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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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anderen Seite waren 20 Jahre eine lange Zeit.
    Wenn es wirklich nur sporadisch Kontakt zwischen Mutter und Sohn gegeben hatte, wie sie behauptete, waren sie sich einfach über die Jahre gleichgültig geworden.
     
    Du bist der Dritte … was meinte der Täter damit? Du bist der dritte Delegationschef, den ich getötet habe? Quatsch, verwarf Mangold diesen Gedanken, in diesem Fall hätten sie schon etwas davon in den Nachrichten gehört. Einen religiösen Hintergrund hatten sie ausgeschlossen. Zu weit hergeholt. Der Täter wusste vielleicht gar nicht, dass er Johannes Schaber so nah an der Synagoge in die Elbe gehängt hatte. Genauso gut konnten sie annehmen, es habe mit der aktuellen Kunstausstellung im Albertinum zu tun. Eine alte Rechnung? Vielleicht. Aber wie alt?

16
    Peter Nachtigall genoss den lauen Sommerabend.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er seine Tochter.
    Glücklich sah sie aus.
    Vor zwei Wochen hatte sie ihre eigene Tochter geboren, die im Augenblick satt und zufrieden im Kinderwagen schlief. Blaue Augen und dunkle Haare – na ja – die Augenfarbe würde sich noch ändern, aber mit ein bisschen Glück bekäme die Kleine die grünen sprühenden Augen ihrer Mutter. Damit würde sie in ein paar Jahren ein Jungenherz nach dem anderen brechen.
    Der Hauptkommissar lächelte selig.
    Von seinem Schwiegersohn hatte das Töchterchen nur wenig geerbt. Hoffentlich entwickelte sich die Kleine nicht auch zu einer gelackten Tusse, wie Jule das noch vor wenigen Jahren bezeichnet hatte. Beim Gedanken an seinen Schwiegersohn und dessen Dressmankörper verdüsterte sich Nachtigalls Miene. Jule lachte warm.
    »Man muss wahrlich kein Dupin sein, um zu erraten, was du denkst.«
    »So?«, tat der Vater unschuldig.
    »Oh ja. Immer wenn du an Emile denkst, ziehen Wolken an deiner Stirn vorbei. Gewitterwolken.«
    »Das bildest du dir ein. Er ist der Mann meiner Tochter, der Vater meiner Enkelin.«
    »Und Profiler beim LKA. Ihr arbeitet doch ganz erfolgreich zusammen.«
    »Stimmt. Ich fürchte, es richtet sich gar nicht gegen ihn – es ist dieses typische Vaterverhalten. Wahrscheinlich wäre mir keiner recht«, lachte Nachtigall und schlang seine starken Arme um die Tochter. Jule drückte ihm einen herzlichen Kuss auf die Wange.
    Aus dem Kinderwagen waren leise, glucksende Laute zu hören.
    »Warte nur, im nächsten Sommer macht sie schon die Gegend unsicher und wir werden uns nach der Ruhe der ersten Monate zurücksehnen«, prophezeite Jule und strahlte.
    Sie stand auf und beugte sich in den Wagen, zupfte ein bisschen an der leichten Decke und überprüfte, ob ihre Tochter etwa kalte Hände bekommen hatte.
    Peter Nachtigall sah ihr stolz dabei zu. »Wann wollte Conny eigentlich zurückkommen?«
    »In ein paar Minuten ist sie wieder da – und Emile kommt in einer halben Stunde«, erklärte Jule nach einem Blick auf die Uhr.
     
    Das Telefon.
    »Michael? Jetzt erzähl mir nicht, dass wir schon wieder eine Leiche haben!«
    Jule warf ihrem Vater einen tadelnden Blick zu.
    »Na, das ist auch besser so. Kein Mordopfer!«
    Jule drohte lachend mit dem Zeigefinger.
    Nachtigall grimassierte, während er seinem jungen Kollegen zuhörte. Jule gelang es nur mühsam, ein albernes Kichern zu unterdrücken.
    »Johannes Schaber ist auf dem Grillpartyfoto mit Roland Keiser? Das muss ja nicht unbedingt heißen, dass sie befreundet waren. Albrecht ist da auch drauf? Ja, mir ist bewusst, dass es Parallelen gibt, aber wir haben keinen handfesten Anhalt dafür. Wie? Jetzt? In welchem Programm?«
    Als ihr Vater in Richtung Haus stürmte, rief Jule ihm nach: »In Zukunft kannst du solche Gespräche nicht mehr neben deiner Enkeltochter führen! Womöglich bekommt es ihr nicht, wenn der Opa von Leichen und Mord redet.«
    »Dir hat es doch auch nicht geschadet.«
    »Bist du dir da sicher?«
     
    Peter Nachtigall suchte nach dem richtigen Sender und sah entgeistert auf die Videosequenz.
    Michael hatte recht.
    Die Position des Opfers glich der von Roland Keiser.
    Die Stimme des Reporters klang schrill.
    Vielleicht war das sein erstes Mordopfer. Er hatte in der Zwischenzeit recherchiert und fügte dem Bericht über das Auffinden von Johannes Schaber noch einen zusätzlichen Hinweis an.
    »In der Jacke des Opfers fand die Polizei einen Zettel mit der Androhung weiterer Morde. Es ist davon auszugehen, dass Herr Schaber bereits das dritte Opfer einer Serie ist. Bisher hält sich die Kriminalpolizei noch bedeckt, man hat keine allgemeine Warnung an die

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