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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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ruhigen
Arbeitergegend, und in Anbetracht ihres Vermögens schien es
etwas eigenartig, dass sie hier lebte.
    Wieso wohnte eine
Multimillionärin in einem winzigen einstöckigen Haus mit
separater Garage? Noch ein Widerspruch für seine Sammlung von
Ungereimtheiten.
    Er parkte auf der
gegenüber liegenden Seite der Straße und beobachtete
eine Weile das Haus. Im Auto war es so kalt, dass ihm der Atem
gefror. Undurchsichtige Rouleaus verwehrten hinter allen Fenstern
den Einblick, und einzig ein extra starker Scheinwerfer tauchte den
winzigen und nicht gestalteten Vordergarten in
Flutlicht.
    Keine
schmückenden Blumenbeete, keine Ziersträucher, keine
dekorative oder einladende persönliche Note ­ nur
Betonplatten auf dem Weg zu einer schweren fensterlosen
Tür.
    Er stellte den Motor
ab und kletterte aus dem Wagen, nicht ohne den Kragen seiner Jacke
aufzustellen. Der dünne Trench aus Mikrofasern, der im August
noch als modischer Glücksgriff erschienen war, erwies sich
jetzt als geradezu lachhaft untauglich. Aber wie jeder
anständige Bürger Minnesotas mit Ausnahme von Gino holte
auch er erst kurz vorm Tod durch Unterkühlung seinen
Daunenparka hervor, als könne man durch leichtere Kleidung das
Wetter ermuntern, sich entsprechend anzupassen.
   
     
    Er überquerte die
verlassene Straße und folgte dem pfeilgeraden Weg zum
dreistufigen Treppenabsatz. Auf der obersten Stufe verharrte er und
sah sich die Tür genauer an.
    Das letzte Mal hatte
er eine mit Stahl verkleidete Tür im Frühling gesehen,
als er in einem vorstädtischen Rauschgiftlabor einen Mordfall
untersuchte. Eine kostspielige Verteidigungsmaßnahme für
Drogendealer, Mafiamitglieder und krankhafte Paranoiker. Für
eine misshandelte Frau, die sich vor einem irren Exmann oder Freund
verstecken musste, mochte eine solche Verbarrikadierung vielleicht
sinnvoll sein, solange sie das dafür nötige Geld
besaß, und es war nicht das erste Mal, dass ihm für die
vorliegende Situation ein solches Szenario in den Kopf
kam.
    Als er sie zum ersten
Mal sah, hatte er nämlich die Angst in ihren Augen
wahrgenommen und augenblicklich gedacht: Opfer von Misshandlungen.
Dieser Gedanke hatte sich jedoch schnell wieder verflüchtigt.
Das Problem war die Opfermentalität. Davon besaß sie
nämlich nicht die geringste Spur. Ängstlich, ja;
handlungsunfähig, nein. Sie mochte ihr Haus vielleicht mit
einer Stahltür sichern und sich mit einer Sig Sauer bewaffnen,
aber eben das waren die Handlungen einer Person, die die Initiative
ergreift, die sich darauf vorbereitet, einer Gefahr zu begegnen und
nicht vor ihr davonzulaufen.
    Außerdem
hätte die Theorie von Misshandlungen doch nur den
individuellen Identitätswechsel von MacBride erklärt
­ und nicht dasselbe Verhalten bei den anderen vier.
    Er schüttelte den
Kopf, um Gedanken zu vertreiben, die sowieso zu nichts
führten, bemerkte den kleinen grauen Plastikkasten einer
Gegensprechanlage am Türrahmen und las auf einer
Fußmatte aus Gummi ausgerechnet das Wort
«Willkommen». Er fragte sich, ob es sich dabei um Grace
MacBrides ganz eigenen Humor handelte.
    Als er auf die Matte
trat, hört er über seinem Kopf ganz deutlich ein
elektronisches Surren. Schnell hatte er die Quelle des
Geräusches ausgemacht ­ eine Überwachungskamera, die
im Dachvorsprung hervorragend getarnt angebracht war und ihr stets
wachsames Auge jetzt auf ihn richtete und die Scharfeinstellung
vornahm.
    Er kniete sich hin und
hob eine Ecke der Fußmatte an. Eine kleine Platte, die in den
Beton der obersten Stufe eingelassen war, wurde sichtbar. Offenbar
reagierte sie auf Druck und war mit der Kamera verbunden.
Außerdem löste sie wahrscheinlich auch irgendwo im Haus
Alarm aus.
    Eine wohl krankhafte
Paranoia zeigte von neuem ihr hässliches Gesicht, und das war
äußerst beunruhigend. Womit ließen sich derartige
Sicherheitsvorkehrungen rechtfertigen?
    Wenn nicht sexuelle
Übergriffe, was dann? Industriespionage?
    Das konnte er sich
nicht vorstellen. Wie er gerade erst heute Abend von Espinoza
erfahren hatte, brauchte man seine eigenen vier Wände nicht zu
verlassen, wenn man sich zum Ziel gesetzt hatte, in einer Welt, in
der durch das World Wide Web alles unauflösbar miteinander
verknüpft war, zu lügen, zu betrügen oder zu
stehlen. Er drückte auf den Knopf der Sprechanlage und
wartete.
    Sein Atem gefror zu
weißen Wölkchen. Länger als eine Minute herrschte
Totenstille, dann waren metallische Geräusche zu hören
­ drei Riegel wurden

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