Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
Vom Netzwerk:
stehen nun mal nicht auf aufmüpfige Spieler. Und später, als junger Trainer, wollte er es auch allen recht machen. Der wäre nie ein Ede Geyer geworden!«
    »Nun, irgendjemandem muss er trotzdem auf die Füße getreten sein«, stellte Nachtigall nüchtern fest.
    Beredtes Schweigen.
    »Ach ja«, atmete Kramer tief durch. »Wenn einer derart rumeiert, ärgert das die anderen. Glitschige Menschen sind nicht sehr beliebt. In Rolands Fall muss einer stinksauer geworden sein – ist wohl so.«
    »Sie meinen, weil alle den Eindruck bekommen, benutzt zu werden? Auf einen reingefallen zu sein, der gar nicht wirklich ein Freund sein will?«
    »Ja. So in etwa. Eine Bindungsschwäche aus Angst, die Nähe zu A könnte das Fortkommen bei B behindern.«
    »Aber wenn er tatsächlich feige war – wie passt da der ungesetzliche Grenzübertritt ins Bild?«
    »Eben! Gar nicht. Es war auch nur der Zobel, der dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat. Dem Kerner war das ganz angenehm. Der Junge war weg, hatte rübergemacht, und wir hatten keinen Mordfall!« Kramer wühlte sich aus den Tiefen des Sessels. »Noch einen Kaffee? Ich bin gleich wieder da – Philomena ist so ruhig, da muss ich nachsehen, was sie treibt.«
    Nachdenklich sah der Hauptkommissar dem Hausherrn hinterher. Ronny Zobel! Es wurde immer wichtiger, ihn zu finden.
    »Ronny Zobel konnte Roland also nicht leiden. Was ist da vorgefallen?«, fragte er den ehemaligen ABV, als dieser mit dem Papagei auf der Schulter ins Wohnzimmer zurückkam.
    »Wieso?«, fragte Kramer verblüfft. »Ronny Zobel war Rolands einziger wahrer Freund.«
    »Ausgerechnet der beste Freund erzählt die Räuberpistole von der angeblichen Republikflucht?«, hakte Nachtigall ungläubig nach.
    »Na, er konnte doch nicht ahnen, dass er dadurch eine Mordermittlung gefährdete.«
    »Und was macht Sie da so sicher?«
     
    Wenn sie ihre Hände flach auf den Bauch legte, schien er doch erheblich runder geworden zu sein. Gut, andere Mädchen waren auch nicht superschlank, er würde wohl noch eine Weile niemandem auffallen. Manuelas Morgenübelkeit war verschwunden, ihre Leistungen gaben keinen Anlass mehr für bissige Kommentare, im Grunde lief alles bestens.
    Dumme Kuh!, empörte sich ihre innere Stimme, nichts ist bestens! Es wächst!
    Und Andy kümmerte sich nicht mehr um sie, ließ sie völlig links liegen, sorgte stets dafür, nie allein mit ihr in einem Raum zu sein, um jedem Gespräch auszuweichen. Nur die Vitamine brachte er noch vorbei – in einem Briefumschlag, den er unter der Tür durchschob.
    Am nächsten Wochenende, nahm sie sich vor, wie an so vielen Wochenenden davor.
    Der Intellekt wusste, dass sie ihr Geheimnis preisgeben musste, doch schiere Angst vor den Konsequenzen eines solchen Geständnisses hielt sie immer wieder ab. Wenn sie sich aufs Bett legte und die Augen schloss, hörte sie das schrille Schimpfen ihrer Mutter, sah ihr wutverzerrtes Gesicht, hörte, wie auf der Straße über sie getuschelt wurde. Als ob sie nicht selbst wusste, dass sie einen Riesenfehler gemacht hatte. Müde trat Manuela ans Fenster.
    In der Dunkelheit war kaum noch etwas zu erkennen, nur vereinzelt knatterte ein Auto vorbei.
    Die Lichtkegel krochen über die Hauswände und malten aus Büschen und Bäumen Monster mit langen Armen auf den Putz. Dürre Finger, die nach ihr zu greifen schienen. Sie zog frierend die Arme vor die Brust und schob die Hände unter die Achseln.
    Von unten drangen leise Stimmen zu ihr herauf.
    Lautlos öffnete sie das Fenster.
    Andy!
    Ihr Herz stolperte vor Freude durch die nächsten Schläge. Er war doch gekommen! Nun würde alles gut!
    Andys Stimme hatte ein weiches Timbre, ganz anders als bei ihrem letzten Gespräch. Bestimmt übte er die Worte noch einmal, die er als Entschuldigung vorbringen wollte. Er murmelte so leise, dass sie ihn nicht verstehen konnte. Am liebsten hätte sie ihm zugerufen, es sei nicht notwendig, sie habe ihm schon verziehen, die Hauptsache sei, dass er jetzt für sie da war.
    Manuela beugte sich aus dem Fenster, so weit es ging – da entdeckte sie eine zweite Gestalt.
    Andy war nicht allein gekommen.
    Gebannt beobachtete sie, was nun geschah, wäre am liebsten laut schreiend vor sich und dem, was dort unter ihrem Fenster passierte, davongerannt. Doch ihr Körper gehorchte nicht. Paralysiert verharrte sie im kalten Abendwind und wurde Zeuge des Unsäglichen. Andy mit Patricia! Wie konnte er nur?
    Mit dieser dämlichen Zicke!
    Nach Ewigkeiten gelang es ihr

Weitere Kostenlose Bücher