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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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wird mir nicht dankbar dafür sein.«
    Conny schwang die Beine auf den Teppich und stand auf.
    Casanova warf seinem Mitbewohner einen bitterbösen Blick zu. Doch als er bemerkte, dass Conny in die Küche ging, sprang er ebenfalls geschmeidig auf, strich Nachtigall liebevoll um die Beine und nutzte die Gunst der Stunde, um betteln zu gehen. Er selbst hätte natürlich eine andere Formulierung gewählt. Betteln war etwas für unterwürfige Hunde.
    »Sieh mal, ich habe Buletten gemacht. Vielleicht mit Salat? Heiß oder kalt?«
    »Hm, mit Salat und kalt wäre sicher prima.« Der Hauptkommissar drückte seine Frau fest an sich.
    Conny richtete ihm das Essen auf einem Teller an, den sie gleich darauf ins Wohnzimmer trug.
    Casanova knabberte zufrieden an einem Beutestück.
    Domino hatte ganz offensichtlich ihre Chance im Wohnzimmer verschlafen.
    Peter Nachtigall nahm zwei Gläser Wein mit.
    Als sie nebeneinander auf der Couch saßen, kuschelte sich Conny an seine Schulter und meinte: »So, ich glaube, nun ist der richtige Moment gekommen, mir ein bisschen mehr von diesem Roland zu erzählen.«
     
    Marnie saß auf der Tribüne und verfolgte das Spiel. Zunehmend wurde sie von der Euphorie der anderen Zuschauer mitgerissen. Michael Wiener war verblüfft. Bisher hatte Sport im Leben seiner Freundin keine herausragende Rolle gespielt – und nun war sie ausgerechnet von Frauenfußball schlichtweg begeistert.
    »Sieh mal! Das war ja eine echte Traumparade. Wie die von Manuel Neuer im Spiel gegen Argentinien. Fantastisch. Guckst du überhaupt hin? Das war doch unglaublich, dass sie den noch gekriegt hat!«
    »Na ja«, räumte Wiener großzügig ein, »ziemlich gute Reaktion.«
    »Ziemlich gut? Nein, nein, mein Lieber, das war toll!«, stellte Marnie klar. »Kiri hat ihre Haare neu gefärbt. Die Blonde da unten ist sie. Sie spielt schon seit zwölf Jahren. Stell dir das mal vor – so lange schon.«
    Kiri war Marnies Freundin. Sie studierte wie sie selbst Biologie an der Uni Berlin und wohnte ebenfalls in Cottbus. Die beiden hatten zusammen eine Präsentation ausgearbeitet – und dabei war Marnie mit dem Frauenfußballvirus infiziert worden.
    Michael Wiener verbarg sein Gähnen, wie er glaubte, geschickt, indem er sich hinunterbeugte und an seinen Schnürsenkeln nestelte.
    »Hör auf damit«, lachte Marnie. »Du trägst Slipper!«
    »Ertappt!« Wiener legte seinen Arm um die Schultern seiner Freundin und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Weißt du eigentlich, dass Frauenfußball viel älter ist, als man gemeinhin so glaubt?«
    Wiener schüttelte leicht genervt den Kopf. Ihm ging es wie Hermann Neuberger. Der hatte 1982, als er noch das Amt des DFB-Präsidenten bekleidete, gesagt, im Zweifel sähe er Frauen lieber Tennis spielen als Fußball. Wiener schielte zu Marnie. Dann aufs Spielfeld.
    Er konnte sich nicht helfen: Für ihn sah das Spiel der Frauen aus wie Bolzen.
    Schülerpausenüberwindungsspiel.
    »Wenn man sich mit anderen unterhält, merkt man, dass sie alle davon ausgehen, Frauenfußball sei eine vergleichsweise junge Sportart. Dabei stimmt das gar nicht.«
    »So an die 30 Jahre gibt es ihn jetzt wohl schon«, erklärte ihr Freund, wobei er zu den geschätzten 20 absichtsvoll 10 addiert hatte, um ihr zu schmeicheln.
    Daher irritierte ihn ihr Lächeln etwas. Es war – mitleidig. Ganz eindeutig.
    »Irrtum! Frauen spielen bereits seit 1894 organisiert.«
    »Was? So lange schon?«, staunte er laut und dachte bei sich, wie schlecht müssen die Frauen bisher gespielt haben, dass es über einen so langen Zeitraum verborgen bleiben konnte, was sie da taten.
    »Ja! Stell dir nur vor: Nettie Honeyball gründete damals die erste britische Frauenfußballmannschaft. Und 1933 gab es eine Frau, die in der Männermannschaft spielte. Scheint damals kein Problem gewesen zu sein. Sie prügelte sich wie ihre männlichen Teamkollegen, köpfte, foulte – sie war wohl ziemlich stabil gebaut und unerschrocken.«
    »Und, hat sie auch mit ihnen geduscht?«, fragte Wiener unfreundlich.
    »Davon weiß ich nichts!«, patzte Marnie zurück und rückte ein Stück von ihrem Michael ab.
    »So? Hat diese unerschrockene Dame auch einen Namen – oder ist sie eher eine fantasievolle Legende unter den Anhängern des Frauenfußballs?«, neckte er sie weiter.
    »Lilian Mitchell hieß sie. Und sie war eine außergewöhnlich entschlossene und mutige Frau!«
    »Lilian Mitchell. Aha. Nun komm wieder her zu mir. So ganz allein mag ich hier auch

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