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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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ja wohl
einen neuen Rekord aufgestellt, was? Sich in nur einer Nacht
dreihundert Leute zu Feinden zu machen?»
    «Du weißt
doch genau, was ich diesen Menschen antun musste, oder? Ich mein,
die sind piekfein angezogen und haben nichts anderes im Sinn, als
zu feiern und eine Hochzeitsparty zu genießen, stimmt's? Und
ich muss mit einem verfluchten Polaroid durch die Gegend laufen,
auf dem eine Leiche mit einem Loch im Kopf zu sehen ist.
Könnte ja sein, dass es sich um den Begleiter eines weiblichen
Gasts handelt oder um den Vater von einem Gast oder sonst was.
Möchtest du dich vielleicht mal mit Statistik
beschäftigen? Was meinst du, wie viele dieser Leute das Kotzen
kriegen, wenn sie bei einem Hochzeitsempfang das Bild einer
blutigen Leiche ansehen müssen?»
    «Mein Gott, Gino
…»
    «Dreizehn.
Dreizehn haben auf der Stelle gekotzt. Der verdammte Dampfer stinkt
wie eine Ausnüchterungszelle am Sonntagmorgen. Und die, die
nicht kotzen mussten, wurden hysterisch. Wir hätten Valium in
Pappbechern austeilen sollen.
    ‹Hier bitte,
nehmen Sie eine Pille, und dann schauen Sie sich die Leiche
an.› Mann, mir tat sogar die Braut Leid, und die war die
Einzige, die ich heute Nachmittag wirklich gern auf den Rücken
gelegt hätte. Aber die ist ja fast noch ein Kind. Klar, ein
Mord bei deinem Hochzeitsempfang klingt nach Agatha Christie, wenn
du in dem Alter bist, aber wenn man dir die Leiche tatsächlich
zeigt, wenn auch nur auf einem Foto, ist das was völlig
anderes. Da steht sie ganz in weißem Satin und Spitze, hat
diese kleinen Perlendinger im Haar, und dann komm ich, der Freund
und Helfer, und verlange von ihr, dass sie sich am Tag ihrer
Hochzeit eine Leiche ansieht. Ich kann dir sagen, es hat selbst mir
den Magen umgedreht, weil ich eine Scheißangst hatte, er
könnte zu einem der Gäste gehören, verstehst
du?» Magozzi nickte. «Tat er aber
nicht.»
    «Nein. Keiner
hatte ihn je gesehen. Im Grunde haben wir also gar nichts. Keine
Abwehrverletzungen, keine Patronenhülse und bisher auch keine
Spur, mit der wir ohne Laborbefund etwas anfangen könnten. Nur
ein Typ im Anzug ohne Brieftasche, genau wie im
Computerspiel.»
    «Bleibt uns also
nichts übrig, als das Opfer möglichst schnell durch seine
Fingerabdrücke oder eine Vermisstenanzeige zu
identifizieren.»
    «Vielleicht
finden unsere Jungs ja auch bei der Suche in der Umgebung seine
Brieftasche in einem Müllcontainer, wer weiß?» Auf
der Suche nach seinen Handschuhen, die er zu Hause auf dem Bord im
Flur vergessen hatte, schob Magozzi die Hände tiefer in die
Taschen. «Wir brauchen den Zeitpunkt des Todes, um eventuelle
Alibis der Monkeewrench-Leute zu
prüfen.»      
    «Zwischen zwei
und vier ist das, was wir bis jetzt haben.
    Und ich hab die Truppe
der Computerfreaks angerufen, während du auf dem Weg hierher
warst, und zwar gleich nachdem du mir am Telefon erzählt
hattest, dass sie allesamt vor zehn Jahren aus dem Nichts
aufgetaucht sind. Und das ist doch wohl irgendwie
aberwitzig.»
    «Das ist
aberwitzig.»
    «Jedenfalls hab
ich mit allen gesprochen bis auf MacBride, und stell dir vor: Sie
sind samt und sonders früh gegangen, sie sind alle allein nach
Hause gefahren und dort geblieben. Keiner von denen hat ein
wasserdichtes Alibi, es sei denn, MacBride kann eins vorweisen,
wenn wir sie aufgestöbert haben.»
    «Was hast du
ihnen erzählt?»
    «Null hab ich
ihnen erzählt. Hab sie nur gefragt, wo sie zwischen zwei und
vier waren, und ihnen eröffnet, dass wir sie zu einer
offiziellen Aussage auf dem Revier erwarten. Morgen Vormittag um
zehn Uhr. Hab das kleine Spektakel hier gar nicht erwähnt,
aber wenn einer von denen einen Fernseher besitzt, ist es wohl eh
egal.» Gino nickte ihm zu. «Und weißt du was,
Kumpel? Wir müssen ihnen die Daumenschrauben anlegen, bis
einer aufgibt und gesteht, sonst sind wir am Arsch.
    Bis jetzt schlägt
dieser Kerl einmal pro Tag zu, und wo der nächste Mord im
Computerspiel stattfindet, weißt du ja.» Magozzi
schloss die Augen, als er erinnert wurde. Der vierte Mord im
Computerspiel sollte im Shopping-Center Mall of America
stattfinden, und die Logistik für die Überwachung einer
derartig großen Örtlichkeit war ein Albtraum für
jeden Cop, gar nicht zu sprechen von der öffentlichen Kritik,
die es hageln würde, wenn Minnesotas größte
Touristenattraktion zum Schauplatz eines Mordes werden sollte.
«Ich weiß nicht.
    Mein Gefühl sagt
nein. Es ist keiner vom Monkeewrench-Team.» Gino zog

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