf der Liste. Jeder mit Zugang zu dem
Game steht auf der Liste, und wenn einer Zugang hatte, dann ja wohl
sie.»
«Haben Sie eine
der Personen nach ihrem Alibi gefragt?», wollte Louise
wissen.
«Ja»,
sagte Gino. «Das haben wir nämlich damals bei unserem
Volkshochschulkurs ‹Wie werde ich Detective?›
gelernt. Zur Zeit der beiden Morde war jeder von ihnen
allein.
Cross ist als Einziger
verheiratet, aber seine Frau war in L.A., als es den Jogger
erwischte, und gestern war er bis spät abends allein im
Büro, sodass sie in keinem der beiden Fälle zu seinen
Gunsten aussagen kann.» Espinoza schaute auf die fünf
Namen und dann Magozzi an.
«Das soll doch
wohl ein Witz sein, oder? Roadrunner?»
«Der Name steht
auf seinem Führerschein», warf Gino ein.
«Ohne
Scheiß?»
«Ohne
Scheiß.» Espinoza schaute nochmals kopfschüttelnd
auf die Namen.
«Und Harley
Davidson, erzählt mir bloß nicht, dass die solche Namen
von Geburt an tragen.»
«Du wirst es uns
erzählen, Tommy. Und übrigens, McLaren, Freedman, ihr
habt Fotos dieser Computerfreaks in euren Unterlagen. Haltet also
besonders nach ihnen Ausschau. Auf der Gästeliste stehen sie
nicht. Gino?»
«Ich bin
fertig.»
«Chief?»
Er sah hinüber zu Chief Malcherson, der noch immer an genau
derselben Stelle stand und sich wie stets größte
Mühe gab, den obercoolen Boss zu mimen. Das nahm ihm jedoch
niemand ab. Sein Gesicht war zu rot, und seine Augen schienen zu
rotieren, während sein Körper wie erstarrt wirkte.
Magozzi befürchtete, dass sein Chef spätestens in
fünf Minuten einen Herzanfall bekam. «Möchten Sie
noch etwas hinzufügen?»
«Nur, dass unten
Scharen von Medienleuten lauern. Die sind ganz verrückt nach
dieser Engel-Geschichte. Weichen Sie denen aus, wenn's geht, und
verweisen Sie sie an mich, Magozzi oder Rolseth, wenn es nicht
geht. Ich möchte heute Abend in den Nachrichten nicht
ständig ‹Kein Kommentar, kein Kommentar›
hören. Kommt nicht gut an.»
Kapitel 17
Man würde es mir
niemals ansehen, dachte Wilbur Daniels, aber mein Herz sagt mir,
dies ist der Mann, der ich schon immer gewesen bin. Ein wilder
Mann. Einer, der Wagnisse eingeht. Ein Abenteurer, ein Hasardeur,
was Sex betrifft, der alles mindestens einmal probieren muss,
versessen darauf, den Kitzel des Bizarren, des Exotischen, fast
schon des Perversen auszukosten, wenn nur jemand darum bitten
würde.
Und endlich hatte es
jemand getan.
Im Laufe der
vergangenen zehn Minuten war Wilbur zu der Überzeugung
gekommen, dass es tatsächlich einen Gott gab und dass dieser
gelegentlich auf schmerbäuchige Männer mittleren Alters
hinablächelte, deren Leben so farblos war wie die wenigen
Haarsträhnen, die ihre ansonsten kahlen Schädel
zierten.
Schmerzen
gehörten dazu, natürlich. Seine schwachen Beine hatten
die vergangenen zwanzig Jahre in dem winzigen Raum unter seinem
Schreibtisch zugebracht und waren die Ansprüche dieser
erniedrigenden Körperhaltung nicht gewohnt. Ein viel zu selten
benutzter Quadriceps zwickte, zuckte und drohte zu verkrampfen, und
dennoch wünschte er sich nicht, dass es aufhörte, und
wollte sich auch nicht nur einen Zentimeter bewegen, um den Schmerz
zu lindern, der doch seine sündige Lust nur noch zu steigern
schien. Wenn
die Gang mich jetzt sehen könnte , frohlockte er in Gedanken und
stellte sich vor, wie diejenigen, die ihn zu kennen meinten,
schockiert und angeekelt reagierten. Diese Phantasievorstellung
gefiel ihm, und ein nicht gerade männliches Kichern sprudelte
über seine Lippen. Augenblicklich entschuldigte er sich
dafür und wurde umgehend darauf hingewiesen, dass man sich
niemals dafür entschuldigen dürfe, Genuss zu empfinden,
egal welch abgründiges Tun ihn hervorrief. O ja. O Gott, wie
wahr.
Im nächsten
Moment biss er sich in die Hand, um einen Schrei der
Verzückung zu ersticken, und fragte sich flüchtig, auf
welche Weise er wohl später die Wunde erklären
sollte.
Aber dann wurde er
aufgefordert, eine neue, herrlich unanständige Haltung
einzunehmen, und er vergaß seine Hand und den Krampf im
Oberschenkel und überhaupt sein ganzes erbärmliches
Leben, weil ein so intensives Gefühl ihn
überwältigte, dass er nicht sicher war, ob sein Herz
diese
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