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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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in Minnesota könne er sein Englisch
trainieren.» Gino lachte laut los. «Ich hoffe, du hast
ihn aufgeklärt.»
    «Bis jetzt noch
nicht …» Magozzis Handy zwitscherte, und er nestelte
es aus seiner Jackentasche. «Verdammt. Moment mal, Gino
…» Dann bellte er: «Magozzi!» Er blieb
lange Zeit stumm, und Gino hätte schwören können,
dass er den Anflug eines Lächelns bemerkte.
    «Echt wahr? Hast
du auch eine Adresse für mich?» Er grub ein Stück
Papier aus der Tasche und kritzelte Zahlen und einen
Straßennamen darauf. «Seltsame Adresse für eine
Multimillionärin. Spitzenarbeit, Tommy. Jetzt mach, dass du
nach Hause kommst, und ruh dich aus. Morgen in aller Frühe
brauche ich dich wieder.» Mit Schwung klappte er das Handy
zu.
    «Gute
Nachrichten?», fragte Gino.
    «Grace MacBride,
oder wer immer sie sein mag, hat sechs Handfeuerwaffen unter ihrem
Namen registriert. Darunter eine .22er.» Gino nickte
zustimmend. «Sie war es.»
    «Ich werd mal da
hinfahren und hoffen, dass ich sie zu Hause erwische. Dann soll sie
mir sagen, wo sie zwischen zwei und vier war, und ich seh mir ihre
Waffe ganz genau an.
    Schließlich
bitte ich sie dann, uns bei der Liste mit den Registrierungen zu
helfen.»
    «Hübscher
Schachzug. Könnten Sie uns vielleicht helfen, den Mörder
zu finden, es sei denn, Sie sind selbst die Mörderin, und
sollte das tatsächlich der Fall sein, dürfte ich mir dann
mal eben Ihre Waffe anschauen?»
    «Hast du einen
besseren Vorschlag?»
    «Ja, ich hab
eine Idee. Ich mach mich so weit von diesem Fall weg, wie es nur
geht. Jimmy und ich haben uns über diese
Tageshandel-Geschichte unterhalten. Das könnten wir
nämlich übers Internet auch von Montana aus
machen.»

 
    Kapitel 22
    Magozzi fuhr mit hohem
Tempo und Blaulicht durch Seitenstraßen und nahm dann die 94
East nach St. Paul. Der Freeway war um diese Zeit fast leer ­
zu spät für die normalen Berufstätigen, noch
unterwegs zu sein, zu früh für die Clubgänger, sich
auf den Heimweg zu machen-, und deswegen beschleunigte er das
Zivilfahrzeug auf der äußersten linken Spur bis
über neunzig Meilen die Stunde. Wie gerne hätte er einen
der neuen Grand Ams gefahren, die dem MPH genehmigt worden waren,
und nicht diesen supertollen zwei Jahre alten Ford.
    Aber warum hatte er es
eigentlich so eilig? Er wusste verdammt gut, dass Grace MacBride
keine Mörderin war, und sollte sie es wider Erwarten doch
sein, würde sie ganz gewiss nicht mit rauchender Pistole und
von Blut besudelt durch ihr Haus spazieren und dazu ein
schuldbewusstes Gesicht machen.
    Dass eine .22er auf
ihren Namen registriert war, hatte so gut wie gar nichts zu
bedeuten ­ gerade diese Waffe war in ihrer Stadt so verbreitet
wie Schlaglöcher auf den Straßen-, aber es bot ihm doch
den Vorwand, bei der Dame vorbeizuschauen.
    Etwaige weitere
Gründe für seinen Besuch näher zu
überprüfen erschien ihm im Moment nicht
angebracht.
    «Alibi. Die
Liste mit den Registrierungen.» Er sprach es laut aus, als
seien seine Absichten durch einen fadenscheinigen Vorwand
glaubhafter zu machen. Seine übermäßige
Geschwindigkeit war leichter zu rechtfertigen. Die kaputte Heizung
war auf mysteriöse Weise bei fünfundachtzig Meilen die
Stunde schlagartig wieder zum Leben erwacht, und seit er das Revier
verlassen hatte, war ihm zum ersten Mal warm.
    Er verlangsamte an der
Cretin-Vandalia-Ausfahrt die Geschwindigkeit und schaltete auch das
Blaulicht aus. Als er die wenigen Blocks bis zur Groveland Avenue
hinter sich hatte, war die Innentemperatur des Wagens um zehn Grad
gefallen, und das Plastiklenkrad fühlte sich eiskalt
an.
    Sogar mitten in dieser
Wohngegend waren trotz der Kälte einige Leute auf der
Straße. Eine Gruppe von ungefähr zwölfjährigen
Schulkindern, die eigentlich schon hätten im Bett liegen
müssen; ein Paar mit einem Langhaardackel, dessen Bauch so
dicht über dem Boden hing, dass man hätte annehmen
können, er sei beinamputiert; ein unverdrossener Jogger, der
sich die Illusion bewahrte, es handele sich um eine gesunde
Freizeitbeschäftigung, des Abends an finsteren Seitengassen
und dunklen Hauseingängen vorbeizulaufen. Sie allesamt trugen
jedoch Handschuhe, sogar die Kinder, denn sie waren wohl
klüger als er.
    Er legte eine Hand
zwischen die Knie, damit sie warm wurde, und lenkte mit der
anderen. Dabei träumte er von seinen Handschuhen, die es
daheim auf dem Bord im Flur gemütlich hatten.
    Das Haus von Grace
MacBride war so bescheiden wie alle anderen in dieser

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