Spiel unter Freunden
der das Spiel mal gespielt und
gestern die Zeitung gelesen hat, brauchte doch nur zwei und zwei
zusammenzuzählen, so wie wir.» Harley schenkte sich
Kaffee nach. «Ja, ich weiß, aber Mitch nimmt es nicht
so gelassen. Heute Morgen haben ihn schon fünf Kunden
angerufen und ihre Etats gekündigt. Im Augenblick beißt
er sich in den Zahlen fest, und er sagt, es sieht nicht besonders
gut aus.»
«Hast du ihm von
der E-Mail erzählt?», fragte Annie.
«Wollte ich ja
und war gerade dabei, aber der arme Kerl war ohnehin schon
völlig aufgelöst, und wenn ich es ihm erzählt
hätte, dann hätte ich ihm auch sagen müssen, dass
wir die ganze Nacht hier zusammen waren und nicht einfach nur zu
einem improvisierten Frühstück zusammengekommen sind, und
dann hätte er sich prompt ausgeschlossen gefühlt, weil
ihn niemand angerufen hat … ihr wisst schon. Also dachte
ich, wir sollten es ihm persönlich erzählen. An unserem
Frühstück wird er jedenfalls nicht teilnehmen.»
Harley schaute Annie über die Schulter dabei zu, wie sie
kleine runde Teigscheiben ausstach.
«Nicht schlecht,
denn auf der Habenseite bedeutet das mehr Brötchen für
mich.» Annie gab ihm einen Klaps mit der mehligen
Hand.
Eine halbe Stunde
später saßen sie alle um den winzigen Küchentisch
und vertilgten ein enormes Quantum an Schinken, Speck, Kartoffeln
und Gemüseomeletts sowie Annies legendäre
Knack-und-Back-Brötchen.
Roadrunner ächzte
und schob seinen leeren Teller von sich.
«Ich kann euch
sagen, das hier ist tausendmal besser als mein
Joggermüsli.» Harley tat verblüfft. «Das ist
dein einziger Kommentar?
Besser als
Joggermüsli? Mann, Roadrunner, das hier ist das Schlaraffenland.» Mit einem Achselzucken
entschuldigte er Annie und Grace gegenüber Roadrunners
Ignoranz. «Perlen vor die Säue, ihr wisst schon.»
Roadrunner sah auf seine Armbanduhr. «Ich möchte ja
nicht ungemütlich werden, aber wir sollen schon in ein paar
Stunden zur Vernehmung bei den Cops auflaufen. Sprechen wir
über die E-Mail. Hält jemand von euch sie für echt,
oder tun wir sie als einen dummen Streich ab?»
«Sag du es
uns», meldete sich Grace. «Du hast ja schließlich
die Nacht damit verbracht, sie zurückzuverfolgen.»
Roadrunner zuckte die Achsel. «Ich bin nicht einmal durch die
erste Firewall gekommen. Wer es auch sein mag, er hat ziemlich gute
Arbeit geleistet. Aber ich werd's weiter versuchen.» Harley
griff zur Kaffeekanne und schenkte ihnen nach.
«Wahrscheinlich
irgendein abgedrehter kleiner Cyberfreak, der auf seine anonymen
fünfzehn Minuten Ruhm scharf ist. Laut Mitch ist die Sache ein
gefundenes Fressen für die Medien, besonders wegen der
Hammond-Hochzeit. Also sieht auch dieser Typ seine große
Chance, in die Annalen einzugehen. Er spielt den Psychopathen,
dabei geht ihm einer ab, und für ihn ist es nicht mehr als ein
Heidenspaß. Fast schon so geil, als wäre er wirklich
dabei gewesen. Außerdem hat er Zeitungsausschnitte für
sein Erinnerungsalbum, kann seinen Enkelkindern was
vorweisen.» Annie reagierte sarkastisch. «Wie nett. He,
Kinder, seht mal, euer Opachen war so ein richtig krankes
Arschloch, ist das nicht
toll?»
«Massenhaft Irre
da draußen», sagte Harley. «Ich möchte nur
wissen, warum er die E-Mail nur an Grace geschickt hat.
Warum nicht an die
Adresse von Monkeewrench? Oder an einen von uns?» Grace
sagte: «Überleg doch mal. Wenn du so ein Wahnsinniger
wärst und jemandem Angst machen wolltest, welche
E-Mail-Adresse würdest du dir aussuchen? Doch wohl nicht
Harley-Davidson, wahrscheinlich auch nicht Roadrunner und definitiv
nicht Ballbuster.» Annie warf einen unschuldigen Blick zur
Decke.
«Nein, du
würdest sie an mich schicken. GraceM. Das klingt
ungefährlich.»
«Okay, dann war
ich ein schlimmer Psychofall», gestand Harley.
«Vielleicht stammt die E-Mail vom Killer, vielleicht stammt
sie aber auch von irgendeinem harmlosen ausgeflippten Gamer. Wir
gehen auf Nummer Sicher und tun so, als käme sie wirklich vom
Killer. Das bringt uns auf ein neues Thema.»
«Was?»,
fragte Annie und schlug Harley auf die Hand, als er nach einem
weiteren Brötchen greifen wollte. «Das ist meins,
Freundchen.» Harley überließ das letzte
Brötchen der Bäckerin. «Na ja, findet denn keiner,
dass diese ganze Sache ein ziemlich erstaunlicher Zufall ist? Ich
meine, wie stehen die Chancen, dass so was denselben fünf
Menschen zweimal im Leben passiert?» Roadrunner runzelte die
Stirn und knüllte seine
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