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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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zurecht.
    Der Assistent zuckte gleichgültig mit den Schultern und trollte sich in eine weit von der Leiche und dem wütenden Ermittler entfernte Ecke, um das Instrumententablett für die nächste Obduktion vorzubereiten.
    »Dann lass uns mal versuchen herauszufinden, woran der arme Kerl gestorben ist«, verkündete Dr. Pankratz und öffnete mit unangenehmem Krachen den Brustkorb.
     
    Michael Wiener fragte sich durch.
    Er hatte gedacht, er kenne den Weg zur Orthopädie im Haus 60, stellte nun aber fest, dass sich seit seinem und Marnies Besuch bei Kiri, deren Bänderdehnung am linken Sprunggelenk vor ein paar Monaten hier behandelt werden musste, einiges verändert hatte. Der Weg durch die Urologie war für Besucher nicht mehr möglich. Ein Schild wies darauf hin, dass Publikumsverkehr nicht zulässig war. Seufzend drehte er sich um und nahm den Fahrstuhl in die nächste Etage.
    Als er sich dort neu orientieren wollte, wurde er von einem jungen Arzt angesprochen. »Kann ich helfen?«
    »Kriminalpolizei Cottbus, ich suche jemanden, der anhand der Seriennummer eines Kniegelenks das genaue Datum der OP und den Namen des Empfängers herausfinden kann.«
    »Orthopädie ist schon okay. Im OP-Buch? Oder PC?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe nur die Firma und eine Seriennummer.«
    »Vielleicht sind Sie bei mir ja schon richtig«, der junge Mann schmunzelte. »Können Sie sich ausweisen?«
    Während der Arzt den Dienstausweis studierte, versuchte Wiener, das Namensschild zu entziffern.
    »Und Ihr Name ist?«
    Irritierte Blicke glitten über sein Gesicht. Wahrscheinlich fragte sich der Arzt, ob Wiener doch Patient und ein Fall für die Psychiatrie war. Er deutete wortlos auf das Schild am Kittel.
    »Ich kann Ihr Namensschild leider nicht lesen.«
    »Ach so!« Der Mediziner atmete erleichtert auf. »Damit haben so manche unserer Patienten Probleme! Der Name ist polnisch. Dr. Pryschz.«
    Der junge Mann führte Wiener in sein Arztzimmer.
    »Wir haben eine unidentifizierte Leiche, wahrscheinlich Opfer eines Gewaltverbrechens. Gefunden wurde der Tote auf einem Feld, die Verwesung weit fortgeschritten. Nun fand man bei der Obduktion ein künstliches Kniegelenk. Der Hersteller bestätigte, das Gelenk mit der Seriennummer«, er wedelte mit einem Zettel, »sei 1988 nach Cottbus verkauft worden. Das bedeutet, bei Ihnen laufen nun alle Fäden zusammen.«
    »Haben Sie vielleicht auch eine Anforderung der Akte durch die Staatsanwaltschaft für mich? Sie wissen schon – Teufels Küche ist kein besonders gemütlicher Ort.«
    Wiener nickte verständnisvoll und zog das Schreiben aus der Tasche.
    »Dann lassen Sie uns mal sehen, was ich für Sie tun kann«, verkündete der junge Orthopäde gut gelaunt.
     
    Das war eine ganze Menge.
    Die gesuchte Seriennummer fand sich nicht im digitalisierten OP-Buch.
    »Das ist wirklich eigenartig. Die Operation muss schon sehr lange zurück liegen. Alle OPs nach der Wende finden sich im PC. Tja, da bleibt uns nur, im Originalbuch nachzusehen.«
    Dr. Pryschz lief über den Gang zu einer Kollegin. Weil er der Meinung war, vier Augen sähen mehr als zwei und die Angelegenheit sei mit Unterstützung schneller zu klären, verglichen sie zusammen die Ziffern von Wieners Notizzettel mit denen im Original OP-Buch.
     
    Es dauerte keine Viertelstunde und er kehrte mit wehendem Kittel ins Arztzimmer zurück. »So, da bin ich wieder. Wir haben das sofort für Sie gecheckt. Ihre Leiche wird von unseren Unterlagen als Roland Keiser identifiziert, die OP war am 5. Mai 1989. Der Patient litt an schwerem Rheuma. Nach einem Trauma entschloss sich unser Ärzteteam zum Austausch des Gelenks.«
    »Trauma?«
    »Ja. Das Knie war vorgeschädigt. Vielleicht hatte er einen Unfall. Da das Knie ohnehin durch die Erkrankung schwer zerstört war, wurde es ausgetauscht.«
    »Wurde er hier weiterbetreut?«
    »Nein. Ich kann aber die Krankenakte heraussuchen lassen, wenn Sie möchten.«
    »Prima. Meinen Sie, ich werde kapieren, was da drin steht?«
    »Wenn nicht, kommen Sie einfach noch einmal auf mich zu.«
     
    Peter Nachtigall traf im Büro mit dem Kollegen zusammen. »Na, alles in Ordnung?«, fragte er Skorubski und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    »Ja, ja.«
    »Eigentlich wissen wir schon ziemlich viel über das Opfer. Einen Namen hat es noch nicht, aber wir wissen, dass der Mann getötet wurde. Vor etwa 20 Jahren. Dr. Pankratz hat an einer der Rippen eine tiefe Kerbe entdeckt. Stammt von einem Messer. Er glaubt,

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