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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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endlich, das Fenster ebenso geräuschlos zu schließen, wie sie es geöffnet hatte. Die Blöße, beim Lauschen erwischt zu werden, wollte sie sich nun wirklich nicht geben.
    Schluchzend warf sie sich aufs Bett und grub ihr Gesicht tief ins Kissen.
    Dieser Mistkerl!
    Wenn das Baby erst geboren war, blieb ihm keine andere Wahl, als sich seiner Verantwortung zu stellen! Sie zu heiraten. Eine echte Familie zu gründen!
    Alle Patricias der Welt konnten ihm dann gestohlen bleiben. Dafür würde sie schon sorgen!

8
    »Michael? Peter hier. Ich habe jetzt die Adresse von Ronny Zobel, dem Zeugen, der damals die Republikflucht vermutete. Sag mal, wo bist du eigentlich? Was ist denn das für ein Lärm im Hintergrund?«
    »Fußball. Mit Marnie.«
    »Ach, ›Energie‹ spielt heute? Da muss mir irgendetwas entgangen sein. Und seit wann ist deine Freundin Energiefan?«
    »Nicht wirklich ›Energie‹. Frauenfußball.«
    »Frauenfußball?«
    »Marnies Freundin ist Mittelfeldspielerin.«
    Michael Wieners Stimme ließ jede Begeisterung vermissen. Nachtigall verzichtete, was ihm nicht leichtfiel, auf eine ironische Bemerkung. Stattdessen sagte er: »Ich fahre zu Zobel. Viel Spaß noch.«
    »Frauenfußball, aha«, murmelte Nachtigall vor sich hin. Er warf einen raschen Blick auf die Uhr. »Gut, den Zeugen noch und dann ist Schluss für heute.« Albrecht hatte sich auch nicht gemeldet, fiel ihm ein, das war sehr ungewöhnlich. Ein wenig besorgt machte er sich auf den Weg nach Gallinchen.
    Das Häuschen war von einem idyllischen Garten umgeben, ein Fischteich lag am Weg, ein schmales Bächlein in künstlichem Bett zog sich mäandernd durch die Wiese und ergoss sich mit leisem Plätschern in den Teich.
    Alle Rollos waren heruntergelassen.
    Tagsüber vielleicht verständlich, um das Aufheizen der Räume durch die Sonne zu verhindern – aber um diese Zeit? Es war, als sperre der Hausbesitzer das Leben aus. Das Gespräch mit dem Vater, erinnerte sich Nachtigall, war seltsam verlaufen. Stimmte mit dem Sohn etwas nicht? War die schroffe Reaktion des Vaters als Schutz für Ronny Zobel zu verstehen?
    Die Gegensprechanlage schnarrte unangenehm, als der Türöffner betätigt wurde.
    Zunächst abweisend, reagierte Ronny Zobel auf den Hinweis, der unerwartete Besucher käme von der Kriminalpolizei, plötzlich höflicher. »Entschuldigen Sie bitte das Chaos. Ich ziehe in der kommenden Woche um«, erklärte der hochgewachsene, schlaksige Mann und wies auf Kisten und Bücherstapel. Seine langen Arme bewegten sich dabei unmotiviert und ruckartig, die ungwöhnlich großen Hände und Füße ließen Nachtigall an einen Hundewelpen denken. Doch mit Mitte 40 musste Zobel ja schon ausgewachsen sein. An der Wand stand eine Couch.
    Die einzige Lichtquelle war eine Stehlampe, deren gedimmtes Licht nur einen Ausschnitt der Sitzfläche besonnte.
    »Nehmen Sie Platz.« Zobel selbst zog sich einen Pappkarton heran. »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was die Kriminalpolizei von mir wollen könnte.« Er setzte sich vorsichtig auf die Bücherkiste.
    »Sie waren mit Roland Keiser eng befreundet?«, begann Nachtigall tastend.
    Zobel blinzelte irritiert hinter seinen dicken Brillengläsern, strich mit bebenden Fingern durch die fettigen schwarzen Haare.
    Irgendetwas stimmte mit diesem Mann nicht. Der Hauptkommissar fühlte sich zunehmend unbehaglich. Vielleicht hätte er doch nicht allein hierherkommen sollen. Als er schon glaubte, er müsse die Frage wiederholen, antwortete Zobel doch noch.
    »Ja. Ich kannte mal einen Roland Keiser«, begann der Zeuge gedehnt. »Aber das ist schon ewig her.«
    Offensichtlich hatte der Vater seinen Sohn noch nicht erreicht. Die Überraschung, wegen des alten Falls von der Kripo besucht zu werden, war echt.
    »Etwa 20 Jahre. Das weiß ich. Er ist damals Knall auf Fall verschwunden.«
    Die Stimmung des Zeugen änderte sich. Nachtigall spürte es deutlich – wie eine elektrische Spannung, die sich im Raum ausbreitete.
    »Was soll das?«, herrschte ihn Zobel aggressiv an. »Haben Sie nicht genug zu tun und rollen nun, als eine Art Beschäftigungstherapie, alte Fälle wieder auf?« Die schwungvolle Armbewegung, mit der er seine Frage unterstrich, hätte ihn um ein Haar vom Pappkarton geschleudert. Nachtigall zog die Augenbrauen hoch. Alkohol? Oder einfach Ungeschicklichkeit?
    »Nein. Es haben sich neue Anhaltspunkte ergeben.«
    »Aha?«, fragte Zobel giftig.
    »Sie sagten damals aus, mit Ihnen habe Roland über Pläne

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