Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
Vom Netzwerk:
niemand.
    »Patricia ist nicht da«, verkündete eine Stimme direkt hinter ihm.
    Wiener fuhr herum, wie von einem Skorpion gestochen. Er hatte nicht gehört, dass jemand gekommen war. Die Stimme, stellte er nun fest, gehörte zu einem Jungen, der ihn aus leuchtend grünen Augen unter einer blonden Lockenmähne kritisch musterte.
    »Aha.« Mehr fiel dem überrumpelten Ermittler auf die Schnelle nicht ein.
    Wiener dachte daran, wie der Junge in etwa zehn Jahren aussehen würde: durchtrainiert, groß und mit diesem interessanten Kontrast von Haar- und Augenfarbe. Der Mädchenschwarm schlechthin.
    »Was willst du denn von ihr?«, erkundigte sich der Kleine und sein Blick wurde unergründlich.
    »Ich bin von der Polizei.« Wiener zeigte ihm seinen Ausweis.
    »Das habe ich mir schon gedacht«, informierte ihn der zukünftige Herzensbrecher altklug. »Du siehst aus wie die im Fernsehen.«
    Das ließ Wiener lieber unkommentiert.
    »Weißt du denn, wo ich Patricia finden kann? Ich habe ein paar wichtige Fragen an sie.«
    »Nö. Keine Ahnung, wo sie ist. Sie ist schon länger nicht zu Hause. Vielleicht macht sie Urlaub.«
    »Hm. Das ist ja schade für mich. Hat sie nicht irgendeine Freundin hier im Block? Jemanden, mit dem sie ins Kino geht zum Beispiel?«, warf Wiener einen Köder aus.
    Der Junge staunte: »Ist es denn so wichtig, was du Patricia fragen musst?«
    »Unglaublich wichtig«, bestätigte der Ermittler.
    Der Kleine zögerte noch immer.
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin nicht gekommen, um sie zu verhaften.« Vielleicht hilft ja einschmeicheln, dachte Wiener. »Ich brauche nur ein paar Informationen über einen Bekannten von ihr.«
    Das Kind knabberte an der Unterlippe, während es das in einer Antwort enthaltene Ärgerpotenzial gründlich abwog und versuchte abzuschätzen, ob sein Verhalten die Nachbarin zu einer Beschwerde bei seiner Mutter veranlassen könnte. »Na gut«, antwortete es dann und machte kehrt.
    »Wie – na gut?«
    »Na, mitkommen musst du schon selbst.«
    Wiener folgte ihm neugierig in einen der anderen Hauseingänge, stieg mit ihm eine schmale Treppe hoch, deren Stufen keinen Schrittrhythmus zuließen, und stand unversehens auf einem Treppenabsatz, von dem aus zwei Türen in Wohnungen abzweigten.
    »Warte hier. Ich sag erst Bescheid«, verlangte der Lockenkopf und verschwand hinter der linken Tür.
    Michael Wiener sah sich nach Webcams um, während er verlassen im Flur herumstand. Was, wenn der Kerl sich nur einen Scherz erlaubte und gar nicht vorhatte, wiederzukommen? Vielleicht war das Ganze ein großer Spaß und der Kleine saß inzwischen längst hinter einem Glas Saft und einem Stück Kuchen. Es wäre ziemlich peinlich, sich auf einem Video auf Youtube zu finden, abgestellt und ausgetrickst von einem Knirps.
    Unerwartet heftig wurde die Wohnungstür wieder aufgerissen. »Sie sind von der Polizei?«
    Die junge Frau war unverkennbar die Mutter des Jungen. Die goldene Löwenmähne war Familienerbe.
    »Gott sei Dank. Endlich kümmert sich mal jemand darum.«
    »Worum?«, fragte Wiener verblüfft.
    »Na, um Patricias Verschwinden. Ich habe sie als vermisst melden wollen – Abgängigkeitsanzeige heißt das wohl – aber der Beamte meinte, er nähme jetzt zwar alles auf, aber für eine Suche sei es noch zu früh, ich solle lieber warten, wahrscheinlich käme sie von ganz allein zurück!«, empörte sie sich lautstark.
    »Wiener, Kriminalpolizei Cottbus«, stellte Wiener sich vor und die junge Frau lachte.
    »Oh, tut mir leid! Da überfalle ich Sie im Treppenhaus und verschweige geschickt meinen Namen. Ilona Wanka.« Sie bat den Ermittler hinein und führte ihn an der Küche vorbei ins Wohnzimmer. »Sehen Sie das?», fragte sie, als sie an der Küchentür vorbeikamen. »Das ist alles Miriams Futter. Patricia lässt es aus dem Ausland schicken, Miriam hat eine seltene Nahrungsmittelunverträglichkeit. Und nun verstopft es seit Tagen die Hälfte meiner Küche. Patricia würde nie vergessen, es abzuholen.«
    »Hundefutter?«
    »Ja. Miriam ist ihre Setterhündin. Ein bildschönes Tier.«
    »Und Miriam ist ebenfalls verschwunden?«
    »Natürlich! Patricia geht nirgendwo ohne Miriam hin. Sie liebt die Hündin viel zu sehr.«
    In Wieners Kopf rutschten ein paar Puzzleteile ins Gesamtbild.
    Ilona Wanka nötigte Wiener in einen Sessel und schenkte ihm Mineralwasser in ein hohes Glas. Dankbar nahm er einen großen Schluck.
    »Seit wann vermissen Sie Ihre Freundin?«
    »Vor fünf Tagen haben

Weitere Kostenlose Bücher