Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
Vom Netzwerk:
Suche nach dem Kaffee blieb
erfolglos, bis sie einen Wandschalter betätigte und das
gedämpfte Oberlicht anging. Sie hoffte, dass Harley und
Roadrunner dadurch nicht geweckt wurden.
    Nachdem die
frühmorgendliche Düsternis vertrieben war, fand sie
sofort den Kaffee und nahm auch die Reihe leerer Bordeaux-Flaschen
auf dem Küchentresen wahr. Das Pulsieren leichter
Kopfschmerzen, die sie eigentlich schon vergessen hatte, meldete
sich wieder, und daher fügte sie ihrer Morgendosis an
Vitaminen zwei Aspirin hinzu.
    Als sie die
Kaffeemaschine mit stillem Wasser aus dem Kühlschrank
füllte, bewegte sich die größere der beiden
Gestalten auf dem Boden, und sie hörte Harleys noch
verschlafene Reibeisenstimme krächzen: «Hoffentlich
machst du Kaffee.»
    «Eine
Riesenmenge und extra stark», flüsterte
Grace.
    Harley stöhnte
und drehte sich noch einmal um. Die Decke zog er sich über den
Kopf.
    Über sich
hörte Grace den Holzfußboden des Gästezimmers
knarren. Wenige Minuten später tauchte Annie auch schon auf
der Treppe auf, makellos geschminkt und todschick in einem
orangefarbenen Wollkostüm mit skandalös kurzem Rock.
Über den Fingern ihrer einen Hand hing ein Paar High-Heels im
selben angedunkelten Kürbis-Farbton; mit der anderen zog sie
eine Schleppe aus schwarzem Chiffon, abgesetzt mit Marabufedern und
geschmückt von funkelnd schwarzen Pailletten. Wenn Halloween
seine eigene Botschafterin hätte wählen können,
wäre Annie Belinsky zweifellos dazu ernannt worden.
      
    Grace reckte beide
Daumen in die Höhe. «Sehr festlich.» Sie kicherten
und umarmten sich, während Charlie sich zwischen sie
drängte, um Annies Hand eine Zungenwäsche zu
verabreichen. Annie kniete sich hin und zauste das Fell des Hundes.
«He, Charlie, du hast dich mitten in der Nacht
davongeschlichen, gemeiner Kerl. Weißt du eigentlich, wie
sehr du ein Mädel damit kränkst?» Zur
Entschuldigung schleckte Charlie begeistert ihren Hals und machte
sich dann über sein Frühstück her, eine weitaus
wichtigere Tätigkeit.
    «Ein Kavalier
ist dein Köter wirklich nicht, Grace. He, schlafen die beiden
Säcke immer noch?», fragte sie und linste ins
Wohnzimmer.
    Grace nickte und legte
einen Finger auf die Lippen. Dann zuckte sie zusammen, als Annie
hinterlistig grinste und lauthals kommandierte: «Aus den
Federn, ihr Penner!» Eine kurze Pause, dann brüllte
Harley zurück: «Annie, du nervst!» Statt bei
Harleys lautem Gebrüll in Deckung zu rennen und sich in einer
Ecke zu verkriechen, hob Charlie nur den Kopf und bellte
fröhlich. Grace musste immer wieder staunen, dass ihr Hund,
der doch unter krankhafter Angst vor Gott und der Welt litt, sich
in Gesellschaft dieser Menschen so aufgehoben fühlte, dass ihn
nicht einmal ihr lautes Geschrei störte.
    Roadrunner schreckte
völlig verstört hoch. «Was? Was?»
    «Nur ein
Albtraum, Roadrunner», krächzte Harley. «Schlaf
weiter.» Annie wieselte um Grace herum, drehte den Dimmer an
der Küchenwand bis zum Anschlag hoch und bombardierte das
angrenzende Wohnzimmer mit grellem Lichtschein.
    Unter seiner Decke kam
Harley zum Vorschein wie ein Wal, der zum Luftholen die
Wasseroberfläche durchbricht. «Du bist eine blöde
Gans», knurrte er und zerrte an seinem völlig zerzausten
Pferdeschwanz. Seine Laune besserte sich schlagartig, als er ihre
Aufmachung bemerkte. Demonstrativ musterte er sie von oben bis
unten. «Was stellst du denn dar?
    Den großen
Kürbis am Himmelszelt?» Annie machte einen Buckel wie
Quasimodo und krallte mit langen Fingernägeln in die Luft.
«Ich bin die Hexe aus deinem schlimmsten
Halloween-Albtraum.»
    «Nein, die war
lange nicht so sexy wie du.»
    «Ach, du meine
Güte. Aber komm jetzt hoch. Es ist bereits sechs.
Frühstückszeit. Sagt dir das was, Schlauberger?»
Harley neigte den Kopf und schenkte Annie ein hingerissenes
Lächeln. «Es bedeutet, dass ich alles Schlimme, was ich
je über dich gesagt habe, auf der Stelle
zurücknehme.» Charlie tollte jetzt ins Wohnzimmer wie
ein übergroßer Welpe, um reihum alle Gesichter zu
schlecken. Harley ließ sich auf den Rücken fallen und
ergab sich den Liebesbeteuerungen des Hundes. «Hilfe! Hilfe!
Ich werde von einem Mopp angegriffen!»
    «Du verletzt
seine Gefühle», sagte Grace und sah mit Vergnügen,
wie der begeisterte Hund über sein nächstes Opfer
herfiel.
    Roadrunner nahm
Charlie in die Arme und kratzte ihm kräftig den Rücken.
«Wollen wir zusammen joggen, Kumpel?» Charlie setzte
sich. Die Zunge hing ihm

Weitere Kostenlose Bücher