Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
Vom Netzwerk:
Kollegen erwarten mich.«
    »Wir haben Ihre berufliche Situation schon bei diesem späten Termin berücksichtigt. Und wir erwarten, nach Auswertung aller Ergebnisse, ein Non-Hodgkin-Syndrom. Heute gibt es wirksame Medikamente, es ist gut behandelbar, aber es bleibt eine gefährliche Erkrankung. Über einen längeren Zeitraum werden immer wieder stationäre Aufenthalte anstehen. Stellen Sie sich, Ihre Familie und Ihre Kollegen auf etwa sechs Monate Therapiezeit ein. Wir besprechen das im Detail, wenn wir unsere Untersuchungen abgeschlossen haben.«
     
    Albrecht Skorubski war wie vor den Kopf geschlagen.
    Er hatte es ja geahnt.
    Die ganze Zeit.
    Krebs!
    Chemotherapie!
    Gedanken jagten sich durch die Windungen seines Hirns, er konnte nicht einen davon festhalten, sie blitzten hier und da kurz auf und waren vergessen.
    Sechs Monate Therapie. Und dann? Der Tod?
     
    Würde er bald so aussehen wie die Überreste von Roland Keiser?
    Abstoßend, schleimig, vergänglich.
    Bald darauf nur noch ein Skelett?
    Nimm dich zusammen, forderte seine innere Stimme, das Selbstmitleid bringt dich nicht einen Schritt weiter, wusste sie altklug.
     
    Eine Schwester führte ihn über den Gang. Öffnete eine der breiten Türen beinahe einladend. »So, Herr Skorubski, das ist Ihr Zimmer. Und hier ist die Nasszelle.« Sie schaltete das Licht in einem kleinen Bad ein. »Essensplan liegt schon auf dem Nachttisch. Kreuzen Sie bitte die Gerichte an, die Sie gern bekommen möchten. Gibt es etwas, was wir wissen müssen? Besondere Unverträglichkeiten,
Allergien?«
    Albrecht Skorubskis Blick glitt über das makellose Klinikbett. Sie glaubte doch hoffentlich nicht, er würde sich jetzt sofort hineinlegen und den Kranken mimen? Gut, er fühlte sich etwas angeschlagen, müde, aber doch nicht so krank, dass er das Bett hüten müsste. Nein, so weit war es noch lange nicht!
    »Morgen um 9 Uhr haben Sie einen Termin im MRT. Sie werden abgeholt und zur Abteilung begleitet. Danach stimmt unser Stationsarzt, den Sie schon kennen, die Therapie mit Ihnen ab. Hätten Sie gern eine Karte fürs Telefon? Handys sind im gesamten Klinikum verboten.«
    »Ich leg mich nicht ins Bett!« Skorubski hörte selbst, wie sehr das nach Altersstarrsinn klang.
    »Oh, das ist auch gar nicht nötig! Rufen Sie doch Ihre Frau an, die kann eine Reisetasche für Sie vorbeibringen. Sie können Ihre Kleidung dann einfach in den Schrank räumen. Wertgegenstände sollten Sie besser nicht im Zimmer aufbewahren. Geben Sie am besten Ihrer Frau alles mit, was Sie nicht unbedingt benötigen. Wenn Sie möchten, kann sie gern zu Ihnen ins Zimmer kommen und muss nicht draußen warten«, die Schwester lächelte ihn aufmunternd an. »Sie waren noch nie stationär, nicht wahr? Glauben Sie mir, es ist alles anders, als Sie jetzt befürchten! Ihre Familie darf jederzeit zu Besuch kommen. Sie werden hier nicht isoliert, keine Sorge. In einer halben Stunde kommen Sie bitte zu mir ins Schwesternzimmer. Ich muss Ihnen noch Blut abnehmen.«
     
    Dann war sie verschwunden.
    Allein fühlte es sich noch schlimmer an.
    Tränen stiegen in seine Augen.
    Das konnte doch nicht das Ende sein?
    Einfach so.
     
    Conny wartete im Wohnzimmer auf ihn. Sie hatte sich mit den Katzen und einem Buch gemütlich auf der Couch eingerichtet.
    »Hallo, Peter! Heute ist es aber verdammt spät geworden.«
    Nachtigall beugte sich hinunter und drückte ihr einen herzlichen Begrüßungskuss auf die Wange. Aus dem nur einen Spaltbreit geöffneten Auge Casanovas traf ihn ein funkelnder grüner Blitz. Stör uns bloß nicht, sollte das wohl bedeuten.
    »Dieser Fall ist seltsam. Roland Keiser heißt das Opfer. Eine Mutter, der es nicht recht ist, dass wir ihren Sohn gefunden haben, ein Vater, der die Mutter am liebsten umgebracht hätte, Freunde, die nicht glauben können, dass Roland damals nicht in den Westen abgehauen ist, ein ABV, der von Anfang an den Verdacht hatte, der junge Mann sei ermordet worden, sich mit seiner Auffassung aber nicht durchsetzen konnte. Und zu allem Überfluss ist Albrecht krank.«
    Conny bewegte sich vorsichtig, um Domino nicht vom Sofa zu schubsen. »Albrecht? Nanu?«
    »Tja, er weiß noch nicht, was es ist. Vielleicht ruft er ja noch an.«
    »Hunger?«
    »Eigentlich nicht. Dabei habe ich heute Mittag nur ein belegtes Brötchen gegessen. Bisher war keine Zeit für Gedanken ans Abendessen«, gestand er ein. »Vor einer halben Stunde habe ich einem Zeugen das Leben gerettet. Zufall. Und ich bin sicher, er

Weitere Kostenlose Bücher