Spiel unter Freunden
Der
einzige Trost, der über alles Schlimme im Leben hinweg
hilft.» Er öffnete den Beutel, und gleich darauf war die
Luft um sie herum vom Duft selbst gebackener Schokoladenkekse
erfüllt.
Magozzi nahm einen an
und biss hinein. «Ich liebe Angela», sagte er
kauend.
«Werd ich ihr
ausrichten.» Gino kaute fröhlich. «Kann nur
hoffen, dass sie deswegen nicht auf 'n Horror kommt.» Er
blickte hinüber zu einigen Paaren, die den Dampfer
verließen.
«Ich
schätze, ich sollte mich mal wieder da drüben sehen
lassen. Auf jeden Fall dafür sorgen, dass McLaren nicht die
Telefonnummern sämtlicher Brautjungfern
einsackt.»
«Vielleicht
haben wir ja Glück», sagte Magozzi. «Vielleicht
hat ja einer der Gäste zufällig einen tätowierten
Muskelprotz auf einer Harley gesehen oder eine Sexbombe mit hundert
Kilo Lebendgewicht.» Gino schnaubte abfällig. «Wir
sind hier in Minnesota. Die Hälfte aller Frauen hier schleppt
hundert mit sich rum.»
«Ja, aber davon
ist keine so sexy.»
«Schade
eigentlich. Wie heißt sie noch? Annie wie?»
«Belinsky. Aber
bei dem, was du zu Hause hast, sollte sie dich nicht
interessieren.» Gino schmunzelte. «Noch bin ich ja
nicht tot.» Er zupfte am Kragen seines Parka. «Verdammt
kalt hier draußen. Und da kommt der Doc.» Rambachan
verließ überaus vorsichtig den Raddampfer und wandte
dabei keine Sekunde lang den Blick von der soliden und fast einen
Meter breiten Gangway, die ihm anscheinend wie eine Seilbrücke
über den Grand Canyon vorkam. Magozzi beobachtete, dass er den
Presseleuten aus dem Weg ging und auf Gino und ihn zukam. Seine
normalerweise so fröhliche Miene wirkte angespannt und
müde, und er taumelte sogar ein wenig.
«Guten Abend,
Detectives.» Rambachan machte eine höfliche Verbeugung.
Magozzi hätte schwören können, dass sich der Teint
des Arztes verfärbt hatte.
«Dr. Rambachan.
Ich habe den Eindruck, dass sie für Schiffe und Dampfer nicht
viel übrig haben.» Er lächelte kläglich und
zeigte dabei weniger Zähne als gewöhnlich.
«Ausgezeichnete Spürnase. Ja, da haben Sie Recht. Ich
habe eine schon krankhafte Furcht vor Wasserfahrzeugen, und wenn
ich an Bord muss, wird mir stets übel.» Magozzi staunte
darüber, dass ein Mann, der seine Arbeitstage mit verwesenden
Leichnamen verbrachte, tatsächlich auf einem festgemachten
Dampfer seekrank werden konnte. «Tut mir Leid, dass ich Ihnen
unentwegt den Feierabend ruiniere, Doc.»
«Die Ruchlosen
finden keinen Frieden.» Rambachan versuchte ein freches
Lächeln und war offensichtlich hoch erfreut, dass er die
Gelegenheit hatte, ein Zitat aus der Bibel zu benutzen. «Aber
machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe bereits meine gute Frau
angerufen, um ihr zu sagen, dass es sehr spät werden
dürfte. Diese Morde scheinen zur schlechten Angewohnheit einer
Person zu werden, und ich würde gern noch heute Nacht die
Autopsie zu Ende bringen. Vielleicht können meine Ergebnisse
ja ein neues Licht auf Ihre Untersuchung werfen.» Magozzi
hätte ihn am liebsten geküsst. «Wir stehen in Ihrer
Schuld, Doktor. Vielen Dank.»
«Mein Job,
Detective. Ich werde Sie sofort anrufen, sobald ich etwas zu
berichten habe.» Er wandte sich an Gino und neigte leicht den
Kopf. «Es war mir eine Ehre, heute mit Ihnen arbeiten zu
dürfen, Detective Rolseth. Sie waren sehr rücksichtsvoll
gegenüber den Gästen, wenngleich Sie doch eine
unangenehme Pflicht zu erfüllen hatten.» Gino, der es
nicht gewohnt war, je von irgendeiner Seite mit Komplimenten
bedacht zu werden, errötete und tönte dann: «Na ja,
ich hätte gut darauf verzichten können. War nicht gerade
'ne Mahlzeit aus der Pfanne.» Rambachan strahlte und sah
Magozzi an. «Keine Mahlzeit aus der Pfanne. Meinen Sie, das
steht auch im Buch?» Magozzi unterdrückte ein Schmunzeln
und schüttelte den Kopf. «Wahrscheinlich
nicht.»
«Würden Sie
es mir dann ein andermal erklären?»
«Mit
Vergnügen.»
«Ausgezeichnet.
Dann Ihnen beiden einen guten Abend.» Gino wartete, bis der
Inder außer Hörweite war, und grinste breit, als er sich
Magozzi zuwandte. «Was läuft da zwischen euch beiden? So
was wie eine intime Männerfreundschaft? Ich versteh kaum ein
Wort, das der Kerl sagt, und ihr beide macht Konversation wie zwei
englische Lords beim Fünf-Uhr-Tee.» Magozzi zuckte mit
den Achseln. «Ich weiß auch nicht. Er ist einfach so
… höflich. Und auch so naiv. Eine angenehme
Kombination. Er glaubt zum Beispiel, mit
Sprachwendungen und
ihr Bezug zum Alltagsleben
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