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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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Serviette.
    «Da komm ich auf
die Idee, loszugehen und mir ein Lotterielos zu
kaufen.»
    «Eben das mein
ich ja.»
    «Das hier ist
völlig anders», sagte Annie entschieden. «Nur
irgendein Arschloch, das unser Game spielt.»
    «Hatte ich ja
eigentlich auch gedacht», sagte Harley. «Wie wir alle.
Aber nach dieser E-Mail wurde es etwas persönlicher, und das
brachte mich zum Nachdenken.» Er zögerte und sah Grace
an. «Und wenn es tatsächlich er ist?» Graces Gesicht war
völlig versteinert. Im Laufe der Jahre hatte sie sich diese
Miene immer überzeugender angeeignet, aber am Tisch ließ
sich niemand davon täuschen.
    Roadrunner sah sie an,
sah, was sich in ihrem Inneren abspielte, und schüttelte
heftig den Kopf. «Niemals. Er hätte keine Chance, uns zu
finden, nicht in einer Million Jahren.
    Dafür haben wir
gesorgt. Dies ist nur der ganz einfache Fall eines mordlustigen
Wahnsinnigen, der sich an ein Konzept hängt, weil es ihn
aufgeilt, und es dann zum Äußersten treibt.
    Er ist ein Gamer, und
dies hier ist das ultimative Game.»
    «Kann ich nur
hoffen, Buddy», sagte Harley, und einen Augenblick lang waren
alle so still, dass der Ton, der im Arbeitszimmer von Grace eine
neue E-Mail ankündigte, wie eine Explosion klang.
    «Oh, mein
Gott.» Grace schloss die Augen.
    Roadrunner stand ohne
ein weiteres Wort auf und ging ins Arbeitszimmer hinüber. Als
er zurückkehrte, war er um einiges blasser. «Eine neue
E-Mail ist angekommen», sagte er mit bebender Stimme.
«Ich weiß nicht, ob sie vom Killer stammt, aber ich
glaube, das ist nicht schwer herauszubekommen bei den vielen
Einzelheiten, die drin stehen.»

 
    Kapitel 25
    Als der Wecker am
Mittwochmorgen um sieben Uhr klingelte, kam es Magozzi so vor, als
habe er höchstens zwei Stunden geschlafen. Wenn man es
überhaupt Schlaf nennen konnte. Die meiste Zeit hatte er sich
im Halbschlaf gewälzt und die Laken zu einem Knäuel an
seinen Füßen zerknüllt. Und hätte er sich vor
dem Schlafengehen nicht den doppelten Scotch gegönnt,
wäre es um seine Nachtruhe noch viel schlechter bestellt
gewesen.
    Aber trotz der
geballten Betäubung durch Single Malt und Erschöpfung
hatte sein Gehirn auf Hochtouren gearbeitet und ihn mit einer
Sturzflut aus wieder an die Oberfläche geschwemmten Daten,
Gedanken und makabren Phantasien gequält, die in gruseligen
schwarzweißen Trugbildern stockend lebendig wurden. Grace
MacBride erfreute sich ständiger Gastauftritte in dem
Theaterstück, das sich in seinem Kopf abspielte. Doch er sah
eigentlich nie wirklich ihr Gesicht, sondern ahnte nur im
Grenzbereich seines Bewusstseins ihre Gegenwart, wo sie verharrte
wie ein böser Geist. Er war am vergangenen Abend zum
Raddampfer zurückgekehrt, nachdem er ihr Haus verlassen hatte.
Nachdem er und Gino dort alles erledigt hatten, waren sie in
südlicher Richtung zur Mall of America aufgebrochen, eine
Stunde lang auf den leeren Parkdecks umhergefahren und
anschließend ins Büro zurückgekehrt, um die
Dienstpläne zu erfüllen.
    Wie er es sah, hatten
sie keinen einzigen Freund mehr im Department. Sie hatten weit nach
Mitternacht noch über hundert Männer angerufen, um die
Situation auf die Reihe zu bekommen, und danach hatten sie auch
noch den Chief angerufen, der ganz bestimmt den Bürgermeister
und den Gouverneur und Gott weiß wie viele noch angerufen
hatte.
    Vielleicht hatte es
irgendwo in den Vororten noch ein weiteres wichtiges Mitglied der
Gemeinde gegeben, dessen Telefon letzte Nacht nicht geklingelt
hatte, aber das konnte Magozzi nicht glauben.
    Noch immer wie
benommen duschte er und zog sich an, um nach unten zu gehen, wo das
Thermometer vor dem Küchenfenster minus zehn Grad anzeigte. Er
sah zweimal hin, um sich nicht zu irren, hängte sein
Anzugjackett über einen Küchenstuhl, stopfte seine
Krawatte zwischen zwei Knöpfe seines Hemds und machte sich
daran, das erste große Frühstück anzurichten, das
er sich nach Monaten endlich mal wieder gönnte. Bei dieser
Kälte, sagte ihm sein Verstand, wäre Müsli
gleichbedeutend mit Selbstmord. Was er brauchte, waren
Kalorien.
    Er legte Speck in eine
Pfanne, füllte eine weitere mit einer tödlichen Mischung
aus Eiern und Sahne und versenkte zwei Scheiben Brot im
Toaster.
    Lange Nächte und
kalte Vormittage ließen ihn immer wieder Heather vermissen.
Na ja, an und für sich nicht Heather, sondern was er wirklich
vermisste, war das Ideal von Ehe.
    Jemand, zu dem man
heim kam, ein zweiter warmer Körper im Haus,

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