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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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sollte.
    Albrecht war auch noch nicht zurück. Ungewöhnlich.
    »Da muss ich wohl allein weitermachen«, knurrte er grantig, sprang plötzlich auf und lief eilig über den Gang.
     
    Hans Peter Kramer wohnte noch unter der gleichen Adresse wie vor 20 Jahren. Klopstockstraße, kühler Plattenbau, dritte Etage links. Inzwischen war er im Ruhestand, kümmerte sich um die Pflege der üppigen Balkonpflanzen und genoss die ruhige Zeit mit Philomena, einer Papageiendame.
    Die schwarzen Augen des Hyazintharas musterten den ungeladenen Besucher zunächst argwöhnisch, wenig später missbilligend. Wütendes, ohrenbetäubendes Protestgeschrei brandete dem Hauptkommissar von Kramers Schulter aus entgegen. Nachtigall fragte sich, ob der Mann wohl längst auf diesem Ohr ertaubt war, denn er zuckte bei dem Krach nicht einmal zusammen.
    »Aber, aber, Philomena. Du kennst den Herrn doch noch gar nicht! Vielleicht ist er ja ganz nett?«, versuchte Kramer, das Araweibchen zu beruhigen und strich ihm kosend über das Brustgefieder. Dann grinste er seinen Besucher an. Philomena kollerte laut und trat aufgeregt von einem Fuß auf den anderen.
    »Liegt bestimmt an Ihrem Namen. Nachtigall. Vielleicht klingt das in Philomenas Ohren irgendwie lecker. Sie sind aber ein viel zu großer Brocken. Kann sein, sie hält Sie für eine Mogelpackung.« Er griff in seine Hosentasche und reichte dem Hauptkommissar eine Erdnuss. »Halten Sie ihr die einfach hin. Ein bisschen Bestechung hilft uns Männern bei den Frauen oft weiter – selbst bei schwierigen, verwöhnten Damen.«
    Kaum entdeckte der eindrucksvolle Vogel die Leckerei, da griff er auch schon zu. Philomenas lange Zehen schlossen sich fest um die Beute, während sie geschickt mit dem Schnabel die Schale knackte und von der Nuss entfernte.
    Zur Erleichterung Nachtigalls war ihr Schreien in behagliches Plappern übergegangen.
     
    »Sie kommen wegen Roland Keiser, sagen Sie?«, vergewisserte sich Kramer mit deutlichem Stirnrunzeln, machte ruppig kehrt und führte seinen Gast durch den engen Flur. Philomena markierte den Weg mit Schalenresten. »Der Fall ist doch längst abgeschlossen!«
    »Es haben sich neue Aspekte ergeben, die das Verschwinden des jungen Mannes in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen.«
    »Na, wenn das so ist, setzen Sie sich wohl am besten mal.« Der ehemalige ABV wies einladend auf eine rote Couch. »Kaffee? Tee?«
    »Kaffee, bitte!«
     
    Während der Hausherr in der Küche klappernd mit dem Geschirr hantierte, unterhielt sich Philomena angeregt mit dem Fremden. Dabei hielt sie zwar einen Sicherheitsabstand ein, rückte aber auf der Lehne des Sessels bei jedem Krächzen etwas näher an ihn heran.
    Erstaunt registrierte Nachtigall das beeindruckend breite Spektrum von Kommunikationslauten, über das die Aradame verfügte. Amüsiert interpretierte er einige der Knack- und Pfeifgeräusche als Verführungsversuche.
    »Oha! Sie haben wohl mächtig Eindruck gemacht«, stellte auch Kramer fest und zwinkerte in Philomenas Richtung. »Der große Mann gefällt dir wohl? Mal was anderes als meine 1,68, wie?«
    Die Angesprochene sah ostentativ zur Seite und enthielt sich jeden Kommentars.
    Erst als Kramer die Tassen verteilte, Milch und Zucker auf den Tisch stellte, kam sie zu ihm, hüpfte auf den Tisch, schob sich gurrend an den Tassen vorbei, packte mit dem Schnabel ein kleines Schälchen und zog es näher zu sich heran.
    »Philomena möchte natürlich auch Kaffee trinken«, erklärte der Hausherr stolz. »Das ist ihr Schälchen – unsere Kekse liegen hier auf diesem Teller. Die würde sie nie antasten. Sie kann meins und deins ganz gut auseinanderhalten. Ihre Nüsse, ihre Trauben – unser Zucker, unsere Kekse.«
    »Meine Katzen haben damit auch kein Problem. Ihnen gehört alles – und wenn ich etwas abbekommen möchte, teilen sie jederzeit großzügig mit mir.«
    »Katzen!« Kramer machte eine wegwerfende Handbewegung, als wolle er sagen, Katzen könnten Papageien ohnehin nicht das Wasser reichen.
    Prompt regte sich in Nachtigall Ärger. Schon hatte er eine bissige Bemerkung auf der Zunge – da fiel ihm auf, wie albern eine solche Reaktion wäre. Völlig unangebracht, schmunzelte er über sich.
    Schnell griff er nach der Tasse und probierte mit geschürzten Lippen von dem dunklen Kaffee. »Wir haben die Leiche von Roland Keiser gefunden.«
    Das verschlug Hans Peter Kramer erst einmal für längere Zeit die Sprache.
    Nachtigall beobachtete, wie es im Gesicht des

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