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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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fiel Nachtigall natürlich nicht herein. Von ihm würde sie keine Insiderinformationen bekommen.
    Stattdessen fragte er: »Haben Sie damals an die Geschichte von der Republikflucht geglaubt?«
    Überrascht beobachtete er, wie Frau Winter in ihrem Stuhl herumrutschte und nervös an ihrer Unterlippe zu kauen begann.
    »Nein«, sagte sie endlich. »Eigentlich nicht.« Dabei zog sie den Kopf tief zwischen die Schultern, als erwarte sie, für diese Antwort bestraft zu werden.
    »Nein?«
    »Nein. Ich dachte, na, den hat wohl jemand über die Klinge springen lassen!« Erschrocken zuckte sie zusammen und schlug sich die Hände vor den Mund. »Ach je. Das war geschmacklos.«

28
    »Aha. Ein neues Gesicht«, stellte Dr. Pankratz fest und reichte beiden Beamten die Hand.
    »Hajo Mangold. Ein Kollege aus Dresden«, stellte Nachtigall vor und ärgerte sich, noch während er den Satz zu Ende brachte, über die gewählte Formulierung. Kollege. In Hajos Ohren klang das wahrscheinlich wie der linkische Versuch, sich von ihm zu distanzieren.
    »Sieht aber nicht gut aus«, meinte Dr. Pankratz und betrachtete interessiert die Hämatome in Mangold Gesicht.
    »Unfall auf der Autobahn. Leichte Blessuren, ein bisschen Kopfschmerz. Meine Kollegin ist noch in stationärer Behandlung.«
    »Hoffentlich wird es bald wieder. So – dann wollen wir mal.« Der Gerichtsmediziner trat an einen der Edelstahltische und zog den Wagen mit den bereitgelegten Instrumenten und Behältnissen für die Organentnahme etwas näher heran, richtete die Lampe noch einmal neu aus.
    »Du solltest der Sache ein Ende bereiten, Peter«, meinte er dabei vorwurfsvoll. »Es muss doch irgendeinen Anhaltspunkt geben.«
    Das Geräusch, das Nachtigall daraufhin produzierte, klang wie ein lang gezogenes Pfff. »Mit diesem Opfer ändert sich alles. Wir glaubten eine Gemeinsamkeit entdeckt zu haben, aber mit Wladimir Kowalski ist das Makulatur«, erläuterte er leise.
    »Hm. Schlecht. Du hast wieder eine Notiz gefunden?«
    »Ja«, presste der Hauptkommissar unglücklich hervor.
    »Und?«
    »Weitere werden folgen. Bei den einzelnen Opfern gibt es nur eine, durch Wladimir Kowalski nun eher locker gewordene Verbindung zum Sport. Wir haben auch eine Gruppe ausgemacht, die wir für gefährdet halten, doch im Grunde wissen wir nicht einmal, ob wir in dieser Gruppe nicht auch den Täter suchen müssten. Auf der anderen Seite steht der Mörder aber auch außerhalb und seine sozialen Kontakte sind der Kristallisationspunkt!«
    »In diesem Fall freue ich mich besonders, dass ich schon das Ergebnis der Analyse der Proben aus dem Stichkanal anbieten kann. Es war, wie wir vermutet hatten. Einige der winzigen Koagel stammten nicht vom Opfer selbst.«
    Nachtigall würgte. »Tatsächlich?«, keuchte er leise, als er sich wieder unter Kontrolle hatte.
    »Sie stammen von Johannes Schaber. Erdpartikel haben wir auch identifiziert.«
    »Soll das heißen, er wischt wirklich nicht mal die Klinge ab?« Hajo Mangold räusperte sich.
    »Ja. Das scheint ihm offensichtlich nicht wichtig zu sein. Und nüchtern betrachtet, ist es für das nächste Opfer tatsächlich ohne Belang. Er tötet mit nur einem Stich, egal ob mit sauberer oder schmutziger Klinge. Wir profitieren insofern, als dass wir nun genau sagen können, es handelt sich in allen Fällen um dieselbe Tatwaffe, demnach wohl auch um denselben Täter. Schließlich ist es extrem unwahrscheinlich, dass sich zwei Mörder eine blutverkrustete Klinge teilen«, erklärte der Rechtsmediziner gut gelaunt.
    »Das ist widerlich«, beschwerte sich Nachtigall.
    »Es muss sich um einen Menschen handeln, der so auf sein Ziel fixiert ist, dass alles andere keine Rolle spielt«, steuerte Mangold bei.
    »Ich sehe das anders. Das Messer scheint eine rituelle Funktion zu haben. Möglich, dass er es nicht reinigt, damit sich am Ende das Blut all seiner Opfer darauf vereinigt. Die mystische Vorstellung, nun wisse ein Opfer vom anderen und könne sehen, dass alle für die Schuld bezahlen mussten«, widersprach Nachtigall.
    »Liegt denn schon ein grafologisches Gutachten vor?«, erkundigte sich Dr. Pankratz.
    »Nein. Das wird in Dresden erstellt. Ich habe nachgefragt und man hat mich wissen lassen, es werde daran gearbeitet, ich solle mich gedulden«, brach es unerwartet heftig aus Nachtigall heraus. »Hier sterben Menschen und ich weiß so gut wie gar nichts über denjenigen, der dafür verantwortlich ist.«
    Irritiert von der heftigen Reaktion zuckte eine Augenbraue des

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