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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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beiden Händen umklammerte und vorsichtig zum Mund führte.
    »So etwas ist mir noch nie passiert!«, beteuerte sie zum wiederholten Mal. »Noch nie!«
    »Die Tür stand offen? Warum?«
    »Ein dummer Fehler, ich weiß. Aber ich dachte, es sei Marnie. Ich habe nur den Summer gedrückt und gut.«
    »Und ich kam etwas später – und als niemand auf mein Klingeln reagierte, dachte ich, Kiri sei irgendetwas dazwischengekommen, und so bin ich nach Hause gefahren.« Marnie legte ihre Arme um die Schultern der Freundin.
    »Als ich etwa eine halbe Stunde später einen zweiten Versuch unternommen habe, hatte sich Kiri gerade so weit von ihren Fesseln befreit, dass sie mich ’reinlassen konnte.«
    »Wie sah der Kerl denn aus?«, erkundigte sich Wiener behutsam und erntete einen wütenden Blick.
    »Woher soll ich denn das wissen?«, brauste Kiri auf. »Der trug eine Sturmhaube! Das Gesicht war gar nicht zu sehen.«
    »Wie groß war er ungefähr?«
    »Normal.«
    »Und die Statur?«
    »Normal.«
    »Kiri!«, wies Marnie ihre Freundin sanft zurecht.
    Die junge Frau verdrehte genervt die Augen, tastete vorsichtig nach der geklammerten Wunde an ihrem Hinterkopf. »Was soll ich denn sagen? Eine ganz in Schwarz gekleidete Gestalt steht plötzlich im Raum und schlägt mir irgendetwas über den Kopf. Danach war alles dunkel. Ich hatte kaum Zeit, überhaupt etwas zu bemerken.«
    »Und Ihre Mutter?«
    »Na ja – ich erzählte ihr, dass Marnie zum Arzt musste und deshalb erst am späten Nachmittag auf einen Kaffee käme. Deshalb ist sie früher gefahren als üblich.«
    »Arzt?«, überrascht schaute Wiener seine Freundin an. Ein mulmiges Gefühl breitete sich schlagartig in seiner Magengrube aus. Warum weiß er nichts davon? Trifft sich Marnie vielleicht mit einem anderen? So kurz nach der Verlobung, die Marnie doch so wichtig gewesen war.
    »Wo könnte Ihre Mutter sich im Moment aufhalten?«, fragte Nachtigall, der von den emotionalen Nöten seines Kollegen nichts bemerkte. »Vielleicht ist das Handy kaputt. Wäre es vielleicht möglich, sie über Festnetz zu erreichen?«
    »Sie hat zwei Tage frei. Die wollte sie nutzen, um in Potsdam eine Wohnung zu suchen. Angeblich wird ihr die ständige Pendelei langsam zu anstrengend.« Ein flüchtiges Lächeln zupfte an Kiris Mundwinkeln. »Aber ich glaube, sie hat einen Mann kennengelernt. Ich brauche niemanden mehr, der 24 Stunden am Tag hinter mir herschleicht.« Sie lachte unsicher. »Eigentlich kann ich ganz gut auf mich allein aufpassen«, ergänzte sie kleinlaut.
    »Normalerweise kann man Ihre Mutter übers Handy gut erreichen?«, bohrte Nachtigall unnachgiebig weiter. »Sie schaltet es nicht einfach auf lautlos und vergisst es dann in der Tasche?«
    »Niemals! Sie ist für ihre Fußballerinnen Tag und Nacht erreichbar.«
    »Fußballerinnen?« Alarmiert ruckte die linke Augenbraue des Ermittlers hoch.
    »Natürlich. Sie ist Physiotherapeutin bei ›Turbine Potsdam‹!«, stellte Kiri verärgert, ja fast beleidigt klar, als sei das eine Tatsache, die jedem geläufig sein müsste.
    »Gibt es eine Verbindung zur Sportschule in Potsdam?«
    »Klar. Früher schon.«
    »Wissen Sie, ob Ihre Mutter Roland Keiser oder Johannes Schaber kannte?«
    »Kennen ist wohl zu viel gesagt. ›Flüchtige Bekanntschaft‹ trifft es eher.«
     
    Der Hauptkommissar zog Wiener am Arm in die benachbarte Küche. »Warum hatten wir Frau Schybulla nicht auf der Liste?«, zischte er.
    »Wahrscheinlich, weil wir den Namen nicht gesehen haben – bestimmt hieß sie vor ihrer Ehe anders. Und wenn sie die anderen tatsächlich nur en passant kannte, hatte Hallow sie auch sicher nicht markiert. Außerdem wies er von Anfang an darauf hin, dass Schulleiter auch nicht alles wissen können.«
    »Stell dir eine Sekunde lang vor, Frau Schybulla wäre der Kern, um den hier alles kreist.« Zufrieden beobachtete er, wie Wiener blass wurde. Der Tadel wurde verstanden.
    »Du meinst, dann wäre sie jetzt eventuell in der Hand des Mörders?«, hauchte der Kollege entsetzt. »Damit hätte er seine Vorgehensweise geändert. Bisher hat er noch niemanden verschleppt!«
    »Überredet aber vielleicht. Wir versuchen, das Handy orten zu lassen. Kümmere dich bitte darum. Und, ach ja, der Hund von Patricia Klever ist auch noch nicht gefunden worden!«, erinnerte ihn Nachtigall. Grübelnd setzte er hinzu: »Irgendetwas an diesem Fall ist anders als bei den vorherigen Opfern.«
    »Kiri!«, schlug Wiener vor.
    »Nein, das glaube ich nicht. Kowalski

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