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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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eigene Wohnung? «
    »Das ist eine andere, ebenfalls sehr unerfreuliche Geschichte, die uns jede Menge Ärger eingebracht hat. Aber darauf hat der Junge ja grundsätzlich keine Rücksicht genommen«, stichelte Frau Keiser.
    Auf diesen Punkt würde er später noch einmal zurückkommen, beschloss der Hauptkommissar, der seine eigenen Vermutungen darüber hatte, wie das zugegangen sein konnte.
    »Jedenfalls war nach dem Besuch von Herrn Schneider eindeutig klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Roland ging mit zwei Gehhilfen. Ich befürchtete einen weiteren Unfall. Vielleicht war er gestürzt, lag im Koma«, erklärte der Vater und seine Hände bebten auf den Oberschenkeln.
    »Was haben Sie unternommen?«
    »Das, was vermutlich alle Eltern tun. Wir haben gesucht.« Nach einem raschen Seitenblick auf Renate korrigierte er sich. »Ich habe gesucht. Alle Freunde habe ich aufgespürt, habe nachgefragt, ob Roland wegfahren wollte, Freunde im Umland oder in Potsdam besuchen.«
    »Aber niemand wusste von solchen Plänen«, warf Renate gehässig ein. »Dafür kannten sie ganz andere.«
    Nachtigall überlegte, ob es wohl notwendig sein könnte, Vincent mitzunehmen, um einen weiteren Mord in der Familie Keiser zu verhindern. Das Gesicht des Vaters war bei den Worten seiner Frau tiefrot, fast bläulich angelaufen. Doch diesmal beherrschte er sich, sprang nicht auf, nur sein Atem ging beängstigend schnell.
    »Ich meldete Roland als vermisst«, fuhr er mit gepresster Stimme fort. »Was gar nicht so einfach war. Der ABV hielt es für nicht ungewöhnlich, dass ein junger Mann für ein paar Tage von der Bildfläche verschwand. Das sei normal, er erlebe das ständig. Könnte schon sein, dass er mit seinem Trabbi irgendwo liegen geblieben sei. Dabei hatte Roland natürlich gar kein Auto – und mit dem Knie hätte er auch gar nicht fahren können.«
    »Mein Mann kann sehr lästig sein. Er hat jeden Tag bei Leutnant Maurer vorgesprochen. Nicht lockergelassen. Am Ende hat der dann eingesehen, dass jemand, der noch auf Hilfe angewiesen war, nicht so einfach untertauchen konnte. Er informierte seinen Oberleutnant über Rolands Verschwinden.« Sie sah ihren Mann kalt an. »Ohne sein albernes Theater wäre niemand auf die Idee gekommen weiterzuforschen und er hätte seinen Job behalten.«
    Vincent Keiser wischte die Bemerkung mit einem gleichgültigen Wedeln der Hand beiseite. »Im Zuge der Befragung durch den ABV hatte irgendjemand behauptet, Roland habe schon seit längerer Zeit einen ungesetzlichen Grenzübertritt geplant. Na ja. Was die jungen Leute eben so reden, wenn sie sich am Abend treffen und zu viel Alkohol im Spiel ist. Bernhard Schneider jedenfalls wusste nichts von solchen Überlegungen. Aber er war dabei, als man bei der Wohnungsdurchsuchung die Beweise fand.«
    »Beweise?«
    »Bücher!«, spuckte Renate feindselig über den Tisch.
    »Sie fanden zwei Bücher bei Roland, die sich mit dem Bau eines Ballons beschäftigten. Standen einfach so, für jeden sichtbar, in seinem Regal. Ich habe keine Ahnung, wie er sich die beschafft hat. So ein Leichtsinn! Schließlich hätte es jederzeit eine konspirative Durchsuchung geben können – da wären die doch sofort entdeckt worden.«
    »Das untermauerte die Theorie von der Republikflucht«, blieb Nachtigall hart am Thema.
    »Natürlich! Damit war sie ja quasi bewiesen. Material zum Ballonbau fanden sie übrigens nicht.«
    »Und was hat der Verdacht gegen Ihren Sohn mit Ihrer Arbeit zu tun gehabt?«, fragte Skorubski.
    »Jaha! Los, los! Sag’s ihm nur!«, forderte Frau Keiser boshaft und unterstrich ihre Worte mit entsprechend lockenden Handbewegungen.
    »Damals hatte ich eine feste Anstellung beim Werksschutz. Als die VP die Akte zum Fall Roland Keiser schloss, war damit die Flucht amtlich. In der Folge wurde ich ein Sicherheitsrisiko und bekam meine fristlose Entlassung.«
    »Der feine Herr Sohn!«, krähte Frau Keiser höhnisch. »Einen schönen Schlamassel hatte er da angerichtet. Ein Egoist!«
    »Halt!«, kommandierte Nachtigall. »Roland ist nie geflohen! Womöglich hatte er es nie vor. Er wurde erstochen. Es war ein Irrtum!«
    Beleidigt starrte die Mutter ihn an.
    »Der Oberleutnant wollte mir aber nicht glauben, dass Roland etwas zugestoßen sein musste. Für ihn war alles eindeutig. Er riet mir, ich solle nach Hause gehen und auf einen Brief aus dem Westen warten.«
    »Gab es vor Rolands Verschwinden Hinweise darauf, dass er in Schwierigkeiten steckte?«, formulierte der

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