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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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einfach auf sich beruhen lassen.
    Ralf Kerner war mäßig begeistert.
    Aus seinem zögerlichen Vorgehen war deutlich ablesbar, wie unangenehm ihm die ganze Angelegenheit war. Entschlossen pickte er sich die Aussage Zobels heraus und trieb die Ermittlungen in dieser Richtung weiter. Ungesetzlicher Grenzübertritt. Gegen die Proteste des Vaters, die anderslautenden Aussagen enger Freunde.
    Es kam nie zu einem Einsatz der Leichenspürhunde, Suchmannschaften wurden nie angefordert. Schnell klappte man die Akte zu – und damit war der Fall geklärt.
     
    Warum hatte Ronny Zobel dieses Thema überhaupt angeschnitten? Gab es zwischen den beiden eine offene Rechnung zu begleichen?
    Nachtigall sortierte die Namen auf seiner Liste neu, Ronny Zobel rückte nun auf den ersten Platz. Er musste wissen, was den Freund dazu getrieben hatte, den geplanten Fluchtversuch publik werden zu lassen. Durch die Entdeckung der Leiche bekam diese Aussage einen völlig neuen Stellenwert – ja, unter Umständen machte sie Ronny Zobel sogar verdächtig. Peter Nachtigall griff zum Telefonbuch.
    Wenn er Glück hatte, wohnte der Zeuge von damals noch immer in der Stadt. Doch nach kurzem Blättern legte er das Buch in die Schublade zurück. Einen Ronny Zobel gab es nicht in der Gelsenkirchner Allee, nicht in Cottbus.
    Aber andere!
     
    »Mathias Zobel!«
    Peter Nachtigalls Mundwinkel zuckten unwillkürlich nach oben. Das war eine befehlsgewohnte Stimme und der Besitzer schaffte es, sie zugleich abweisend wie geschäftsmäßig interessiert klingen zu lassen.
    »Polizei? Noch schlimmer: Kripo? Sie haben sich bestimmt verwählt. Kommt ja vor – lassen Sie sich davon nicht Ihren Tag verderben!«
    »Ich suche nach einem Ronny Zobel. Er hat früher in Cottbus gelebt. Sie kennen ihn nicht zufällig?«
    »Unseren Ronny können Sie auch nicht meinen. Wir lassen uns nichts zuschulden kommen!«
    »Ach, Sie kennen ihn! Da habe ich ja Glück gehabt.«
    »Natürlich kenne ich einen Ronny Zobel. Aber das muss ja nicht der sein, nach dem Sie suchen!«, blieb sein Gesprächspartner vorsichtig.
    »Sie sind mit ihm verwandt?«
    »Mein Sohn heißt Ronny. Mit Y.«
    »Wir benötigen die Bestätigung einer Aussage Ihres Sohnes im Rahmen einer routinemäßigen Nachermittlung im Fall Roland Keiser.«
    »Roland Keiser? Das muss doch mehr als 20 Jahre her sein! Der ist damals, kurz vor der Wende, in den Westen abgehauen.«
    »Könnten Sie mir bitte Anschrift und Telefonnummer Ihres Sohnes geben?«, fragte Nachtigall höflich und legte im Geist schon die Fragen fest, die er dem Zeugen stellen wollte.
    »Klar könnte ich! Heute ist es ja modern, dass man innerhalb der Familien kaum noch Kontakt pflegt. Die Kinder sind oft über den ganzen Globus verteilt, man sieht sich nicht einmal mehr zu Geburtstagen oder an Weihnachten. In meinem Bekanntenkreis gibt es Eltern, die treffen ihren Nachwuchs schon seit Jahren nur noch in irgendwelchen Internetchatprogrammen! Bei uns ist das zum Glück noch nicht so. Ich spreche regelmäßig mit meinem Ronny! Auch ohne vorher einen Telefontermin zu vereinbaren.« Das Lachen des Vaters dröhnte laut durch die Leitung. Der Hauptkommissar tat ihm den Gefallen und stimmte ein.
    »Wohnt Ihr Sohn denn noch in der Gelsenkirchner Allee?«
    »Ach was! Der Junge hat sich ein Häuschen im Grünen gebaut. Häuschen!« Offensichtlich schlug bei diesem Thema die Stimmung des Vaters um.
    »Es wäre wirklich nett …«, begann Nachtigall, wurde aber sofort rüde unterbrochen.
    »Nein. Erstens bin ich nicht nett – und zweitens gebe ich weder seine Adresse noch seine Telefonnummer unbesehen weiter. Wer weiß, ob Sie mir hier nicht ein Märchen auftischen und gar nicht von der Polizei, sondern von irgendeiner Werbeagentur sind. Am Ende versuchen Sie nur, ihm eine überteuerte Versicherung anzudrehen.«
    »Es ist völlig in Ordnung, dass Sie misstrauisch sind. Das ist gut so. Ich gebe Ihnen meine Nummer und Sie rufen mich zurück. So können Sie überprüfen, ob ich wirklich hier arbeite.«
    »Nein. Wenn ich direkt Ihren Anschluss anwählen soll, weiß ich doch wieder nicht, ob die Nummer mich tatsächlich zur Polizei führt! Nein, nein. Sie geben mir die Nummer der Zentrale. Mein Sohn ruft Sie zurück. Oder eben auch nicht. Und ich sage Ihnen gleich, das kann dauern. Vor heute Abend werde ich ihn wohl kaum erreichen.«
    Peter Nachtigall gab seinem Gesprächspartner die gewünschte Nummer. Lehnte sich zurück und überlegte, was er als Nächstes tun

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