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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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nicht sitzen.«
    Gnädig rückte Marnie ein Stückchen an ihren Freund heran, überließ es jedoch ihm, den Rest der Distanz zu überwinden.
    »Hier bei uns gibt es auch eine unerschrockene Frau in einer Männermannschaft!«
    »Ach, das glaube ich nicht! Das ist sicher nicht erlaubt – und gehört habe ich davon auch noch nie. Du nimmst mich auf den Arm!«, beschwerte sich der junge Mann.
    »Nein. Es stimmt wirklich.« Sie grinste. »Und manchmal hat sie auch eine eigene Dusche. Aber offensichtlich lässt sich das immer irgendwie regeln.«
    »Mit Anstellen? Erst das Mädel, dann die Jungs?« Er glaubte Marnie kein Wort.
    »Echt, Michael. Das ist wahr. Sie spielte früher bei ›Energie‹, war dann lange verletzt. Auf Fußball wollte sie aber nicht verzichten. Also suchte sie sich eine Männermannschaft, die sie mitspielen ließ. Das hat geklappt.«
    »Soso. Und welcher Verein soll das sein?« Jetzt müsste sie Farbe bekennen. Michael war sicher, nun eine ausweichende Antwort zu bekommen. Er bereitete schon seinen nächsten bissigen Kommentar vor. Voreilig, wie sich herausstellte.
    »Beim SV Müschen/Babow.«
    »Hm.«
    »Und ihr Argument, neben der Tatsache, dass sie gern Fußball spielt, ist: Dieser Sport ist eine Lebensschule. Es geht um Teambildung, aber Fußball sei auch Härte und Ehrgeiz. Hat sie mal in einem Interview gesagt.«
    »Mag sein. Spieler müssen Niederlagen wegstecken, lernen, mit Frust und Aggression umzugehen. Stimmt schon. Aber wenn das wirklich erlaubt wäre, würden doch auch in anderen Mannschaften Frauen spielen.«
    »Es ist ganz legal. Das liegt an einer unklaren Formulierung im Regelwerk des DFB. Wenn ich Kiri richtig verstanden habe, gibt es schlicht keine Bestimmungen für gemischte Mannschaften. Alles hat seine Richtigkeit, Herr Besserwisser!«
    »Kiris Mannschaft gewinnt. Sie haben drei Tore Vorsprung. Die gegnerische Mannschaft hat keine realistische Chance mehr, das Spiel noch zu drehen«, stellte Wiener versöhnlich fest. »Gehen die Mädels danach feiern?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Dann könnten wir doch auch noch etwas unternehmen. Essen, danach den Abend zu Hause ausklingen lassen. Was meinst du?«
    »Gute Idee! Ich kann Kiri ja nachher eine SMS schreiben, vielleicht will sie ja noch bei uns vorbeikommen und an deinen altmodischen Vorurteilen über Frauenfußball arbeiten«, grinste Marnie ihn spitzbübisch an und war bereit, ihm die Worte von vorhin zu verzeihen.

9
    Hajo Mangold starrte ungläubig das Telefon an.
    Hatte es tatsächlich geläutet?
    An seinem zweiten Arbeitstag.
    Ja. Es klingelte.
    Mit einem Ruck riss er den Hörer an sein Ohr und meldete sich, wie er hoffte, dynamisch.
    »Mangold?«, fragte eine jugendliche, weibliche Stimme belustigt. »Wie das Gemüse? Sie sind der Neue, stimmt’s?«
    »Ganz genau.«
    »Ich bin Oberkommissarin Kruse. Wir haben eine unbekannte, wahrscheinlich männliche Leiche direkt an den Elbterrassen. Er wurde – tja, wie erkläre ich das jetzt am besten? – Nun, ich würde sagen, er wurde gekreuzigt.«
     
    Der Tatort lag vor seiner Haustür. War ohne jede Mühe zu finden. Keine fünf Minuten von der Polizeidirektion entfernt.
    Am Ende der Hasenbergstraße, unterhalb der neuen Synagoge, befand sich eine gepflasterte Fläche. In unmittelbarer Nähe lagen kleine Ausflugsschiffe vertäut.
    Es wimmelte von Polizisten in blauen Uniformen, Kollegen der Spurensicherung in weißen Schutzanzügen – ein Großaufgebot. Auf der Carolabrücke hatte sich eine stetig wachsende Schar Schaulustiger versammelt. Leicht irritiert sah Mangold sich um. Er hatte vergessen, Frau Kruse nach einem Erkennungszeichen zu fragen.
    »Sie sind Hauptkommissar Mangold?«, fragte eine Stimme hinter ihm und er fuhr herum.
    »Sie haben mich angerufen. Frau Kruse?«
    »Ankekatrin Kruse.« Sie lächelte ihn an und Mangold fühlte sich sofort ein bisschen weniger fremd in Dresden.
    Die junge Oberkommissarin lief zielstrebig vor ihm her und Mangold beeilte sich, zu ihr aufzuschließen.
    »Hier. Praktisch direkt unter dem Albertinum. Hier ist die Stelle.« Es war keine Leiche zu sehen. Rasch wirbelte er einmal um die eigene Achse. Nichts zu erkennen.
    »Sie müssen direkt an die Kante treten. Der Körper hängt bis etwa zum halben Unterschenkel unter der Wasseroberfläche.«
    Mangold schob sich an die Kante der Betonmauer. Tatsächlich. Nun entdeckte er das Opfer. Aus dieser Position konnte er direkt auf die dichten, dunklen Haare des Opfers hinuntersehen. Die Schuhe

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