Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spieler Eins - Roman in 5 Stunden

Spieler Eins - Roman in 5 Stunden

Titel: Spieler Eins - Roman in 5 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
Vom Netzwerk:
sie solle von der Scheibe verschwinden. »Er ist vom Dach runter und kommt her.«
    Von links, nur einen Steinwurf entfernt, kam mit eingezogenemKopf der Heckenschütze näher. Er taumelte auf die Lounge zu, einen Seesack über die Schulter geschwungen, den anderen Arm vors Gesicht gehalten, um sich vor dem giftigen Gestöber zu schützen, aber das Gewehr hielt er noch immer umklammert.
    »Karen, hol Ricks Flinte! Schnell! Rachel, hilf mir, diese Stühle vor die Tür zu stellen. Wenn er anlegt, renn um dein Leben!«
    Rachel beeilte sich, die Tür noch besser zu versperren, und schob Edelstahl-Stapelstühle in jede Lücke, die sie sah. Sie hörten, wie der Heckenschütze vor dem Hotel versuchte, Autotüren zu öffnen. Durch einen Schlitz in einem der Tischtücher sah Rachel, wie der Mann fluchte, wobei ihm Dreckpartikel in den Mund drangen. Den Großteil seiner Konzentration und Energie musste er darauf verwenden, zu atmen und gleichzeitig seine Augen zu schützen. Rachel sah, wie zwei Tauben tot auf den staubbedeckten Asphalt klatschten, und wusste, es konnte nur noch schlimmer werden. Und dann wurde es schlimmer. Der Heckenschütze schaute auf, schien zu begreifen, dass sich Menschen hinter der verbarrikadierten Tür befanden, und rannte auf sie zu.
    Rachel hatte keine Angst und war auch nicht verwirrt. Sie entfernte sich von der Tür und sagte: »Er ist da. Ist die Schrotflinte schussbereit?«
    Rick kam von hinten angerannt und schnappte sich von Karen seine Waffe. »Wo ist er?«
    »Vor der Tür.«
    »Scheiße.«
    Sie hörten berstendes Glas und dann, dass jemand gegen irgendetwas trat. Die Stimme des Heckenschützen brüllte: »Schafft diesen Automaten aus dem Weg!«
    Rick riskierte einen Blick um die Ecke: Der Killer versuchte einzudringen – die Giftgaswolke ebenso. Der Heckenschütze sagte: »Entweder ihr lasst mich rein, oder wir verrecken alle an dem Dreckszeug, das hier draußen rumfliegt. Sucht es euch aus. Ich schießenicht, wenn ihr mich reinlasst, aber ich tu’s, wenn ihr versucht, die Tür gegen das Chemiezeug abzudichten, ohne mich reinzulassen, verlasst euch drauf.«
    Rick rief nach draußen: »Wirf zuerst dein Gewehr rein.«
    Schweigen.
    »Ich sagte, schmeiß deine Knarre rein, oder wir erschießen dich .«
    Immer noch Schweigen.
    »Okay, dann fahr doch zur Hölle.«
    Sie hörten, wie ein paar der Stühle umkippten, dann wurde der italienische Karabiner in die Lounge geschleudert.
    »Okay«, sagte Luke und hob das Gewehr auf. »Lasst ihn rein und versiegelt dann die Tür. Ich kann Warren schon nicht mehr sehen durch die ganze Chemiescheiße da draußen.«
    Während Luke die Tür mit dem Karabiner deckte, öffneten Rachel und Karen einen Spalt in der Gerümpelbarrikade, gerade groß genug, dass der Heckenschütze in die Lounge schlüpfen konnte. Er ging an ihnen vorbei auf die Theke zu, die Arme erhoben, seinen Leinenseesack in der Linken, und Rick hielt ihn mit der Schrotflinte in Schach, während Luke, Rachel und Karen gemeinsam die Tür verbarrikadierten und abdichteten. Karen hatte eine Rolle Klebeband im Schrank gefunden und begann sofort, die Tischtücher über den Türrahmen zu kleben.
    »Was ist in dem Beutel?«, fragte Rick.
    »Nichts. Aber sieh selber nach.« Der Heckenschütze stellte den Seesack auf die Theke.
    Rick inspizierte ihn und fand nur leere Patronenhülsen und ein paar blutige Lumpen. Der Heckenschütze ging hinter die Theke und wusch sich am Wasserhahn das Gesicht. Rick bewachte ihn, während die anderen weiteres Zeug zum Abdichten der Tür heranschafften, Kleidungsstücke aus der Fundsachenkiste und eine schwarze Plastiktafel, auf der noch ein paar weiße Plastikbuchstaben verkündeten: HIER ROTARIER-SALATBUFFET . Im Hintergrund heulte eine Luftschutzsirene.Rachel kannte dieses Geräusch bislang nur aus Filmen und war überrascht, dass auch im wirklichen Leben Sirenen zum Einsatz kamen. Als sie und Luke ein paar alte Vorhänge in die letzten Risse der zersprungenen Tür stopften und Karen die Tischdecken um die Barrikade mit Klebeband fixierte, um den Eingang so luftdicht wie möglich zu versiegeln, verebbte der Sirenenton. Für den Moment war ihre Sauerstoffversorgung gesichert.
    Sie kehrten in die Lounge zurück. Luke nahm das Gewehr wieder auf, das er abgestellt hatte, um bei der Tür mitzuhelfen. Der Heckenschütze hatte sein Hemd ausgezogen. Er war ein kleiner Mann mit blasser Haut, die sich durch die toxischen Chemikalien entzündet hatte. Seine Stimme kratzte. Er wies

Weitere Kostenlose Bücher