Spiel unter Freunden
schuldig ist, und diese
Meinung wollen Sie anscheinend nicht revidieren. Das sollten Sie
jedoch tun. Denn wenn Sie sich irren und davon dürfen
Sie ausgehen-, wird dort draußen jemand weiter morden,
während Sie Zeit und Energie damit vergeuden, gegen uns zu
ermitteln.» Gino wollte schon loswettern, aber mit erhobenem
Finger gebot Chief Malcherson ihm Einhalt. «Ich bin Chief
Malcherson, Ms. MacBride, und ich kann Ihnen versichern, dass wir
bis jetzt noch in jede Richtung ermitteln und über keinen
konkreten Verdacht verfügen.» Diesmal kam das belustigte
Raunen von den Monkeewrench-Leuten, die meinten, es besser zu
wissen.
«Spielen wir
doch mal kurz durch, wie Sie sich die Sache zusammenreimen»,
schlug Magozzi vor. «Der Killer nimmt also Kontakt mit Ihnen
auf, und er stachelt Sie sogar an. Er will, dass Sie das Spiel
spielen. Und was, zum Teufel, verspricht er sich davon?»
Grace zuckte mit den Achseln. «Das wissen wir auch
nicht.
Vermutlich möchte
er aber, dass wir ihn zu finden versuchen.
Sich zu verstecken
macht doch nur Spaß, wenn man auch gesucht wird. Und eben das
haben wir getan. Die E-Mails selbst mögen verschwunden sein,
nicht aber die Log-Datei. Wir haben die ganze Nacht damit
verbracht, der ersten Botschaft nachzuspüren. Zwar konnten wir
sie bis zu einem bestimmten Ausgangsort verfolgen, aber wir
glauben, dass es sich um die falsche Adresse handelt. Der Absender
muss im Umgang mit Computern recht versiert sein, und wir sind
übereinstimmend der Meinung, dass er uns buchstäblich
eine Cyberkarte gezeichnet hat, die uns an den falschen Ort
führen soll, wenngleich die Nachricht aller Wahrscheinlichkeit
nach von irgendwo ganz in der Nähe verschickt wurde.»
Tommy Espinoza stand auf und stellte eine Reihe technischer Fragen,
für Magozzi ein unverständliches Kauderwelsch. MacBride
und ihr Clan zeigten sich stark beeindruckt von Tommys Kenntnissen,
und nach fünf Minuten Frage-Antwort-Spiel verloren sich die
Computerfreaks vollends in Fachsimpelei.
Es war Gino, der sie
schließlich unterbrach, ohne zu verhehlen, wie gereizt er
war. «Also, ich bin ja überglücklich, dass euch die
Liebe auf den ersten Blick erwischt hat, aber könnte man das
kleine Freudenfest vielleicht so lange aufschieben, bis dem Rest
von uns mitgeteilt wurde, von wo denn nun die E-Mail gekommen sein
könnte?» Magozzi nickte zustimmend. «Tommy, sobald
wir hier fertig sind, kannst du die Herrschaften in einen
Verhörraum mitnehmen und dich dort umfassend über die
Computer-Perspektive dieser Morde aufklären lassen.»
Tommy rang sich ein gequältes Lächeln ab. «Sorry,
Leo, sorry,
Gino.»
«Die Nachrichten
kamen von einer privaten katholischen Lehranstalt in Upstate New
York», sagte Grace.
«Saint Peter's
School of the Holy Cross, Cardiff, New York», fügte
Roadrunner hinzu.
Sämtliche
Anwesenden verstummten.
«Wir hoffen,
dass diese Adresse für Sie und Ihre Ermittlungen irgendeine
Bedeutung hat, denn wir wissen nicht das Geringste damit
anzufangen.» Grace griff tief in die Tasche ihres
Staubmantels, holte ein zusammengefaltetes Stück Papier hervor
und gab es an Magozzi weiter. «Hier ist die Telefonnummer der
Schule. Sie werden unseren Mann zwar dort nicht finden, aber es
könnte ja ein Fingerzeig sein, ob nun absichtlich oder
nicht.» Magozzi faltete das Stück Notizblockpapier
auseinander und betrachtete die präzise und wie konstruiert
wirkende Handschrift, die nur von Grace MacBride stammen
konnte.
«Wir
überprüfen das.»
«Wie Sie sich
erinnern», machte sich Louise bemerkbar, «war das erste
Opfer ein Klosterschüler. Vielleicht hat er dort
studiert.»
«Vielleicht», sagte
Magozzi. «Oder vielleicht finden wir ja auch heraus, dass ein
Name zu jemandem auf der Registrierungsliste passt.» Das war
eine derart gewagte Vermutung, dass er beinahe selbst laut gelacht
hätte, aber er fürchtete, damit der Arbeitsmoral zu
schaden. Zumindest dem geringen Rest, der von ihr noch geblieben
war. Die Dinge stellten sich niemals derart einfach dar.
«Wenn er
fortfährt, Kontakt mit uns aufzunehmen», sagte Grace
weiter, «steigen die Chancen, die Spur zu seiner
tatsächlichen Speicheradresse zurückzuverfolgen. Die
meisten Hacker machen den Fehler, aus lauter Arroganz
überzeugt zu sein, dass niemand das Spiel besser beherrscht
als sie und dass niemand die Chance hat, sie zu erwischen. Also
hacken sie sich öfter, als sie sollten, immer wieder in
dieselben Sites, fordern das Schicksal
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