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Spieler Eins - Roman in 5 Stunden

Spieler Eins - Roman in 5 Stunden

Titel: Spieler Eins - Roman in 5 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Tropicana-Orangensaft. Warren fluchte: »Verdammter Scheißdreck.«
    Rick fragte: »Warum lassen Sie es Rachel nicht mal versuchen?«
    »Ja, klar«, sagte Warren. »Schon kapiert, Alte raus, Junge rein.«
    »Jetzt mach schon Platz, Warren«, sagte Karen. »Versuchen Sie es mal, Rachel.«
    Rachel setzte sich vor den Computer und gab über die Tastatur ein paar Befehle ein, die den Großteil von Warrens Chaos entwirrten.Sie überlegte, ob sie einen Neustart riskieren sollte, entschied sich dann aber dagegen. Während sie verschiedene Nachrichtenseiten aufzurufen versuchte, sagte sie sich, dass bei dreihundertfünfzig Dollar pro Barrel Rohöl die meisten Flugzeuge wohl bald am Boden bleiben würden. Es würde eine Sache von Minuten sein, bis die Tankstellen leer und alle Lebensmittelläden ausgeräumt wären. »Haben Sie ein Radio?«, fragte sie Rick.
    »Nur in meinem Wagen«, sagte der.
    »Wir sollten rausgehen und mal reinhören«, erklärte Rachel. »Da erfahren wir schneller, was los ist.«
    »Nein!«, protestierte Warren. »An die wirklichen Hintergründe kommen wir nur übers Internet. Versuchen Sie es weiter, Rachel.«
    »Ich würde jetzt lieber sofort das Radio anmachen«, meinte Karen.
    »Ich auch«, stimmte Rick ihr zu.
    Warren meinte: »Macht doch, was ihr wollt. Ich besorge mir meine Informationen auf moderne Weise. Radio ist was für Verlierer.«
    »Okay, der Wagen steht hinten«, sagte Rick.
    Luke schloss sich ihnen an. Sie traten durch die mit abblätternder Sonnenschutzfolie beklebte Glastür der Lounge hinaus in die brennende Nachmittagssonne.
    Draußen war es viel stiller, als Karen es bei ihrer Ankunft empfunden hatte. Dann wurde ihr klar, dass es so sehr viel stiller war, weil keinerlei Flugverkehr mehr herrschte. »Hier lang«, sagte Rick. Er führte sie zu einem in die Jahre gekommenen schwarzen Dodge-Ram-Pick-up und öffnete die Türen. Alle vier stiegen ein. Rick steckte den Schlüssel ins Zündschloss, damit sie das Radio anschalten konnten.
    Luke meinte: »Zurzeit kostet es Sie wahrscheinlich fünf Dollar, wenn Sie den Wagen bloß im Leerlauf lassen. Gott allein weiß, was Benzin jetzt an der Tanke kostet. Der Flughafen ist auch verdammt still.«
    Rachel sagte: »Ich bezweifle, dass die Fluggesellschaften es sich momentan leisten können zu fliegen. Leute, die für heute gebucht haben, werden wohl nicht wegkommen. Morgen höchstwahrscheinlich auch nicht. Vielleicht niemals mehr.«
    »Klappe, alle miteinander«, fuhr Karen sie an. »Machen Sie das verdammte Radio an, Rick.«
    »Sehr wohl, Ma’am.«
    Sie stellten den örtlichen AM -Nachrichtensender ein. Das fröhliche Geplänkel, das man kannte, war einer ausgesprochen sachlichen Stimme gewichen, die die eingehenden Nachrichten verlas.
    … die Übergänge an den Niagarafällen bis auf weiteres geschlossen wurden, und die Behörden haben die Bevölkerung aufgefordert, sich der fünfhundert Meter breiten Pufferzone nicht zu nähern. Nach bestätigten Informationen ist der Gardiner Expressway in Toronto gesperrt, nachdem man mehrfach explosionsartige Geräusche gehört hatte. Höreranrufen zufolge kommt es im Eaton Centre zu Ausschreitungen, doch 680 News wartet hier noch auf eine amtliche Bestätigung …
    Plötzlich gab es am Horizont einen grellen Lichtblitz, gefolgt von einem peitschenden Knall, der wie eine Furie durch die Fahrerkabine heulte. Die vier Insassen blickten auf und sahen einen kleinen Detonationspilz in vielleicht fünf Kilometern Entfernung von der Lounge.
    »Aber hallo!«, entfuhr es Luke.
    Rachel schritt sofort zur Analyse: »Nicht nuklear. Muss chemischen Ursprungs sein. Angesichts des schwarzen Rauchs im unteren Bereich höchstwahrscheinlich Öl.«
    Warren stürzte aus der Lounge und starrte auf den Feuerball. Er sah sich um, entdeckte seine Barkollegen in dem Truck und rief: »Heilige Scheiße!« Rachel fragte sich, warum dramatische Ereignisse Menschen immer dazu veranlassten, Religion und Exkremente anzurufen– zwei gegensätzliche Pole, um die Dualität der menschlichen Existenz zu verdeutlichen?
    Rick und Karen versuchten es mit ihren Handys – ohne Erfolg. Luke war wie gebannt von der Chemiewolke. Er starrte sie an wie hypnotisiert, als sehe er das Antlitz Gottes.
    Warren wollte gerade zu ihnen herüberkommen, doch schon drei Schritte von der Loungetür entfernt flog sein Kopf plötzlich zur Seite, wie von einer Explosion roter Federn getroffen, doch es war natürlich Blut, wie Rachel nach dem millionstel Bruchteil

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