Spiel unter Freunden
kann es auch gelöscht
werden. Aber so leicht, wie es sich anhört, ist es auch nicht.
Der Durchschnittshacker kann sich nicht einfach mit seinem Laptop
und einem Sechserpack hinsetzen und die eigene Lebensgeschichte
löschen. Man muss schon ein verdammtes Ass sein, um durch
manche dieser Firewalls durchzukommen, besonders diejenigen, die
von den FBI-Leuten eingerichtet worden sind, zum Beispiel für
den IRS und die SSA. Ich kann dir nur sagen, das hier ist kaum zu
glauben.» Magozzi knurrte mürrisch.
«Zeugenschutz?»
«Ausgeschlossen.
So gut sind die FBI-Jungs nicht. Deren Spuren kann ich noch im
Schlaf verfolgen. Wenn das hier die Arbeit von Monkeewrench ist,
sollte der Zeugenschutz die anheuern.» Magozzi kratzte sich
die einen Tag alten Bartstoppeln am Kinn. Er sann über die
neue Wendung des Falls nach. «Also haben die ihre Namen
geändert und neue Identitäten angenommen.» Tommy
schob sich einen weiteren Chip zwischen die Zähne und redete
wieder mit vollem Mund. «Klingt einleuchtend. Wie sonst kommt
man an so Namen wie Harley Davidson und Roadrunner? Die Preisfrage
lautet: Warum sollten fünf ganz normale Personen sich die
Mühe machen, ihre Vergangenheit vollständig
auszulöschen?» Magozzi brauchte gar nicht lange
nachzudenken.
«Kriminelle
Aktivitäten.»
«Hab ich auch
gedacht. Vielleicht sind sie als Verdächtige besser, als du
vermutet hast.» Jetzt griff Magozzi nach einem Kartoffelchip.
Bevor ihm überhaupt bewusst wurde, was er da tat, war der
Fettmacher schon in seinem Mund. Gott, schmeckte das gut.
«Fünf Serienkiller, die im Team zusammenarbeiten? Mann,
so viel Glück sollten wir haben. Von dem Geld für die
Filmrechte könnten wir ganz Japan aufkaufen.»
«Ja. Die sind
wahrscheinlich nur Bankräuber gewesen oder internationale
Terroristen. Vor zehn Jahren sahen sie dann die Computerrevolution
kommen und waren überzeugt, dass mit Software mehr Geld zu
machen ist.»
«So wird's wohl
sein.» Magozzi rieb sich die Augen, weil er dachte, damit die
Kopfschmerzen vertreiben zu können, die sich hinter ihnen
zusammenbrauten. «Stecken wir jetzt also in einer
Sackgasse?»
«Nicht
unbedingt.» Tommy bewegte den Kopf im Kreis, um die
Verspannungen zu lösen. «Es gibt da immer noch ein paar
Sachen, die ich versuchen will, und auch wenn nichts dabei
rauskommt, ist doch die Computerisierung bis jetzt nicht total, bei
weitem nicht. Es gibt da immer noch eine ganze Menge Spuren auf
Papier, die man finden kann, wenn man alt genug ist, um sich zu
erinnern, wo man suchen muss. Es dauert eben nur wirklich lange,
wenn man es auf die altmodische Weise macht. Möchtest du, dass
ich dranbleibe?»
«Worauf du dich
verlassen kannst.» Magozzi zeigte den bösen
Kartoffelchips die kalte Schulter und steuerte auf die Tür zu.
«Übrigens, wie steht es eigentlich mit deren Finanzen?
Sind sie geliefert, wenn dies Spiel nicht auf den Markt
kommt?» Tommy sah ihn an, als sei er nicht ganz bei Trost.
«Soll das ein Witz sein? Die Firma hat letztes Jahr über
zehn Millionen gemacht, und es war nicht das erste Mal. Niedrig
geschätztes Nettovermögen eines jeden Partners»
er zog ein einzelnes Blatt Papier unter der Tüte mit den
Chips hervor «dürfte vier Millionen betragen.
Nehmen wir zum Beispiel Annie Belinsky.
Die Dame hat einen
unglaublichen Etat für Kleidung.» Magozzi sah ihn
entgeistert an. «Die sind also reich?»
«Na ja
…» Ein Handy klingelte, und Tommy wühlte in den
Bergen von Ausdrucken auf seinem Tisch. «Verdammt, wo hab ich
das Ding bloß hingelegt?»
«Ist
meins», sagte Magozzi und zog sein Handy aus der
Jackentasche. «Mach mir Ausdrucke von allem, was du
rausbekommst, okay, Tommy? Und wo du gerade dabei bist, sieh mal,
was du über einen Waffenschein von Grace MacBride
ausgräbst.» Er klappte sein Handy auf.
«Magozzi.» Tommy sah zu, wie Magozzi gebannt der Stimme
am anderen Ende lauschte. Plötzlich wurde er kleidebleich, und
in der nächsten Sekunde rannte er schon zur Tür
hinaus.
Kapitel 20
Der Stadt Calumet in
Wisconsin war kaum noch Aufmerksamkeit von den Medien geschenkt
worden, seit Elton Gerber 1993 auf dem Weg zum Großen
Kürbiswettbewerb einen 328-Kilo-Kürbis von der
Ladefläche seines Pick-ups verloren hatte. Aber schon damals
war den Medien die wahre Tragweite dieser Geschichte
entgangen.
Die Fernsehnachrichten
berichteten mit ironischem Unterton darüber, da außer
dem Kürbis ja niemand zu Schaden gekommen war, und nicht ein
einziger Reporter
Weitere Kostenlose Bücher