Spielen: Roman (German Edition)
grinsend. »Soll ich dich mit ihr bekanntmachen?«
»Bekanntmachen?«, sagte ich mit plötzlich trockenem Mund.
»Sagt man das nicht so, du weißt doch sonst immer alles?«
»Ja, kann sein. Nein. Noch nicht. Oder lieber gar nicht. Also, ich habe kein Interesse an ihr. Es war nur eine Frage. Ich meine nur, ich hätte sie schon einmal gesehen.«
»Kajsa ist hübsch«, bemerkte Lars. Dann flüsterte er: »Sie hat einen großen Busen.«
»Ja«, sagte ich, drehte mich unwillkürlich um und sah sie an. Lars lachte und stand auf. Sie sah mich an.
Sie sah mich an!
Ich stand auch auf und folgte Lars zu den Umkleide räumen.
»Krieg ich einen Schluck?«, fragte ich.
Er warf mir die XL I -Sportgetränkflasche zu, und ich legte den Kopf in den Nacken und spritzte mir die grünliche Flüssigkeit durch das lange, schmale Plastikrohr in den Hals.
»Kommst du mit schwimmen?«, fragte er.
»Nein, ich muss nach Hause«, sagte ich.
»Vielleicht geht Kajsa ja auch schwimmen«, meinte er.
»Oh, na dann«, sagte ich. Er sah mich an. Ich schüttelte abwehrend den Kopf. Er grinste. Hinter uns schlenderten die anderen heran. In der Kabine wechselte ich lediglich T-Shirt und Schuhe, zog die Jacke des Trainingsanzugs an, setzte die Sporttasche auf den Gepäckträger und nahm auf dem Heimweg den schmalen Kiesweg durch den Wald, in dem die Luft abrupt kühler wurde, wo die Sonne schon seit längerem nicht mehr geschienen hatte und ich den Mund schließen musste, weil diese grauen und kühlen Taschen voller großer Insektenschwärme hingen. Die Anhöhe daneben, die seit einem Brand ein Jahr zuvor kahl war, wurde von der Sonne beschienen, bis sie endgültig verschwand, als die Hügel begannen und große, dicht wachsende Fichten wie eine Mauer zu beiden Seiten des Wegs standen. Ich hatte immer noch dasselbe Fahrrad wie als kleiner Junge, ein DBS Kombi, an dem sowohl Sitz als auch Lenker so hoch eingestellt waren, wie es nur ging, wodurch es aussah wie eine Art Mutant, ein erster, plumper Schritt des Fahrrads weg vom Fahrrad. Während ich bei hohem Tempo allen Schlaglöchern und Höckern auswich und ab und zu mit blockiertem Hinterrad wegrutschte, sang ich laut vor mich hin.
Schum dum!
Dudelididum
Schum dum!
Dudelididum
Schum dum!
Dudelididum
You come all flattarp he come
Groovin ut slowly he got
Ju ju eyeball he won
Holy roller he got
Here down to his knees
Gott o be a joker he just do what he pleases
Schum dum!
Dudelididum
Schum dum!
Dudelididum
Schum dum!
Dudelididum
Es war der erste Song auf Abbey Road , Come Together, der in meinen Ohren so klang. Das heißt, ich wusste, dass dies nicht exakt der Text war, den sie sangen, aber was spielte das schon für eine Rolle, als ich den abschüssigen Weg im Wald hinuntersauste und von Kopf bis Fuß von Freude durchströmt wurde? Unten an der kreuzenden Asphaltstraße bremste ich wegen eines Autos ab, ehe ich wieder Schwung nahm und auf dem nicht asphaltierten Anstieg auf der anderen Straßenseite mit aller Kraft in die Pedale trat. Ich schluckte eine oder zwei Kriebelmücken und versuchte erfolglos, sie wieder hochzuhusten, überquerte an der Kuppe des Speedmannhügels die Hauptstraße und nahm den Fahrradweg zur Fina hinab, vor der die Clique an den Tischen im Freien saß und nicht wie im Winter im Café. Ihre Fahrräder und Mopeds hatten sie ein paar Meter weiter abgestellt. Ich fürchtete mich eigentlich nicht mehr davor hineinzugehen, denn das Schlimmste, was einem passieren konnte, war bloß, dass jemand eine blöde Bemerkung machte, aber sonderlich angenehm fand ich es auch nicht, so dass ich die andere Straßenseite wählte, um an ihnen vorbeizufahren. An jenem Abend waren drei aus meiner Klasse unter ihnen, außer John sah ich noch Tor und Unni, außerdem Marianne aus der Parallelklasse, mit der ich einmal zusammen gewesen war. Niemand beachtete mich, wenn sie mich denn überhaupt sahen.
Der schnellste Heimweg mit dem Fahrrad führte an der Hauptstraße entlang, aber ich sprang trotzdem an der Böschung, die zum Waldweg hinaufführte, vom Rad und schob es neben mir hoch. Sobald die Bäume die Aussicht auf die Hauptstraße hinter mir verdeckten, wurde die Landschaft ländlich, und diese Veränderung gefiel mir so gut, dass ich mir die zusätzlichen Minuten, die der Heimweg dauerte, gönnte.
Dann war alles nur noch Wald, weder Häuser noch Straßen waren zu sehen, überall wuchsen Bäume, hohe Laubbäume mit breiten Kronen, gespickt mit grünen Blättern voller
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